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Fridays for Future -Schulstreik in Berlin: Klimaschutz: "Noch entschiedener und schneller handeln"

In wenigen Jahrzehnten wird Berlins Urlauberinsel Fehmarn wohl überflutet. Luisa Neubauer von „Fridays for Future“ zu den immer größeren Schulstreik-Demos.

Eine Alarmmeldung nach der anderen beschäftigt viele Berlinerinnen und Berliner, andere verdrängen sie zum Selbstschutz. Die Nasa spricht von „verstörenden“ riesigen Schmelzhohlräumen unter Antarktisgletschern, im Himalaya ist weit mehr Eis als Süßwasserspeicher abgeschmolzen als gedacht. Für die deutschen Inseln, auf denen viele Hauptstädter mit ihren Familien gern Urlaub machen, sind die Prognosen zum Meerespegelanstieg erschütternd, wie zuletzt auch die Lübecker Nachrichten am Beispiel der Ostseeinsel Fehmarn berichteten.

Die Grafik zeigt die mittlere Projektion laut Alfred-Wegener-Institut (AWI) für die nahe Zukunft der beliebten Berliner Urlauberinsel: Demnach sind 80 Zentimeter Meeresanstieg in 80 Jahren realistisch, Sturmfluten können weit über einen Meter auflaufen. Auch 160 Zentimeter seien möglich, wenngleich - bislang - weniger wahrscheinlich. Wer selbst andere Orte der Welt wie die Nordseeküste oder die Malediven nachschlagen will: bei Firetree oder Surging Seas.

Luisa Neubauer, Sie organisieren „Fridays for Future in Berlin“. Sind die Prognosen für die Welt in Zukunft nicht deprimierend?

Wir machen weiter, jetzt erst recht. Die Probleme sind bekannt, es gibt neue Daten – das zeigt nur, dass wir noch entschiedener und noch schneller handeln müssen. Für uns ist auch der Kohleausstieg bis 2038 keine Option, wir fordern ihn bis spätestens 2030. Alles andere entspricht nicht der Krisenrealität, das ist ein Geschenk an die Industrie.

Warum wird ausgerechnet zu Uni- und Schulzeiten demonstriert? Nachmittags könnten auch Eltern und Pädagogen mitlaufen.

Die Wucht, mit der wir in den klimapolitischen Diskurs katapultiert worden sind, bestätigt die Herangehensweise: Erst dadurch, dass wir zu "drastischen" Maßnahmen greifen, werden wir so prominent gehört. Es geht hier nicht um Schuleschwänzen, sondern darum, die große Dringlichkeit, jetzt zu handeln, mit allen Mitteln zu unterstreichen.

Wie reagieren die Schulen, haben viele Schüler Ärger bekommen?

Bislang geht es erstaunlich gut. Es werden zum Beispiel Regelungen getroffen, dass Dinge aus dem versäumten Unterricht nachgeholt werden können.

Kohles ist eines – wo redet ihr den Erwachsenen noch ins Gewissen?

Nochmal: Die geplanten Reduktionen der Kohleverstromung bis 2022 sind ein kläglicher Vorschlag, mehr als das doppelte wäre nötig, um die Klimaziele 2020 zu erreichen. Das ist absurd, zumal wir unsere dreckige Kohleenergie ins Ausland exportieren. Die einzigen, die davon profitieren, sind die Megakonzerne. Aber auch andere Sektoren wie Landwirtschaft, Transport und Wohnen müssen angegangen werden.

Wie war „Fridays for Future"?

Am Freitag, 15. Februar, haben schon 1000 junge Leute im Invalidenpark in Mitte am Bundeswirtschaftsministerium demonstriert, es werden immer mehr. In Deutschland gibt es schon 155 Ortsgruppen, bundesweit waren heute 30.000 Schülerinnen und Schüler, Studenten, Auszubildende für eine lebenswerte Zukunft ohne Überflutungen, Dürren, Extremwetter, Polkappenschmelzen streiken und demonstrieren. Mit Klimaaktivisten rund um die Welt rufen wir am 15. März zum Internationalen Klimastreik auf. Wir werden nicht zugucken, wie die gleiche Verantwortungslosigkeit, die uns in diese Krise gebracht hat, auch künftig unsere Perspektiven zerstört.

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