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Der 1. Mai 2015 in Kreuzberg: Sieht eigentlich ganz gemütlich aus. Aber die Schäden waren groß.

© dpa

Feiern am 1. Mai: Der Görlitzer Park soll zur partyfreien Zone werden

Keine Grills, keine Musik, keine Glasflaschen: Der Bezirk will jedwede Form von Feierlichkeit aus dem Görlitzer Park verbannen. Kann das klappen?

Es soll ein ganz normaler Tag im Park werden - so stellt ihn sich zumindest das Bezirksamt von Friedrichshain-Kreuzberg vor. Es hat nun mitgeteilt, den Görlitzer Park in diesem Jahr zum 1. Mai von den traditionellen Feierlichkeiten rund um die Oranienstraße ausnehmen zu wollen.

Wie sich schon Anfang des Jahres abzeichnete, verzichtet der Bezirk auf ein Bühnenprogramm im Park. Auch ist es Besuchern am 1. Mai verboten, Musikanlagen, Grills, Glasflaschen und tragbare Verkaufsstände mit auf die Grünfläche zu bringen. Das sollen Parkläufer kontrollieren, die an ein Eingängen im Einsatz sein werden.

Im vergangenen Jahr dröhnten die Bässe aus dem Görlitzer Park bis weit nach Kreuzberg hinein. Jugendliche drängten sich auf der Wiese vor einer Bühne zu Elektro-Klängen – und am Nachmittag war dieses Fest so voll, dass Polizisten die Menschen an den Eingängen des Parks zurückdrängen mussten. "MaiGörli" hieß die Veranstaltung, die der Bezirk am 1. Mai 2018 zum ersten Mal im Görlitzer Park veranstaltet hat.

Doch das Konzept ging nicht auf. Zwar haben die Veranstalter ihr Ziel, die Grünfläche zu schützen, erreicht, heißt es aus dem Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg. Doch obwohl deutlich weniger Müll und Scherben liegenblieben als in den Vorjahren, waren vor allem Anwohner unzufrieden mit der Party.

Kritik an großen DJs und Showprogramm

Aus Ergebnissen einer Nachbarschaftsbefragung geht hervor, dass 61 Prozent der Anwohner sich gegen eine Neuauflage des Fests aussprechen. Die Menschen störten sich vor allem am kommerziellen Charakter der Veranstaltung. Auf der von einem privaten Radiosender gesponserten Bühne standen im vergangenen Jahr etwa Größen wie Oliver Koletzki oder Dirty Doering. 

In den Vorjahren kostete es den Bezirk oft viel Geld und Mühe, zertrampelte Wiesen, Scherben im Rasen und kaputte Pflanzen wieder herzurichten. Deshalb etablierte der Bezirk vor einem Jahr den MaiGörli, der Name spielte auf das bekannte MyFest rund um die Oranienstraße an.

Das MyFest wurde 2003 von Anwohnern erfunden, um den Krawallmachern, die in den Neunzigerjahren oft am 1.Mai durch Kreuzberg zogen, den Raum zu nehmen. Die Polizei hat das Fest immer unterstützt, alle Innensenatoren haben es als Garant für einen friedlichen 1. Mai gelobt.

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Doch 2015 versank Kreuzberg in einem derartigen Massenbesäufnis, dass die Bürgermeisterin das Myfest in Frage stellte, auch aus Sorge vor einer Panik. Seitdem findet es kleiner und regulierter statt, es gibt mehr und breitere Rettungswege. Für dieses Jahr kündigte Bezirksbürgermeisterin Monika Herrmann (Grüne) erneut an, das MyFest solle kleiner, politischer und kiezbezogener werden.

So soll es nur noch auf vier Bühnen Programm geben, darunter sollen weniger Musikdarbietungen und mehr politische Beiträge sein. Auf jeder Bühne wird es insgesamt mindestens zwei Stunden lang politische Wortbeiträge geben. Zudem machen mehr lokale Vereine und Initiativen mit.

Die Bühnen widmen sich verschiedenen Themen wie etwa Mieten, Verdrängung, Obdachlosigkeit, Antirassismus, Frauenrechte, selbstbestimmtes Leben oder Multikulti. Das Programm soll außerdem bereits um 21 Uhr enden, schon ab 20 Uhr reduzieren Bühnen die Lautstärke. Auch verspricht die Bezirksbürgermeisterin erneut mehr Toiletten.

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