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Stefan Baguette von ADL (Mitte) übergab den Schlüssel an Eva Kreienkamp und Rolf Erfurt von der BVG.

© Jörn Hasselmann

Erster Termin der neuen BVG-Chefin: Berlin bekommt 200 neue Doppeldeckerbusse

„Alexandra" und „Dennis" heißen die ersten neuen Doppeldecker des Herstellers Alexander Dennis. Für Eva Kreienkamp war es der erste öffentliche Auftritt.

Doppeldecker doppelt interessant: Die neue BVG-Chefin stellte am Mittwoch die ersten beiden Prototypen des britischen Herstellers Alexander Dennis vor. Es war der erste öffentliche Auftritt von Eva Kreienkamp, die seit Anfang Oktober an der Spitze der BVG steht – und der deshalb mit Spannung erwartet worden ist.  

Zwei schlechte Nachrichten zuerst: Die neuen Busse haben noch keine TÜV-Plakette und Eva Kreienkamp hat den Regierenden Bürgermeister noch nicht getroffen. Keine Sorge, meint die BVG, die Plaketten kommen in den nächsten Tagen und ein Termin für den Antrittsbesuch bei Michael Müller sei auch schon vereinbart. 

Seit Jahren wartet Berlin auf neue Doppeldecker, nun sind sie da. Einer der beiden Prototypen vom Typ „Enviro500" soll ab November auf der Linie 100 regulär eingesetzt werden, der andere soll von der BVG rund um die Uhr ohne Fahrgäste „über alle Holperpisten der Stadt gejagt werden", wie BVG-Vorstand Rolf Erfurt sagte. Denn auch wenn das Modell weltweit fährt – ob sie dem schlechten Pflaster und dem rauen Berliner Alltag gewachsen sind, müssen die Prototypen erst nachweisen. 

Der „Neue" aus Schottland rollt zwar durch viele Metropolen der Welt, aber eben noch nicht in Berlin. Die aus Mainz stammende Chefin präsentierte etwas für Berlin ganz Neues: Die beiden Busse tragen erstmals Namen, und zwar „Alexandra" und „Dennis". 

Ihre Idee sei das nicht gewesen, die sei aus dem Betrieb gekommen. Bekommen nun alle Busse einen Namen? „Mal sehen, was passiert", wich Kreienkamp etwas aus. 

Die üblichen Nummern haben die Busse natürlich auch, und zwar 3550 und 3551. Im kommenden Jahr sollen 25 geliefert werden, der große Rest von 173 Bussen erst 2022. So lange werden die überalterten MAN-Doppeldecker weiterfahren müssen, sagte Betriebsvorstand Erfurt.

Wie mehrfach berichtet, ist ein großer Teil der Fahrzeuge abgestellt oder verschrottet. Auf vielen Linien wie dem M29 oder M19 fahren seit Monaten auch Eindecker, die viel weniger Platz bieten. Nur 200 von einst 400 MAN-Doppeldeckern fahren noch. 

Keine Plexiglasscheiben als Corona-Schutz

Die Lieferung neuer Modelle verzögerte sich wegen Corona, eigentlich sollten die ADL-Fahrzeuge bereits im August eintreffen. Trotz der Verzögerung haben die beiden Prototypen noch keine Plexiglasscheiben als Corona-Schutz für den Fahrer. Deshalb wird zunächst kein Einstieg zur vorderen Tür möglich sein. 

Der Schotte bietet Platz für 112 Fahrgäste, er hat wie sein Vorgänger drei Türen und zwei Treppen ins Oberdeck. Die hintere Treppe ist deutlich einfacher zu begehen. Gefühlt sind die Sitze breiter, dafür ist der Gang im Unterdeck schmaler. 

Im Oberdeck ist in der Höhe deutlich mehr Platz als in den alten Wagen, obwohl die maximal mögliche Höhe von 4,06 Meter nicht verändert wurde. Jede Sitzreihe hat USB-Buchsen zum Laden des Handys, die Sitzplatzbelegung im Oberdeck wird im Einstieg auf Monitoren angezeigt. Den Euro-6-Diesel liefert Mercedes Benz zu. 

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Doppeldecker gab es in Mainz nicht. Es war der erste Auftritt von Eva Kreienkamp.
Doppeldecker gab es in Mainz nicht. Es war der erste Auftritt von Eva Kreienkamp.

© Jörn Hasselmann

Eva Kreienkamp kündigte an, „die Marktentwicklungen bei den E-Bussen zu beobachten" – denn der neue Doppeldecker fährt wie gehabt mit Diesel. Sie selbst wird das nicht täglich machen können. Sie habe eine Wohnung in Reinickendorf gefunden, berichtete sie am Rande der Veranstaltung. Sie fahre mit dem Rad zur U-Bahn und dann mit der U8 ins Büro. Aus Mainz habe sie zwar ein Auto mitgebracht, vor allem um die drei Hunde ins Grüne zu bringen. Eines hat Kreienkamp schnell gemerkt: Der Carsharing-Markt funktioniert in Reinickendorf "nicht ausreichend gut", wie sie sagte.

ADL hat weltweit bislang 18.000 Doppeldecker verkauft. In Hongkong seien diese übrigens 4,40 Meter hoch, da können auch große Erwachsene unten und oben bequem stehen. In England sind zwischen 4,20 und 4,30 Meter üblich. In Berlin lassen die vielen Brücken maximal 4,06 Meter zu. Es gebe schlicht weltweit kein berlintaugliches Doppeldecker-Modell mit Batterieantrieb, sagte Stefan Baguette von ADL bei der Übergabe. Eindecker und Gelenkbusse bestellt die BVG seit einiger Zeit nur noch elektrisch.  Die BVG hatte im Oktober 2018 dennoch beschlossen, 200 Diesel-Fahrzeuge zu bestellen.

Erste Fahrt auf dem Betriebshof. Auf die Straße darf der Bus noch nicht, es fehlt die TÜV-Plakette.
Erste Fahrt auf dem Betriebshof. Auf die Straße darf der Bus noch nicht, es fehlt die TÜV-Plakette.

© Jörn Hasselmann

Große Monitore zeigen die kommenden Haltestellen, Umsteigemöglichkeiten und weitere Informationen an. Einer der Bildschirme ist entgegengesetzt der Fahrtrichtung ausgerichtet. Im Multifunktionsabteil in der Wagenmitte finden Kinderwagen oder zwei Rollstühle gesichert Platz. 

Haltewunschtaster mit akustischer Rückmeldung und geriffelte Haltestangen an allen Türen sollen sehbehinderten Fahrgästen eine bessere Orientierung beim Ein- und Ausstieg bieten. Unklar ist noch, wo die Serienfahrzeuge gebaut werden. 

BVG-intern war zuletzt gemeldet worden, dass die Fahrzeuge auch in der Türkei zusammengebaut werden könnten. ADL-Sprecher Stefan Baguette reagierte wortkarg: „Die Entscheidung ist noch nicht gefallen." 

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