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Die spanische Sängerin Rosalía

© IMAGO/Marechal Aurore/ABACA

Der prominente Wochenrückblick: Rosalía-Tickets in unter fünf Minuten ausverkauft

Aufmerksamkeit ist ein kostbares Gut. Deutschsprachige Musiker wie Nemo oder Bushido sorgen mit eher ungelenken Aktionen für selbige, während die Spanierin Rosalía oder die Britin Charli CXC wissen, wie es geht.

Stand:

Wenn sich das Jahr langsam dem Ende zuneigt und die Welt versucht, größere und kleinere Probleme wenigstens vorläufig zu lösen, fahren die Promis nochmal richtig hoch, um sich dann zu neuen Ufern aufzumachen.

Beispielhaft das Schweizer Stimmwunder Nemo, der seinen vor zwei Jahren im schwedischen Malmö gewonnenen Eurovision-Songcontest-Pokal zurückgeben will, weil – so die Argumentation – die den ESC veranstaltende Europäische Rundfunkunion Israel nicht von dem Wettbewerb ausschließen wolle.

Ein gelungener Schachzug: Kurzzeitig sprechen wieder viele von Nemo und das, obwohl es schon längst einen neuen ESC-Sieger gibt.

Sex mit Ex oder nicht

Vielleicht hatte sich Nemo die Strategie bei Familie Bushido, äh Ferchichi, abgeschaut, die versteht es bekanntlich meisterhaft, die PR-Maschinerie aus Selbstzweckgründen am Laufen zu halten. Ob Rapper Bushido alias Anis Ferchichi und seine Angetraute Anna-Maria aktuell zusammenleben oder nicht, weiß niemand so genau. Jedenfalls soll die Ehe kriseln, obwohl es im Bett nach wie vor rund läuft. Und so weiter. Sicher ist nur: Bushido geht im kommenden Jahr auf Tournee und es gibt für alle geplanten Konzerte immer noch reichlich Tickets.

Was Nemo 2026 zu verkaufen gedenkt, ist aktuell noch nicht bekannt, aber wahrscheinlich wird das der aufmerksame Leser entsprechenden Schlagzeilen recht bald entnehmen können.

In Sachen wohl orchestrierte Aufmerksamkeitsökonomie eine Scheibe abschneiden können sich die Herrschaften der deutschsprachigen Musikindustrie von der spanischen Sängerin Rosalía. Die hält so lange den Mund, bis sie wirklich was zu sagen hat, und haut dann einen nach dem anderen raus.

In der Praxis sieht das so aus: Zunächst lanciert sie mehr oder weniger zufällig eine Partitur eines neuen Songs und überschreibt die mit „Berghain“. Wenig später veröffentlicht sie den Song und singt darin, für Popsängerinnen untypisch, klassisch und auf Deutsch. Abgesehen davon, dass der Song gar nicht von dem bekannten Berliner Club handelt, versteht dann trotzdem keiner, worum es geht – was natürlich für ungleich viel mehr Gesprächsstoff sorgt.

Als nächster Schritt wird mit viel Tamtam die dazugehörige Platte herausgebracht und dann, wieder nur kurze Zeit später, relativ spontan eine Welttournee angekündigt. Entsprechend schnell sind die Tickets dafür vergriffen. Im Falle der Berliner Uber-Arena, in der Rosalía im Mai 2026 auftreten wird, dauerte der Ausverkauf jedenfalls nur wenige Minuten. Herzlichen Glückwunsch!

Brat-Summer 2.0

Einziges Manko: Unzählige Fans, die leer ausgingen, sind sauer. Auf Reddit schreibt etwa ein Nutzer: „Ich bin am Boden zerstört (…). Ich war pünktlich da, in der Warteschlange die Nummer 1000 für eine Location mit 15.000 Kapazität, und dann fängt der Irrsinn an. Karten laden nicht, Tickets tauchen auf und sind in meinem Warenkorb, aber nicht mehr verfügbar, wenn ich versuche, sie 2 Sekunden später tatsächlich zu kaufen (…). Super enttäuschend.“

Von solcherlei Problemen bleiben Anhänger der britischen Sängerin Charli XCX mit deren neuem Projekt verschont. Dabei schafft auch sie es, mit mehr oder weniger Gehaltvollem im Gespräch zu bleiben und gleichzeitig bei ihrem Leisten zu bleiben. Nachdem sie 2024 mit ihrem neongrünen Album „Brat“ (zu Deutsch: Göre) ihren internationalen Durchbruch betonierte, allgegenwärtig war und in gewisser Weise sogar den US-amerikanischen Präsidentschaftswahlkampf beeinflusste, bringt sie jetzt einen Film heraus, der diese Zeit reflektiert.

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Tatsächlich spielt sie in „The Moment“, wie der Streifen heißen wird, sich selbst. Schaut man sich den in der vergangenen Woche veröffentlichten Trailer an, handelt es sich auf den ersten Blick gar um eine Dokumentation. Dem widersprechen lediglich Gastauftritte von bekannten Schauspielern wie Rachel Sennott oder Alexander Skarsgård und andere Prominenten wie etwa Instagram-Unternehmerin Kylie Jenner.

Zusammengefasst geht es um das Leben eines Pop-Stars, der mit dem Druck der Musik-Industrie umgehen muss, während die Vorbereitungen für eine anstehende Tournee in vollem Gange sind: XCX findet den „Brat“-Hype „cringe“, geldgierige Plattenbosse wollen aber mehr davon und so weiter. Übertragen auf das echte Leben könnte sie es mit dem Filmprojekt schaffen, den sogenannten „Brat-Sommer“ von 2024 zu rekapitulieren und auf der Metaebene 2026 fortzuführen. Genial.

Ganz nebenbei kann sich die Berufsgruppe der Trendforscher freuen, denn die Prognose für das, was kommt, ist relativ einfach: Ästhetisch wird das Leben zwei Jahre zurückgespult und dann, mit etwas Glück, ein wenig reflektierter noch einmal durchgespielt. Nemo hätte so die Chance, gar nicht erst beim Eurovision Songcontest zu gewinnen.

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