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EM-Kunstrasen von Berliner Fanmeile: Weniger als die Hälfte wird wiederverwendet
Die 24.000 Quadratmeter Rasen sollten auf Sportplätzen in ganz Berlin verteilt werden. Laut Sportverwaltung wird nun deutlich weniger neu verbaut, Grund sind Schäden durch Kaugummis und Pyrotechnik.
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Ein Großteil des Kunstrasens der EM-Fanzone vor dem Brandenburger Tor kann nicht wie geplant wiederverwendet werden. Laut der von Iris Spranger (SPD) Senatsverwaltung für Sport und Inneres können nur 11.000 der insgesamt 24.000 Quadratmeter großen Fläche auf andere Sportplätze verlegt werden.
Als Grund dafür nennt die Sportverrwaltung in einer Antwort auf eine Parlamentsanfrage der Grünen-Abgeordneten Julia Schneider unter anderem „Verschmutzungen durch Kaugummis oder Spuren von Pyrotechnik“. Zudem könne die gesamte Fläche direkt vor dem Brandenburger Tor „aufgrund von Rissen, die durch die Bühneninstallationen und der daraus resultierenden Traglast entstanden sind“, nicht wiederverwendet werden.
Der Kunstrasen war Teil der Berliner Fanmeile auf der Straße des 17. Junis während der Fußball-Europameisterschaft im Sommer. Die Kosten für Anschaffung und Verlegung beliefen sich auf 1,2 Millionen Euro. Sportsenatorin Spranger warb stets mit dem Nachhaltigkeitsaspekt – der Kunstrasen werde nach dem Turnier an Vereine, Schulen und andere Institutionen vergeben, um deren Sportplätze zu sanieren.
Verantwortliche widersprechen sich selbst
Laut Sportverwaltung sei man vor der EM davon ausgegangen, sogar nur 10.000 Quadratmeter wiederzuverwenden. Allerdings wurde diese Zahl nie öffentlich kommuniziert. Im Gegenteil: Eine Sprecherin der landeseigenen Kulturprojekte GmbH, die die Fanzone im Auftrag der Sportverwaltung organisiert hat und ist auch für die Verteilung des Kunstrasens zuständig, sagte der „Märkischen Oderzeitung“ wenige Tage nach dem Ende des Turniers, dass 95 Prozent des Kunstrasens wiederverwendet werden können.
Und auch die Sportverwaltung selbst antwortete auf eine Parlamentsanfrage im November 2023: „Es wird davon ausgegangen, dass die zu erwartenden Verunreinigungen durch Wartung und professionelle Reinigung entfernt werden können.“
„Der Senat widerspricht sich selbst und handelt intransparent“, sagte die Grünen-Abgeordnete Julia Schneider dem Tagesspiegel. „Das ist enttäuschend, gerade angesichts der vorherigen Debatte und zeigt, dass Nachhaltigkeit nicht im Fokus stand.“
Für Verwirrung sorgen zudem neue Äußerungen der Kulturprojekte GmbH. Eine Sprecherin des Unternehmens schreibt auf Tagesspiegel-Anfrage, dass sie „die benannte Zahl nicht auf Anhieb verifizieren“ können. Die finale Anzahl verteilter Quadratmeter werde aber mit Sicherheit über 11.000 Quadratmeter liegen. Die Sportverwaltung erklärte zu diesem Widerspruch lediglich, dass es sich um Planzahlen handle und der Prozess noch nicht abgeschlossen sei.
Nicht nur die Qualität des Kunstrasens bereitet der Verwaltung Probleme. Auch die Vergabe selbst läuft schleppend. Mehrere Abnehmer, die zuvor ausgelost wurden, konnten den Kunstrasen doch nicht verlegen, teils aus baulichen, teils aus finanziellen Gründen. Dazu zählt ausgerechnet auch die JVA Tegel, die mit 4000 Quadratmetern das größte Teilstück des Kunstrasens bekommen sollten. Aktuell wird laut Sportverwaltung eine neue Auslosung für die noch nicht vergebenen Flächen vorbereitet.
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