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Friedrichshainer Nachtleben: Ein Rettungswagen im Einsatz auf der Warschauer Brücke.

© Kai-Uwe Heinrich

Kriminalität in Kreuzberg-Friedrichshain: Der Scheinfrieden ist nicht mehr zu halten

Nicht so schlimm, Einzelfall, kann ja mal passieren: Die Beispiele RAW-Gelände und Görlitzer Park zeigen, dass gerade in Friedrichshain-Kreuzberg die Probleme zu lange verdrängt wurden. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Lars von Törne

In älteren New-York-Reiseführern findet sich der Ratschlag, man solle doch immer 20 Dollar in der Tasche bei sich haben, um bewaffnete Räuber besänftigen zu können. Dort scheint das Problem mittlerweile erledigt, in Berlin kocht es möglicherweise gerade hoch.

Denn die Ereignisse auf dem RAW-Gelände in Friedrichshain öffnen den Blick auf eine Situation, die dabei ist, aus dem Ruder zu laufen. Dass sich dort offenbar organisierte Diebesbanden festgesetzt haben, die die Beute notfalls blutig verteidigen, zeigt eine neue Qualität.

Möglicherweise stimmt es, dass Kriminelle vom Görlitzer Park hierhin verdrängt wurden. Doch die Äußerungen von Insidern zeigen ein anderes Bild: Offenbar ist der gesamte Kiez zwischen Warschauer und Simon-Dach-Straße gefährdet, und das nicht erst seit gestern.

Beiden Brennpunkten ist gemeinsam, dass alle Beteiligten – Politiker, Polizei und Gewerbetreibende – offenbar den Kopf so lange in den Sand gesteckt haben, bis es einmal richtig knallte und der Scheinfrieden nicht mehr zu halten war. Nicht so schlimm, Einzelfall, wir passen auf, kann ja mal passieren ... Bloß nicht dran rühren, dann verschwindet es schon wieder von allein. Tut es aber nicht.

Es ist sicher kein Zufall, dass die von allen guten Bezirkspolitikern verlassene Polizei gerade in Friedrichshain-Kreuzberg den Ereignissen nur noch hinterherhechelt – von präventiver Arbeit kann dort schon lange keine Rede mehr sein. Mal sehen, wann der erste Reiseführer darauf mit praktischen Ratschlägen reagiert.

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