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Polizeibeamten blockierten Freitagnacht den Eingang des Geländes an der Köpenicker Straße. Davor versammelten sich Aktivisten.

© Dominik Totaro

Update

Linkes Symbolprojekt in Berlin: Einstiger „Köpi“-Wagenplatz besetzt – Polizei räumt Gelände, 16 Festnahmen

Protest gegen den „Köpi“-Eigentümer: Autonome drangen am Karfreitag auf das Gelände ihres alten Symbolprojekts ein, Sympathisanten versammelten sich davor.

Der Konflikt um eines der letzten linken Symbolprojekte in Berlin ist am Karfreitag wieder aufgeflammt: Ein halbes Jahr nach der umkämpften Räumung wurde das Areal des früheren Wagenplatzes an der Köpenicker Straße im Bezirk Mitte am Abend besetzt. Die Polizei räumte das Gelände später erneut und nahm die 15 Besetzer sowie einen Demonstranten vorübergehend fest.

Gegen 19 Uhr überwanden die Männer und Frauen die Zäune zu dem Grundstück, sie zündeten Feuerwerk, Knallkörper und Rauchtöpfe, beschallten das Areal mit Musik, kletterten auf Baufahrzeuge und Container und hissten Transparente. Nach Polizeiangaben brachten sie auch Stacheldraht und Feuerlöscher mit - elf wurden später sichergestellt. Es folgten Reden auf Deutsch und Englisch.

Die in der Szene bekannte Initiative "Køpi bleibt" veröffentlichte am Abend ein Statement, in dem die Besetzung des Platzes ankündigt wurde. Dort heißt es: "Wir sind hier, um zurückzufordern, was uns gehört."

Die Polizei postierte inzwischen Einheiten um das Gelände. Gegen 22 Uhr betraten Einsatzkräfte den Platz und nahmen 13 der 15 Besetzer vorübergehend fest. Zur Feststellung ihrer Personalien wurden sie in ein Polizeigewahrsam gebracht und später wieder freigelassen. Zwei Frauen waren jedoch mit professioneller Ausrüstung auf Bäume geklettert und harrten dort aus. Sie gaben erst Stunden später auf, die letzte um 4 Uhr.

Eine 34-Jährige kam ebenfalls vorübergehend in ein Polizeigewahrsam, eine 21-Jährige wurde nach einer Personalienfeststellung an Ort und Stelle wieder entlassen - auch das gilt als vorübergehende Festnahme. Die Kletterausrüstungen wurden beschlagnahmt. Auch die Höhenretter der Berliner Feuerwehr und Spezialkräfte der Polizei waren im Einsatz.

120 Sympathisanten demonstrierten vor dem Gelände

Während der Besetzung versammelten sich bis zu 120 Sympathisanten vor dem Gelände. Via Twitter hatten die Besetzer dazu aufgerufen. Eine Kundgebung unter dem Motto „Rückgewinnung der Köpi nach einem halben Jahr“ wurde gegen 23 Uhr friedlich beendet.

Polizeibeamte schützen den Eingang des Areals an der Köpenicker Straße.
Polizeibeamte schützen den Eingang des Areals an der Köpenicker Straße.

© Dominik Totaro

Etwa 30 Demonstranten verblieben am Ort und protestierten lautstark. Die Einsatzkräfte drängten die Gruppe in Richtung Engeldamm ab. Ein 27-Jähriger beleidigte dabei einen Polizisten und leistete Widerstand - auch er wurde zur Feststellung seiner Personalien festgehalten.

Bei der Räumung 2021 gab es schwere Auseinandersetzungen

Über Jahre hatten Dutzende Frauen und Männer auf dem Grundstück in fest platzierten Camping- und Bauwagen gelebt – bis der Eigentümer das Gelände im Herbst 2021 räumen ließ. Am Freitag teilten die neuen Besetzer mit, der Besitzer habe das Areal nicht bebaut, sondern lasse es für Spekulationen brach liegen.

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Am 15. Oktober vergangenen Jahres hatte die Polizei den Wagenplatz geräumt, nachdem der Eigentümer die Maßnahme vor Gericht erstritten hatte. Hunderte Polizisten waren mit schwerem Gerät im Einsatz, es gab heftige Auseinandersetzungen - auch über Berlin hinaus. Die Polizei nahm damals 76 Personen fest, 46 Einsatzkräfte wurden verletzt. Im vergangenen Herbst war es in Berlin zu diversen Sachbeschädigungen und Brandstiftungen gekommen, die Sympathisanten der Wagenplatz-Bewohner zugerechnet wurden.

Der Altbau in der Köpenicker Straße 137 – das symbolträchtige Szenehaus neben dem früheren Wagenplatz – wird nach wie vor von Autonomen bewohnt. Es liegen, so heißt es, Mietverträge vor, die nach der Besetzung 1990 mit einer damaligen Wohnungsbaugesellschaft abgeschlossen und später verlängert wurden. (mit dpa)

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