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Goldkäppchen. So wird Schöneberg auch bei Schmuddelwetter glänzend.

© Jörn Hasselmann

Rätselhafte Sprühaktion in Schöneberg: Die Poller mit dem Goldhelm

Die Köpfe der gusseisernen Poller auf Schönebergs Straßen sind plötzlich bemalt. Aber von wem?

Das Gold war plötzlich da. Vor ein paar Tagen kam es erstmals ins Blickfeld. Die Köpfe der gusseisernen Poller waren plötzlich golden bemalt. Am Sonnabend, auf der Fahrt zur Arbeit, springen sie einem regelrecht ins Auge. Am Nollendorfplatz in Schöneberg sind nahezu alle Köpfe bemalt, am Viktoria-Luise-Platz ebenso. Präziser müsste man sagen: besprüht. Manchmal ist dem Sprayer überschüssige Farbe den Hals des Pollers hinuntergelaufen. In der Regel sind die Eisendinger aber akkurat bemalt. Immer nur oben. Ansonsten ist die Farbe im Stadtbild nirgendwo zu sehen. Befragte Passanten sagen: „Nein, das ist mir nicht aufgefallen“. Die meisten schieben nach: „...aber sieht doch hübsch aus“.

Wer war es denn nun? Anruf bei Oliver Schworck, Stadtrat in Schöneberg, früher mal fürs Ordnungsamt zuständig, nun für die Jugend. Wenn es einer weiß, dann er. Erste Reaktion: „Das ist ja lustig.“ Nein, davon habe er noch nichts gehört. Der Bezirk war es sicher nicht, „der hat für so etwas kein Geld“. Eine Internetrecherche bestätigt Schworcks Einschätzung. Wer „Poller“ in die Datenbank der Bezirksverordnetenversammlung eingibt, bekommt ein paar Treffer zu den von Aktivisten geforderten Plastikpollern zum Schutz von Radwegen. Also tatsächlich keine amtliche Kunst.

"Wir waren das nicht"

Noch einmal auf zu einer gründlichen Kontrollfahrt durch den Kiez. Hunderte Poller sind besprüht, an den beiden prominenten Plätzen, aber auch in unscheinbaren Seitenstraßen. Überraschend: Es gibt auch silberne Köpfe. An manchen Stellen sind von zehn Pollern an einer Ecke alle bemalt, manchmal nur acht. Ein Polizist würde sagen: „Hier wurde der Täter gestört.“ Selten sind Metallpfosten oben bemalt, in der Regel nur die die Gusspoller, die historisches Flair vermitteln sollen.

Richtung Osten fallen die letzten besprühten Poller (hier silbern) an der Bülow- Ecke Zietenstraße ins Auge. Na klar, das ist es! Genau hier hat vor einem guten Jahr doch das Museum „Urban Nation“ geöffnet, das sich der Streetart verschrieben hat. Hinein also. Nein, bedauert der Herr am Empfang, „wir waren das nicht“. Aufgefallen ist es ihm aber auch noch nicht. Dann sagt er den selben Satz wie zuvor der Stadtrat: „Der Bezirk war es wohl auch nicht.“

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