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Die Flughafen GmbH bietet Touren über das BER-Gelände an – exklusiv.

© dpa

Flughafen Berlin-Brandenburg: Firma verschickt dubiose Einladungen für BER-Besichtigung

Eine mysteriöse Firma bietet eine Besichtigung des neuen Flughafens an – dahinter steckt wohl eher eine Verkaufsfahrt.

Die Ankündigung klingt gleich mal, als ginge es um eine Kopie der mächtigen Cheops Pyramide in Ägypten. „Erleben und Staunen Sie über grandiose Baukunst in Brandenburg“, steht auf der Einladung. Der Empfänger darf sich geschmeichelt fühlen, er ist sogar „Ehrengast am Dienstag, 26. Juni 2018“. Und, noch besser, quasi als VIP-Bonus: „Sie dürfen mit insgesamt vier Personen“ kommen.“

Wobei, nun ja, so grandios ist die Baukunst nun auch wieder nicht. Bestaunen soll man den noch unfertigen Flughafen BER, und zu erleben ist dort eher ein steingewordenes Planungsdesaster.

Auch Georg Mesus hat die Einladung erhalten, ein 64-jähriger früherer Fahrlehrer aus Pankow. Am Sonnabend lag sie in seinem Briefkasten, und weil gerade er zum BER darf, ist auch ziemlich sicher, dass es weniger um architektonisches Sightseeing geht als um eine Art Kaffeefahrt. „Vor zehn Jahren“, sagt Mesus dem Tagesspiegel, „habe ich mal an einem Preisausschreiben teilgenommen. Seither erhalte ich zweimal im Jahr Einladung zu Verkaufsfahrten.“

Jetzt war’s offenbar mal wieder Zeit für die traditionelle Offerte. Eingeladen hat am Sonnabend die Firma „BER-Infocenter Deutschland-Berlin“, und die Feinheiten stehen im Kleingedruckten. Der Gast, in diesem Fall Georg Mesus, wird an einer Haltestelle, die er wählen kann, abgeholt „und zu uns ins BER-Infocenter gefahren“.

Und, Achtung, jetzt kommt’s: „Hier empfängt Sie, während eines leckeren Frühstücks, einer unserer Außendienstmitarbeiter zu einer kurzweiligen Promotionshow und wird Ihnen den weiteren Tagesablauf vorstellen.“ Der sieht den Tripp zum BER vor.

Keine Nummer, keine Internetseite

Werden bei dieser Promotionshow, beispielsweise, überteuerte Heizdecken angeboten? Tja, lässt sich nicht vorab sagen. Der Veranstalter agiert wie eine Geheimorganisation. Auf der Einladung steht zwar der Hinweis „Kunden-Service-Telefon“, und dankenswerterweise haben die Veranstalter auch die Öffnungszeiten notiert („Mo bis Do 9 bis 13 Uhr“), sie haben dummerweise nur eine Kleinigkeit vergessen: eine Telefonnummer.

Die mysteriöse Einladung zur BER-Besichtigung.

© Promo

Aber wenigstens gibt es ja eine Mailadresse: „BER-Infocenter@berlin.de“. Die wäre sogar effektiv, wenn nicht Meldungen als unzustellbar zurückkämen. Und das Internet vergisst zwar nichts, aber was nicht vermerkt ist, kann auch nicht gespeichert werden. Unter dem Firmennamen „BER-Infocenter Deutschland-Berlin“ ist nichts zu finden. Auch Mesus hat vergeblich gesucht.

Natürlich kann man trotzdem Kontakt mit der Firma aufnehmen, sonst macht das Ganze ja keinen Sinn. Zur Einladung gehört auch eine Postkarte, auf der sechs Haltestellen in Berlin zur Auswahl stehen. Bitte ankreuzen, wo man einsteigen möchte. Dann frankieren und zurückschicken – an eine Adresse in Bremen.

Mit der Flughafen Berlin Brandenburg GmbH hat der Show-Anbieter allerdings keinen Kontakt aufgenommen. „Wir haben mit dieser Firma nichts zu tun. Sie hat uns auch nicht angesprochen“, sagt Daniel Tolksdorf, Pressesprecher der Flughafen GmbH dem Tagesspiegel.

Aber unbemerkt, das liegt nahe, ist die seltsame Einladung der Flughafen GmbH nicht geblieben. „Aus unserer Sicht ist das unseriös und eine Irreführung“, sagt Tolksdorf. „Wir prüfen, ob wir etwas unternehmen.“

Irreführend, so meint das der Pressesprecher, ist zum Beispiel, wenn man bei einem so genannten Ehrengast den Eindruck erweckt, der könne mit dem Bus auf dem Flughafengelände herumkurven und werde dabei wie bei einer Stadtführung informiert. Und dieser Eindruck ist durchaus nicht ausgeschlossen.

In der Einladung steht, wohl bewusst schwammig formuliert: „Nach einem reichhaltigen Mittagessen machen wir uns auf den Weg nach Brandenburg, um den neuen Flughafen ,Willy Brandt’ zu besichtigen.“

Besichtigen können die Bus-Insassen aber höchstens das BER-Terminal, und zwar von der öffentlichen Straße aus. Dazu muss man allerdings nicht extra mit einem Bus anreisen, das geht auch mit dem Privat-Kfz. „Es ist für Außenstehende selbstverständlich nicht möglich, das Flughafengelände selber zu betreten“, sagt Tolksdorf.

Das weiß ja auch der frühere Fahrlehrer Mesus. Er ist oft mit Fahrschülern zum BER gefahren und hat ihnen die Baustelle gezeigt. „Aber es war klar, dass ich nicht aufs Gelände fahren konnte.“

Doch da der BER kein Geheimterrain ist, gibt es dort natürlich Touren, jedenfalls über einen Teil des Geländes. Die nördliche Start- und Landebahn wird ja schon jetzt für den Alltag des alten Flughafens Schönefeld genützt, dieses Gebiet ist natürlich tabu.

Die Flughafen GmbH bietet Sightseeing an, wahlweise mit dem Bus, dem Fahrrad oder zu Fuß. Jede Tour wird von einem Guide begleitet, der über den BER informiert. Aber diese Rundgänge offeriert exklusiv nur die Flughafen GmbH, zu buchen über ihre Homepage.

Der Ehrengast Mesus wird am 26. Juni nicht mal bis zum Zaun des Flughafens fahren. „An den Verkaufsfahrten“, sagt er, „habe ich noch nie teilgenommen.“

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