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Ein Spülwagen der Berliner Stadtreinigung

© Fridolin Freudenfett/ Wikimedia

Gegen die Hitze: Die BSR schickt das Sonderspülkommando auf Berlins Straßen

Wasser gegen die Hitzewelle: Die BSR soll ab sofort nachts Hauptstraßen wässern – um den Berlinern Abkühlung zu verschaffen.

Vielleicht erledigt ja kurzfristig ein Gewitter den Job. Wenn nicht, muss die Berliner Stadtreinigung ran: „Wir werden mit nächtlichen Spülfahrten für etwas Abkühlung auf Berlins Straßen sorgen“, bestätigte BSR-Sprecher Sebastian Harnisch am Mittwoch, was tags zuvor die Aufsichtsratsvorsitzende, Wirtschaftssenatorin Ramona Pop (Grüne), in Aussicht gestellt hatte.

Beginnen soll die Aktion am Donnerstagabend: 22 Männer und Frauen in Orange wurden von der Spät- auf die Nachtschicht umdisponiert und setzen sich nicht wie sonst in die Kehrmaschinen, sondern ans Steuer großer Spülwagen. Die sollen durch Hauptverkehrsstraßen der Innenstadt rollen und den Inhalt ihrer 10.000-Liter-Wassertanks auf den erhitzten Asphalt sprühen.

Man gehe davon aus, dass die kalte Dusche das Mikroklima um die betreffenden Straßen spürbar verbessere, heißt es bei der BSR. Vereinbart sei vorerst, die insgesamt mehr als 200 Kilometer langen Touren bei anhaltender Hitze zu fahren. Eine feste Temperaturgrenze gebe es nicht.

Berlin hat in diesem Sommer schon eine Reihe sogenannter Tropennächte erlebt, in denen die Temperatur nicht unter 20 Grad fiel. Dabei ist es in der Innenstadt fast immer deutlich wärmer als in der Peripherie. Das liegt maßgeblich an Gebäuden und Straßen, deren Stein und Asphalt die Hitze des Tages speichern wie ein Ofen und nachts nur allmählich wieder abstrahlen.

Auch der Staub kommt weg

Der Kühleffekt dürfte sich auch bemerkbar machen, wenn das Wasser nicht eiskalt aus den Sprühwagen rauscht. Denn zum Verdunsten, also dem Übergang vom flüssigen in den gasförmigen Zustand, muss das Wasser Wärmeenergie aufnehmen. Auf diesem physikalischen Effekt basieren auch Kühltürme von Kraftwerken.

Ein Nebeneffekt der Spülaktionen ist, dass auch Staub und Schmutz von den Straßen gebunden und weggeschwemmt wird. Der liegt nach der wochenlangen Trockenheit zurzeit besonders dick.

Die Mehrkosten der Aktion – im Wesentlichen geht es um Nachtzuschläge und das Wasser – werden laut Harnisch vom Senat übernommen. Das unterscheidet die Spülaktion von der seit Mitte Juli laufenden Bewässerung der Straßenbäume, bei der die BSR ebenfalls hilft, aber den Bezirken eine Rechnung schreibt.

600.000 Euro Akuthilfe gegen Dürre

Die wiederum haben vom Senat zusätzliches Geld als Akuthilfe gegen die Dürre bekommen: Knapp 600.000 Euro hatte Umweltsenatorin Regine Günther ihnen Anfang Juli in Aussicht gestellt. „Nicht alle Bezirke haben das Angebot der BSR angenommen“, sagt Harnisch.

Deshalb seien auch nicht alle der zum Gießen bereitgehaltenen 15 Spülwagen regelmäßig im Einsatz. Bisher hätten Spandau, Mitte, Pankow, Neukölln, Charlottenburg-Wilmersdorf, Tempelhof- Schöneberg, Reinickendorf und Marzahn-Hellersdorf auf die Dienste der BSR zurückgegriffen.

Die Trockenheit dürfte der Natur noch lange zu schaffen machen – selbst wenn es am Donnerstagabend kräftig schütten sollte. Wenn überhaupt, kommt der Regen in so kurzer Zeit, dass er kaum in den Boden eindringen kann, sondern oberflächlich abläuft. Und der Boden ist in dem seit April währenden Dauersommer längst nicht nur oberflächlich völlig ausgetrocknet. Deshalb gilt auch der Appell, kleinere Bäume vor der eigenen Haustür zu gießen, unverändert weiter.

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