zum Hauptinhalt
Gedenken an den Vater. Edzard Reuter (r), Sohn von Ernst Reuter, sitzt 2018 bei der Feier zum Gedenken an die legendäre Rede Ernst Reuters an die „Völker der Welt“ im Allianz-Forum neben seiner Ehefrau Helga Reuter.

© picture alliance/dpa/Christoph Soeder

Alles fließt in seine Stiftung: Edzard Reuter wirkt über den Tod hinaus

Im Exil in der Türkei hat Reuter als Jugendlicher erfahren, wie wichtig Völkerverständigung ist. Sein gesamtes Vermögen ist diesen Zwecken gewidmet.

Stand:

Sein Leben lang hat sich Edzard Reuter eng verbunden gefühlt mit seiner Geburtsstadt Berlin, deren Ehrenbürger er seit 1998 war. Sein Vermächtnis wird künftig Gutes für das Miteinander in der Stadt und im Land bewirken. Zusammen mit seiner Frau baute er die Helga und Edzard Reuter Stiftung auf.

Bereits seit 1995 würdigt sie Menschen und Projekte, die sich auf herausragende Weise um Völkerverständigung und das friedliche Zusammenleben von Menschen unterschiedlicher ethnischer, kultureller oder religiöser Herkunft verdient gemacht haben.

Die nächste Preisverleihung findet am 26. Februar in Verbindung mit einer Würdigung des Ehepaars Reuter im Liebermann-Haus am Brandenburger Tor statt. Edzard Reuter starb Ende Oktober letzten Jahres, seine Frau drei Wochen später.

30.000
Euro bekommen derzeit jährlich zwei Preisträger für ihre guten Zwecke.

Der Preis ist derzeit mit insgesamt 30.000 Euro dotiert und wird meistens unter zwei Preisträgern aufgeteilt. Aber künftig werde wohl noch viel mehr möglich sein, sagt Susanne Eisenmann, die Vorstandsvorsitzende der Stiftung.

Edzard Reuter hatte die frühere Kultusministerin von Baden-Württemberg noch zu Lebzeiten gebeten, dieses Amt zu übernehmen, um die Stiftung in seinem Sinne weiterzuführen. Sie sei sein Herzensanliegen gewesen, sagt Eisenmann. Der frühere Vorstandsvorsitzende von Daimler, wie sein Vater SPDler, und die CDU-Politikerin haben sich immer gut verstanden und geschätzt.

Prägende gute Erfahrungen in der Türkei

Bislang betrug das Stiftungsvermögen 1,2 Millionen Euro. Da aber das gesamte Erbe des kinderlosen Ehepaares hineingeflossen ist, werden künftig viel größere Projekte möglich werden. Der gesamte Umfang wird erst nach der Testamentsvollstreckung publik gemacht.

Engagiert für Gemeinsinn. Susanne Eisenmann steht jetzt an der Spitze der Helga und Edzard Reuter Stiftung.

© Helga und Edzard Reuter Stiftung/Ferdinando Iannone

Gesellschaftlicher Zusammenhalt und ein gutes Miteinander seien Reuter sehr wichtig gewesen, sagt Eisenmann. Auf der Flucht vor den Nazis emigrierte die Familie Reuter 1935 in die Türkei. Dort lebte sie zwölf Jahre lang, und die Zeit zwischen seinem siebten und 19. Lebensjahr prägten den späteren Top-Manager fundamental. Die gute Aufnahme, die die Familie in der Türkei erlebt hat, bestimmte seinen Blick auf dieses Land bis zu seinem Lebensende.

Susanne Eisenmann führt das Werk weiter

Gesellschaftliche Teilhabe, dass alle die gleichen Möglichkeiten für eine gute Ausbildung haben, war ihm daher besonders wichtig. Susanne Eisenmann hatte bis zuletzt einen guten Draht zu dem Ehepaar. Trotzdem war sie vom Tod des Ehepaares überrascht.

Bis zum Schluss seien beide offen und interessiert gewesen. Nach mehr als 50-jähriger Ehe sei aber irgendwie auch klar gewesen, dass der eine ohne den anderen Partner nicht lange überleben würde.

Sie hatten ein abgerundetes Leben, der Blick darauf sei von hoher Zufriedenheit geprägt gewesen, erzählt Eisenmann. Künftig kann die Stiftung auch Forschungsansätze unterstützen und Projekte im Sinne Edzard Reuters fördern.

Zu den bisherigen Preisträgern zählen unter anderem die Berliner Gesellschaft Türkischer Mediziner, die Bürgerstiftung „Neuköllner Talente“, die Herbert-Hoover-Realschule, die Neuköllner Stadtteilmütter, die Regisseurin Shermin Langhoff für ihren Einsatz als künstlerische Leiterin des Ballhauses Naunynstraße, Hamad Nasser für seinen Einsatz im Pestalozzi-Fröbel-Haus, die Moderatorin Dunja Hayali, der Imam Ender Cetin und die langjährige Ausländerbeauftragte Barbara John.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })