
© BVG/Andreas Süß
Neue Straßenbahnen für Berlin: Die neuen Trams sind lang – aber nicht lang genug?
Während der erste der „Urbanliner“-Züge noch seine Proberunden dreht, bestellt die BVG 45 weitere Exemplare – aus Sicht der Linken aber nicht die besten. Auch in die Ausbildung des Fahrpersonals wird investiert.
Stand:
Die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) investieren massiv in die Zukunft der Straßenbahn. Der Aufsichtsrat – Vorsitzende ist Wirtschaftssenatorin Franziska Giffey (SPD) – hat Geld zur Beschaffung von weiteren 45 Zügen des Typs „Urbanliner“ freigegeben, wie das Landesunternehmen am Dienstag mitteilte. Damit könne das zweite Los beim Hersteller abgerufen werden. 20 Exemplare sind bereits früher bestellt worden.
Die neunteiligen „Urbanliner“ sind eine Weiterentwicklung des seit Jahren eingesetzten Bombardier-Modells „Flexity Berlin“. Die größte Neuerung ist ihre Länge von 50 Metern. Bisher setzt die BVG nur fünf- und siebenteilige Flexity-Züge ein, die 30 bis 40 Meter lang sind. Das neue Modell ist fast so lang wie zwei gekuppelte Züge des älteren Typs „GT6“, die die BVG auf besonders frequentierten Linien fahren lässt.
Ein erstes Exemplar hat der jetzige Hersteller Alstom bereits im Sommer 2024 nach Berlin geliefert, wo es laut BVG auf Betriebsgelände erprobt wird. Die restlichen 19 Fahrzeuge sollen in diesem und dem nächsten Jahr geliefert werden, der Einsatz im Fahrgastbetrieb ist ab dem kommenden Frühjahr geplant. Für die jetzt vereinbarten 45 weiteren Züge stellt die BVG eine Lieferung „ab 2026“ in Aussicht.
In einem Antrag fürs Parlament werden 60 Meter lange Züge gefordert
Mit der Bestellung kommt das Land einem Antrag der Linken im Abgeordnetenhaus zuvor: Die Fraktion fordert, dass die BVG 60 Meter lange Züge bestellen solle, um die deutlich gewachsene Menge der Fahrgäste zu bewältigen. Die meisten Haltestellen seien dafür bereits lang genug. Auch die Ampelschaltungen müssten laut Verkehrsverwaltung nicht für noch längere Züge angepasst werden, heißt es zur Begründung des nunmehr wohl hinfälligen Antrages vom Dezember. Auch die Linken verweisen darauf, dass mit den „GT6“-Duos bereits 56 Meter lange Bahnen problemlos durch Berlin fahren.

© BVG/Corys (Simulation)
Zugleich investiert die BVG in die Ausbildung des Fahrpersonals: Für insgesamt rund fünf Millionen Euro sollen zehn neue Straßenbahn-Simulatoren beschafft werden. Acht davon sind als Pult-Variante mit komplettem Führerstand vorgesehen, in dem sieben Monitore das Verkehrsgeschehen im Umkreis von 210 Grad darstellen sollen und der originalgetreue Sitz passend zur Fahrsituation bewegt wird.
Außerdem sind zwei mobile Desktop-Simulatoren geplant, die die BVG vor allem zur Fortbildung nutzen will. Der französische Hersteller Corys, der die Ausschreibung gewonnen hat, soll laut BVG 100 Kilometer virtueller Strecke mitliefern. Wie schon bei den bisherigen Simulatoren lassen sich unterschiedliche Wetter- und Verkehrsverhältnisse sowie Gefahrensituationen darstellen. Die Simulatoren sollen ab 2026 geliefert werden.
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