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Eine benutzte Spritze liegt im Gebüsch nahe des U-Bahnhofes Hallesches Tor. (Symbolbild)

© dpa/Felix Zahn

Drogentote in Berlin: Neukölln fordert weiteren Konsumraum für Suchtkranke

Noch nie hat es mehr Drogentote in Berlin gegeben als 2024: 294 Menschen starben. In Neukölln sind die Zahlen nicht gestiegen, doch der Bezirk hat eine Forderung an den Senat.

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294 Menschen sind im Jahr 2024 infolge von Rauschgiftkonsum in der Hauptstadt gestorben – 2020 waren es noch 215. Bundesweit steht Berlin damit an erster Stelle.

Im Bezirk Neukölln zeichnet sich der steigende Trend allerdings nicht ab. Dort hat sich die Zahl der Drogentoten zuletzt nicht erhöht. Das geht aus einem Bericht hervor, den das Bezirksamt am Montag anlässlich des Gedenktags für verstorbene Drogengebrauchende veröffentlicht hat: Zwischen 2020 und 2023 starben demnach im Bezirk jährlich zwischen 20 und 30 Menschen infolge ihres Konsums. Zahlen für 2024 nannte der Bezirk in seinem Bericht nicht.

Dabei wurden in Neukölln im Blut der Verstorbenen häufiger Kokain, Substitutionsmittel, Benzodiazepine und MDMA gefunden als in anderen Berliner Bezirken. Seltener waren Heroin, Amphetamin und Methamphetamin nachweisbar. 91 Prozent der Todesfälle im Bezirk erfolgten nach Mischkonsum – weitaus mehr als noch 2017. Damals starben 64 Prozent der Betroffenen, nachdem sie unterschiedliche Drogen konsumiert hatten. Dabei sterben die Drogensüchtigen tendenziell in höherem Alter: Seit 2017 stieg der Anteil der Verstorbenen, die älter als 55 Jahre waren, von acht auf 22 Prozent.

„Der Tod durch illegale Drogen ist das schmerzliche Ende eines oft langen Leidensweges“, sagt der Neuköllner Gesundheitsstadtrat Hannes Rehfeldt (CDU) – und verweist damit auf die sozialen und strukturellen Ursachen vieler Todesfälle.

Suchtkrankheit zieht sich durch alle Gesellschaftsschichten, einem besonderen Risiko sind allerdings Menschen ausgesetzt, die in prekären Lebensverhältnissen leben, also zum Beispiel wohnungslos sind. Um das Risiko einer Überdosierung zu senken, brauchen sie geschützte Räume. „Der Bezirk möchte sich bei der Senatsverwaltung für Gesundheit und beim Abgeordnetenhaus für Mittel für einen weiteren Drogenkonsumraum einsetzen“, heißt es vom Bezirksamt.

Aktuell gibt es zehn solcher Drogenkonsumräume in Berlin, einen davon in Neukölln, in der Karl-Marx-Straße. Darüber hinaus sei im Bezirk seit Juli am Anita-Berber-Park an der Hermannstraße wieder regelmäßig ein Kontakt- und Beratungsmobil stationiert.

Zudem, so der Bericht, brauche es Angebote zum Drug-Checking sowie mehr psychosoziale Betreuung. Der Bezirk wolle die Straßensozialarbeit ausbauen, um wohnungslose, suchtkranke Menschen besser zu unterstützen und an das bestehende Hilfesystem anzubinden. „Es ist entscheidend, Suchterkrankungen nicht als moralisches Versagen, sondern klar als Krankheit zu verstehen und zu behandeln“, sagt Rehfeldt.

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