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Update

Gemeinsame Sache in Marzahn-Hellersdorf: Schrubben am Helene-Weigel-Platz

Am Ende der Aktion glänzte der Helene-Weigel-Platz. Im Nähcafé der Volkssolidarität entsteht aus kleinen Teilen etwas großes. Eindrücke aus Marzahn-Hellersdorf.

„Im Park soll irgendwo ein Kühlschrank liegen“, ruft Franzi Hohenberger, um die sieben anderen Teamer auf die Aufräumaktion einzustimmen. Ausgerüstet mit Besen, Mülltüten, Zangen und Eimern stehen sie vor der Freiwilligenagentur Marzahn-Hellerdorf. Nach ein paar Instagram-Bildern geht’s los zum Helene-Weigel-Platz, den das Team von „Puls – Sommercamp“ heute aufräumen will. „Puls ist die Auswirkung von Herzaktionen auf die direkte Umgebung“, erzählt die 28-Jährige Teamerin. Früher habe sie als Jugendliche selbst die Feriencamps besucht, heute organisiert sie mit. Im Gebüsch finden die Teamer Spritzenkanülen, eine Spülbürste und sogar einen toten Vogel. „Der muss aber in den Biomüll, oder?“

Der Platz könnte viel schöner sein. Mit weniger Müll, aber auch mit mehr Freizeitangeboten, findet Hohenberger. „Das Gebäude war mal ein Kino, aber jetzt verfällt es nur noch“. Für den Anfang nehmen sich Julia Gabert und Leonie Marggraf die Stele auf dem Platz vor. Die Graffitis sollen weg, dafür haben sie extra Polycarbonat-Reiniger mitgebracht. Am Ende der Schrubbaktion ist der Wassereimer blau und die Stele blitzblank.

Ab ins Gebüsch!

„Das sah im Sommer aber noch ganz anders aus“ - überrascht zieht André Zweigert vom Stadtteilzentrums Biesdorf die Augenbrauen hoch. Noch vor ein paar Monaten soll sich hier am Biesdorfer Baggersee sehr viel Müll angesammelt haben. Deshalb hat sich an diesem Mittwochmorgen eine Gruppe von Freiwilligen mit kleinen Bollerwagen und blauen Mülltüten getroffen, um das Gelände rund um den See vom Unrat zu befreien. Von dem vielen Glas und Essensresten der sommerlichen Grillfeiern ist nichts mehr zu sehen.

André Zweigert vermutet, dass der angrenzende Kioskbesitzer bereits nachgeholfen hat.  Dennoch finden sich viele Zigarettenstummel, die alle aufgesammelt und in den Müllsäcken entsorgt werden. In den nächsten zwei Stunden soll der ganze See umrundet werden, dann dürfen sich die fleißigen Helfer und Helferinnen auf Kaffee und Kuchen im Stadtteilzentrum freuen. Vivien Krüger

Freiwillige des Stadtteilzentrums Biesdorf am Biesdorfer Baggersee
Freiwillige des Stadtteilzentrums Biesdorf am Biesdorfer Baggersee

© Vivien Krüger

Kehrenbürger für Kaulsdorf

Nicht immer lässt sich jeder mitreißen, vom Engagement anderer. So scheint dies auch der Fall beim heutigen Aufräumtag am schönen Wilhelmplatz in Kaulsdorf zu sein. Nur eine Frau hat sich bei Sandra Schwarz vom Stadtteilzentrum angemeldet, um den Platz von Müll zu befreien. Doch kaum sind die beiden Frauen auf dem Platz angekommen, treten zwei weitere Frauen heran, die mithelfen wollen. Drei Mädchen verlassen Rutsche und Schaukel auf dem Spielplatz und greifen stattdessen beherzt zu Besen und Greifzange.

Und dann taucht auch Nodal auf, ein syrischer Geflüchteter, dem das Fegen offenbar viel Spaß macht. Und auf einmal entfaltet sich dort im beschaulichen Kaulsdorf, die gesamte Kraft des Ehrenamts, das Menschen unterschiedlichen Alters und Herkunft zueinander bringt, um der Gemeinschaft einen Dienst zu erweisen. Niklas Liebetrau

Nähen, häkeln, klöppeln

Eigentlich warten im Nähcafé heute alle auf die Kinder in Marzahn. Doch von ihnen sind noch keine da, beim Tag der offenen Tür. Das kann die Stimmung der sechs ehrenamtlichen Näherinnen bei der Volksolidarität aber nicht mindern. „Vor drei Jahren hatten wir die Idee, ein Nähcafé zu gründen, um alte und neue Nachbarn im Bezirk zusammen zu bringen. Genäht wird überall auf der Welt und es ist eine schöne Beschäftigung, um Hemmschwellen zu überwinden“, sagt Martina Polizzi, die Leiterin.

16 freiwillige Damen sind hier tätig, bringen neben dem klassischen Nähen auch häkeln und klöppeln bei. Heraus kommen dann viele Mützen und Schals, die an Kitas oder Flüchtlingsunterkünfte gespendet werden, aber auch traditionelle arabische oder indische Kleider, die auf regelmäßigen Modenschauen präsentiert werden. Einmal nähten sie hier sogar den längsten Schal von Marzahn, mit beeindruckenden 725 Metern. Ein Sinnbild dafür, wie aus vielen kleinen Einzelteilen etwas großes Ganzes entstehen kann. Niklas Liebetrau

Engagement in Nähcafé.
Engagement in Nähcafé.

© Niklas Liebetrau

Wohnzimmerfeeling im Fipp Café

Im Fipp Café in Marzahn ist die ganze Woche Wohnzimmerfeeling angesagt. Kinder und Jugendliche können hier, wo es sonst nicht viele Freizeitmöglichkeiten gibt, nach der Schule herkommen und spielen, Ausflüge machen und einfach Kind sein.

Das Fipp Café liegt inmitten einer Plattenbausiedlung zwischen den Ortsteilen Biesdorf und Kaulsdorf. „Wir sind eine kleine Insel umringt von Einfamilienhäusern“, nennt es Helena Schübler, die Projektleiterin. Hier, im Garten des Cafés, wird heute ein neuer Lehmofen für Pizza und selbstgebackenes Brot gebaut und selbst die ganz Kleinen packen mit an, stampfen im Lehm und halten den Wasserschlauch.

Bei Fipp, vor über 20 Jahren als Fortbildungsinstitut für die pädagogische Praxis gestartet, legt man großen Wert auf Vielfalt und den Abbau von Vorurteilen, jeder ist willkommen.

In Mitte wurde gerade das erste queere Jugendzentrum eröffnet. Und auch hier, im Garten des Fipp Cafés, ist diese offene, freundliche Atmosphäre deutlich spürbar. Niklas Liebetrau

Freiwilligentag im Flipp Café: Alle helfen mit beim Bau des Lehmofens.
Freiwilligentag im Flipp Café: Alle helfen mit beim Bau des Lehmofens.

© Niklas Liebetrau

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