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Die Geschworenen müssen klären, ob ein Berliner seinen Segelpartner vor Schweden ertränkt hat.

© Malin Wunderlich/dpa

Update

„Dramatisch gescheiterter Rettungsversuch“: Berliner soll Segelpartner vor Schweden ermordet haben

Zwei Männer aus Berlin nehmen an einer Segel-Regatta vor Norwegen teil. Auf dem Rückweg sollen die langjährigen Freunde in einen tödlichen Streit geraten sein. War es Mord?

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Zwei Freunde aus Berlin waren nach einer Segel-Regatta vor Norwegen auf dem Heimweg, als sie an Bord in Streit gerieten. Anschließend trieb einer von beiden, Thomas B., leblos im Meer vor der schwedischen Küste. Elf Monate später steht sein Segelpartner Andreas F. vor dem Berliner Landgericht. Er soll den 71-jährigen Rechtsanwalt ermordet haben.

F. wies die Vorwürfe zurück. „Es war nicht meine Absicht, ihn zu töten, ich wollte ihn retten“, sagte er. „Ein dramatisch gescheiterter Rettungsversuch“, erklärten die Verteidiger.

Andreas F. aus Zehlendorf ist ein sportlich wirkender Mann. Er sei Rentner, gab er zu Protokoll. Seit elf Monaten sitzt er in Untersuchungshaft, erst in Schweden, seit Mitte November in der Justizvollzugsanstalt Moabit. „Ich kann bis heute nicht verstehen und zerbreche mir den Kopf, was am Morgen des 1. August passiert ist“, sagte er nun. Thomas B., der in Schöneberg wohnte, sei seit drei Jahrzehnten sein Freund gewesen: „Die Liebe zum Segeln verband uns“.

Was geschah an Bord der „Jolly Rose“?

Im Juli vorigen Jahres brachen die beiden Männer auf, um an einer Regatta teilzunehmen. Der Wettkampf habe Spaß gemacht, so der Angeklagte. „Wir kamen aber als eines der letzten Boote ins Ziel.“ Sein Freund sei sauer gewesen, die Stimmung an Bord gekippt.

Die Anklage geht von Gewalt in drei Akten aus. Erst wechselseitige Handgreiflichkeiten: F. habe die aus Metall bestehende Halterung des Rettungsringes genommen und seinem Freund damit auf den Hinterkopf geschlagen. B. sei ins Wasser gefallen.

F. habe dem Freund an Bord geholfen, doch es sei erneut zu einem Gerangel gekommen. Dabei soll F. den Segelpartner gewürgt haben. Als es dem Freund gelungen sei, erneut ins Wasser zu gleiten, soll F. der Crew eines anderen Segelbootes eine Entwarnung zugerufen und sie gebeten haben, weiterzufahren und keine Küstenwache zu verständigen. Dann sei F. ins Wasser gesprungen.

Zügig und von hinten sei er zu Thomas B. geschwommen. „Es kam ihm darauf an, den Überraschungseffekt auszunutzen“, heißt es in der Anklage. Um 11.42 Uhr habe er die Schultern seines Freundes gepackt, ihn „in Tötungsabsicht mit aller Kraft unter Wasser gedrückt“. F. habe verhindern wollen, dass die Körperverletzungen bekannt werden, „da er durch ein Strafverfahren insbesondere Ächtung durch seine Ehefrau, von der er finanziell abhängig ist, fürchtete“, erklärte die Staatsanwältin.

Andreas F. wies die Vorwürfe zurück. Zum Streit sei es über den Zustand der „Jolly Rose“ und wegen mangelnder Sicherheit an Bord gekommen. Rettungswesten hätten gefehlt und ein Leck habe zu Wassereinbrüchen geführt. Sein Freund sei „plötzlich durchgeknallt“, habe ihm mit der Faust ins Gesicht geschlagen, ihm dann in den kleinen Finger gebissen. Da habe er mit dem Metallbügel zugeschlagen. Als B. zum zweiten Mal im Wasser war, sei auch er ins Meer gesprungen. „Ich bekam ihn nicht richtig zu fassen“, sagte der 65-Jährige. „Das macht mich unendlich traurig.“

Ein Flugzeug der schwedischen Küstenwache befand sich in der Nähe und wurde alarmiert durch einen Notruf der Crew, die sich in Nähe der „Jolly Rose“ befand. Die Männer im Wasser wurden aus 1000 Meter Höhe gefilmt. Die Aufnahmen sind nun ein Beweismittel. Am 11. Juli geht der Prozess weiter.

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