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 Polizei und Zollfahndung sind bei einer groß angelegten Durchsuchungsaktion gegen eine kriminelle Bande auf einem Gehöft im Einsatz. Dabei stießen die Ermittler auf ein illegales Drogenlabor.

© dpa/Cevin Dettlaff

Update

Drogenlabor bei Razzia in Brandenburg ausgehoben: 37-Jähriger sitzt in Untersuchungshaft

Wegen des Verdachts auf illegale Zigarettenproduktion rückt die Polizei zu Durchsuchungen an mehreren Orten aus. Die Beamten finden kiloweise Drogen, eine Waffe und 53.000 Euro Bargeld.

Stand:

Nach Razzien wegen illegalen Zigarettenhandels und bandenmäßiger Steuerhinterziehung in Berlin und Brandenburg sitzt ein 37-jähriger Tatverdächtiger in Untersuchungshaft. Das teilte die Berliner Staatsanwaltschaft am Donnerstag mit. Der Mann, ein deutscher Staatsbürger, war am Mittwoch im brandenburgischen Brielow festgenommen worden.

Ob er der Kopf der Bande ist, ist unklar. „Wer die Zügel in der Hand hatte, ist noch Gegenstand der Ermittlungen“, sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft „Es ist auch nicht ausgeschlossen, dass hinter der mutmaßlichen Bande eine noch größere Organisation steht.

Am Donnerstag veröffentlichten die Ermittlungsbehörden eine Bilanz der Razzien. Bei den Durchsuchungen am Mittwoch war in der Nähe von Brandenburg an der Havel ein mutmaßliches Drogenlabor aufgeflogen.

Beamte fanden kiloweise Drogen und eine Waffe

Wie die Berliner Polizei, Staatsanwaltschaft und das Zollfahndungsamt am Donnerstag gemeinsam mitteilten, seien die Ermittler in einer Garage in Brielow auf ein „professionell eingerichtetes Labor zur Herstellung synthetischer Betäubungsmittel“ gestoßen.

Dabei wurden mehrere Kilogramm Drogen sichergestellt: darunter mehr als 21 Kilogramm mutmaßliches Amphetamin, 50 Kilogramm Coffein als mutmaßliches Streckmittel für Rauschgift sowie vier Kilogramm mutmaßliches Cathinon, eine psychoaktive Substanz aus der Gruppe der Amphetamine.

Auch eine scharfe Waffe nebst Munition sei in unmittelbarer Nähe der Drogen entdeckt und beschlagnahmt worden. Die Garage sei von einer mutmaßlichen Bande genutzt worden, die im Fokus der Ermittlungen steht, hieß es von den Behörden. Der Ort Brielow gehört zur Gemeinde Beetzsee bei Brandenburg an der Havel, westlich von Berlin.

Polizei und Zoll durchsuchen zehn Objekte in Berlin und Brandenburg wegen des Verdachts der bandenmäßigen Steuerhinterziehung.

© dpa/Sven Kaeuler

Bei dem Drogenlabor handelte es sich um einen Zufallsfund: Im Visier der Ermittler standen neun Beschuldigte zwischen 28 und 62 Jahren, die den Angaben zufolge im Verdacht stehen, unversteuerte Zigaretten gewerbsmäßig hergestellt und verkauft zu haben.

Nach Tagesspiegel-Informationen soll es sich bei der mutmaßlichen Bande zum Teil um lettische Staatsbürger handeln. Der festgenommene 37-Jährige soll in Kasachstan geboren sein. Aufgrund des bandenmäßigen Vorgehens könne außerdem von einer Tat im Bereich der Organisierten Kriminalität gesprochen werden, hieß es am Mittwoch.

Es gehe um den Verdacht der bandenmäßigen Steuerhinterziehung im Millionenbereich, wie der Sprecher des Zollfahndungsamt Berlin-Brandenburg, Christian Lanninger, am Mittwoch sagte. Im Einsatz war die gemeinsame Ermittlungsgruppe zur Bekämpfung illegalen Zigarettenhandels des Zollfahndungsamts Berlin-Brandenburg und des Berliner Landeskriminalamts.

53.000 Euro Bargeld sichergestellt

Eine ebenfalls entdeckte zweite Anlage zur Drogenherstellung sei noch verpackt und nicht in Betrieb gewesen, sagte Lanninger. Zudem fanden die Einsatzkräfte dort mehrere kleinere Anlagen zur Zigaretten-Herstellung. „Wir waren aber überrascht, dass wir wenig Zigaretten gefunden haben“, sagte der Sprecher. Es könne gut sein, dass die Tätergruppierung in verschiedenen Deliktfeldern aktiv sei.

Neben einer Zigarettenmaschine entdeckten die Beamten auch eine scharfe Schusswaffe sowie mehrere Kilo mutmaßlicher Amphetamine.

© Polizei Berlin / Bearbeitung Tagesspiegel

Seit dem frühen Morgen durchsuchten Einsatzkräfte zehn Objekte in der Region. Mehr als 250 Einsatzkräfte der Polizei und Zollfahnder waren beteiligt, darunter Beamte der Berliner und Brandenburger Polizei sowie der Zollfahndungsämter Berlin und Hannover.

Neben den Drogen wurden Datenträger, Mobiltelefone und schriftliche Unterlagen sowie insgesamt mehr als 53.000 Euro Bargeld sichergestellt.

Die Berliner Polizei veröffentlichte in den sozialen Medien mehrere Bilder vom Fund der Zigaretten-Ermittler. Dort ist auch zu erkennen, dass die Lagerhalle von einem Hahn als mutmaßliche Alarmanlage geschützt wurde.

Einsatz auch in Villa in Berlin-Grunewald

Wie es von den Behörden hieß, wurden im Zuge der Ermittlungen bereits Ende vergangenen Jahres in Belgien zehn Millionen unversteuerte Zigaretten sichergestellt. Der Steuerschaden lag bei zwei Millionen Euro.

Die Fahnder durchsuchten neben Lagerhallen auch Garagen und Wohnungen. In Berlin gab es sieben Durchsuchungen, unter anderem in einer größeren Villa in Grunewald. Zudem gab es laut Zollfahndungsamt unter anderem einen Einsatz im brandenburgischen Storkow und in Bad Saarow.

Der Berliner Landeschef der Gewerkschaft der Polizei, Stephan Weh, bezeichnete den Einsatz am Mittwoch als „gigantischen Erfolg“. Bei den Funden in Brandenburg sehe auch die Gewerkschaft, dass „sich auch osteuropäische Banden niemals auf eine Einnahmequelle konzentrierten.“ Wer in der Organisierten Kriminalität unterwegs sei, agiere stets international, bleibe innovativ und beschränke seine Gier nach schnellem Geld selten auf nur ein Geschäftsfeld, heißt es in der Mitteilung. (mit dpa)

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