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Königin und Krankenwagen.

© Christian Mang/Reuters

Staatsbesuch der dänischen Monarchin: Die „Vulkankönigin“ auf Tour durch Berlin

Sie raucht Kette, entwirft Briefmarken und regiert Dänemark seit fast 50 Jahren. Nun ist Margrethe II. auf Staatsbesuch und war zu Gast in der Charité.

Die Polizei hat die Wege für die Mitarbeiter und Studierenden der Charité abgesperrt, dann rollt die Blaulichtkolonne an. Acht Motorräder, fünf Polizeiwagen, sechs Edelkarossen und schließlich eine schwarze Stretchlimousine von Mercedes mit dänischer Standarte. Der Vorstandsvorsitzende der Charité, Professor Doktor Heyo Kroemer, wartet bereits in der Novemberkälte und muss sich noch eine Minute länger gedulden. Dann steigt die dänische Königin Margrethe II. aus dem Wagen. Hut, Blazer und Rock in veilchenblau. Kroemer verbeugt sich. So viel Etikette muss bei einem royalen Besuch gewahrt werden.

Die 82-jährige Monarchin ist seit Mittwochmorgen gemeinsam mit Kronprinz Frederik auf Staatsbesuch in Deutschland – erst der zweite in ihrer fast 50-jährigen Regentschaft. 1973 hatte sie sich mit Bundeskanzler Willy Brandt getroffen, dieses Mal trifft sie am frühen Morgen an dem nach dem Sozialdemokraten benannten neuen Flughafen ein und wird von einer Eurofighter-Eskorte und Salutschüssen begrüßt.

Ihre erste offizielle Station ist ein Backsteingebäude am Virchowweg. Hier forschen vor allem Wissenschaftler, ins Krankenhaus wollte man angesichts der hohen Covid-Patienten-Zahlen nicht. Stattdessen informiert sich Margrethe über einige Medizinprojekte. Die Dänen gelten im Bereich der digitalen Gesundheitsversorgung als führend. Beide Länder sollen von dem Besuch profitieren. Überhaupt, so die Botschaft des dänischen Hofs, soll die deutsch-dänische Nachbarschaft gewürdigt werden.

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An diesem Vormittag gibt sich die „coolste Monarchin Europas“, wie sie Boulevard-Medien vor ihrem Besuch bezeichnet haben, schweigsam. „Sie redet gerne“, sagt eine dänische Journalistin, die die Königin regelmäßig begleitet. Aber wenn sie sich auf eine Sache konzentriere, dann spreche sie kaum mit der Presse.

Ansonsten scheut Margrethe die Öffentlichkeit nicht. Neben ihren Pflichten als Monarchin tritt sie immer wieder als Grafikerin, Malerin und Übersetzerin in Erscheinung. Briefmarken soll sie entworfen, die dänische Version von Herr der Ringe illustriert und die Werke von Simone de Beauvoir ins Dänische übertragen haben. Aktuell arbeitet sie auch als Bühnen- und Kostümbildnerin für einen Netflix-Film.

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„Königin, Künstlerin, Kettenraucherin“, hat die „Süddeutsche Zeitung“ zuletzt die 82-Jährige zusammengefasst. Denn ihr nikotinhaltiges Laster ist das wohl größte Markenzeichen der Dänin. Bis zu 60 Zigaretten rauche sie am Tag. "Vulkankönigin", nennt sie die Klatsch-Presse. Seit einem dänischen Nichtrauchergesetz in öffentlichen Gebäuden greift die Königin jedoch nur noch im privaten Bereich zu den Glimmstängeln.

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Auch auf dem Charité-Gelände verkneift sie sich die Zigarette, auf dem Gelände gilt Rauchverbot. Dafür präsentieren ihr die Charité-Vertreter ihr Stroke-Einsatzmobil. Von außen sieht es aus wie ein normaler Rettungswagen, an Bord hat es jedoch einen kleinen Computertomographen. Mit dem können Schlaganfallpatienten schon am Unfallort auf mögliche Hirnblutungen untersucht werden. Patienten überlebten häufiger und trügen seltener eine Behinderung davon, erklärt der stellvertretende Direktor der Klinik für Neurologie der dänischen Königin. Die hört höflich zu und setzt sich auch nicht auf die bereitgestellten Holzstühle.

Das Programm von Margrethe ist straff

Dann, wie vom Protokoll vorgesehen nach genau 40 Minuten, läuft sie zurück zur Stretchlimousine und hält Kroemer die Hand hin. Der will sie schon schütteln, da zucken beide zurück. „Wir dürfen ja nicht“, sagt Margrethe und lacht. Corona-Maßnahme. Der Professor verbeugt sich. Dann setzt sich die Blaulichtkolonne in Bewegung.

Eine "sehr freundliche und sehr interessierte Persönlichkeit" sei die Königin, sagt Kroemer im Anschluss. Ihr Besuch habe sich für die Charité gelohnt: "Dänemark hat in Teilen ein Gesundheitssystem, von dem wir sehr viel lernen können."

Margrethe ist da bereits auf dem Weg ins Adlon. Das Programm ist straff. Später geht es zu einer Ausstellung im Humboldt-Forum mit dem Regierenden, dann zur Kanzlerin und zum Staatsbankett beim Bundespräsidenten. Und zwischendurch vielleicht eine Zigarette.

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