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Eröffnung Dresdner Bahn Sonderzug

© Jörn Hasselmann

Dresdner Bahn nach 28 Jahren fertig: In 14 Minuten vom Bahnhof Südkreuz zum Berliner Flughafen

Mehr als 20 Jahre wurde gestritten, sieben Jahre gebaut. Nun ist die Dresdner Bahn fertig. Mit einem Sonderzug wurde dies am Donnerstag gefeiert. Fahrgäste können ab Sonntag einsteigen.

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Die neuen Gleise liegen fantastisch, berichtete der Lokführer des Premierenzuges, absolut ruhiger Lauf. Um 10 Uhr und 8 Minuten startete am Bahnhof Südkreuz der erste Zug mit Fahrgästen, mit im Führerstand: Bundesverkehrsminister Patrick Schnieder (CDU). Nach nicht einmal 14 Minuten rollte der IC im Flughafenbahnhof BER ein.

So schnell ging eine Fahrt zum Flieger noch nie. Berlin überholt mit dieser superschnellen Anbindung an den Airport viele andere deutsche und europäische Städte. Ab Sonntag wird der Flughafenexpress FEX exakt im 15-Minuten-Takt zwischen Hauptbahnhof, Potsdamer Platz, Südkreuz und BER pendeln. Auch der Fahrpreis ist vergleichsweise sehr günstig: Ein ABC-Ticket zu 4,70 Euro (ab Januar dann 5 Euro) reicht.

Zum Vergleich: In München dauert die Fahrt ab Hauptbahnhof nach MUC mit der S-Bahn 46 Minuten, in Hamburg 25 Minuten. In Berlin waren es bislang wegen des Umwegs etwa 40 Minuten. Auch Fahrgäste nach Dresden und Prag profitieren von zehn Minuten Zeitgewinn. Nach Dresden braucht der Zug nun etwa 99 Minuten, in die Gegenrichtung 95. 2028 soll die Fahrzeit auf 80 Minuten sinken.

Eröffnung der Dresdner Bahn mit einem Sonderzug.

© Jörn Hasselmann

Zwar gab es bereits 1875 schon eine Dresdner Bahn, doch die kam nach dem Zweiten Weltkrieg unter die Räder, 1952 fuhr der letzte Dampfzug. Seitdem wurde die Trasse nur noch von der S-Bahn genutzt.

Mehrere monatelange Sperrungen seit 2019

Nun liegen südlich von Südkreuz bis Blankenfelde zwei neue Gleise von je 16 Kilometer Länge, für Fern- und Regionalzüge. Für den Bau musste allerdings die S-Bahn auf großen Abschnitten verlegt werden. Dies hatte zwischen Lichtenrade und Priesterweg seit 2019 zu mehreren mindestens mehrmonatigen Sperrungen der S2 geführt. Pendler waren nicht begeistert.

Zudem gibt es nun einen Abzweig hinter der Stadtgrenze zum BER, die sogenannte Flughafenkurve. Das Ganze hat über eine Milliarde Euro gekostet (laut Bahn: 1,1 Milliarden) – und etwa 20 Jahre Verspätung. Den Bauantrag hatte die Bahn 1997 gestellt, die letzte Genehmigung lag erst 2020 vor. Anwohner und zeitweise auch die Berliner Politik hatten das Projekt nach Kräften torpediert. Die Lichtenrader (dazu gehörte auch Klaus Wowereit, Regierender Bürgermeister von 2001 bis 2014) wollten einen Tunnel unter ihrem Ortsteil.

Erst 2017 verlor die Bürgerinitiative in allerletzter Instanz vor Gericht. Heute wird Lichtenrade durch Lärmschutzwände zerschnitten. Weil die Anwohner so viel Angst vor Lärm hatten, wurden die Wände besonders hoch.

„20 Jahre 20 Kilometer Umweg“ hat ein Ende

„Wir brauchten einen langen Atem“, seufzte Philipp Nagl, Chef der DB-Infrago am Donnerstag bei der Feier im Flughafengebäude. Nagl bedauerte, dass man „20 Jahre lang 20 Kilometer Umweg“ fahren musste, zum BER und nach Dresden. Bislang hat niemand den volkswirtschaftlichen Schaden berechnet.

Bundesverkehrsminister Schnieder kritisierte, dass Projekte in Deutschland zu lange dauerten. „Wir müssen schneller werden.“ Und versprach, dass es nun wirklich schneller gehen soll. Denn der Koalitionsausschuss im Bund hat sich ebenfalls am Donnerstag auf ein „Infrastrukturzukunftsgesetz“ geeinigt. Nun können zum Beispiel Eisenbahnstrecken ohne Umweltverträglichkeitsprüfung elektrifiziert werden, sagte der Minister.

Die Vereinigung der Unternehmensverbände (UVB) lobte die Einigung. Und die neue Strecke: „Die Eröffnung der Dresdner Bahn ist ein Feiertag für Berlin und Brandenburg“, sagte UVB-Chef Alexander Schirp. „Fast alle Berliner kommen nun schneller zum Flughafen“, lobte Berlins Verkehrssenatorin Ute Bonde (CDU).

Der erste Zug für Fahrgäste startet am Sonntag um 1.01 Uhr in Südkreuz zum BER, von Hauptbahnhof erst um 1.43 Uhr. Ebenfalls am Sonntag wird auch die Anhalter Bahn von Südkreuz Richtung Teltow/Jüterbog wieder eröffnet. Diese war mit dem ganzen Fernbahnhof Südkreuz seit Oktober gesperrt. Und zwar für die Inbetriebnahme des neuen elektronischen Stellwerks, das künftig beide Strecken steuert, die neue und die alte.

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