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Berlin: Gregor Gysi erlitt Herzinfarkt

Früherer PDS-Chef wurde in die Charité gebracht

Von Matthias Meisner

Für die PDS ist die Sache ernst – zumindest so ernst, dass sie selbst am Dienstagnachmittag an die Öffentlichkeit ging. „Gregor Gysi nach Herzinfarkt in ärztlicher Behandlung“ ist die Mitteilung überschrieben, die Parteisprecher Hendrik Thalheim veröffentlichte. Der frühere Vorsitzende und ehemalige Chef der Bundestagsfraktion habe in der Nacht zum Dienstag „einen leichten Herzinfarkt erlitten und befindet sich derzeit in stationärer ärztlicher Behandlung“, teilte die Partei mit. Thalheim fügte hinzu: „Er ist bereits auf dem Weg der Besserung und wird baldmöglichst den Genesungsprozess in ambulanter Betreuung fortsetzen.“ Der PDS-Mann liegt in der Charité. Eine Sprecherin der Klinik sagte, er werde dort voraussichtlich noch einige Tage bleiben müssen.

Vor zehn Tagen, beim Europaparteitag der PDS im Berliner ICC, hatte Gysi gefehlt. Der 56-Jährige war damals im Urlaub. Bald darauf wurde der Rechtsanwalt und langjährige Berufspolitiker krank. Sein Freund und Mitstreiter, der Europaabgeordnete und PDS-Wahlkampfchef André Brie, hatte noch am Montag mit ihm telefoniert. „Da ging es ihm schon ziemlich schlecht“, sagte Brie am Dienstag dem Tagesspiegel. Andere Genossen haben Gysi nach seinem Urlaub nicht gesehen. Parteivorstandsmitglied Wolfgang Gehrcke, der in Rom von der Nachricht über die Erkrankung Gysis überrascht wurde, war vor zwei Wochen mit ihm essen. „Damals war er eigentlich sehr gut drauf“, sagte Gehrcke. Parteichef Lothar Bisky übermittelte beste Genesungswünsche ins Krankenhaus.

Seit Gysi im Sommer 2002 wenige Woche vor der Bundestagswahl vom Amt des Berliner Wirtschaftssenators zurücktrat, diskutiert die Partei immer wieder über ein mögliches Comeback des Politikers. Gysi hat solche Forderungen und Bitten aus der Partei bisher zurückgewiesen. Stattdessen konzentrierte er sich auf seine Anwaltstätigkeit, versuchte sich Anfang vergangenen Jahres auch gemeinsam mit dem CDU-Politiker Lothar Späth als Fernsehmoderator – der Mitteldeutsche Rundfunk setzte die Sendung nach Protesten und politischen Interventionen ab.

Als potenzielles Zugpferd für die kriselnde PDS steht Gysi indes weiter hoch im Kurs. Bisky versucht nachhaltig, Gysi zu einer Kandidatur bei der nächsten Bundestagswahl zu bewegen. Er könnte, hoffen die Genossen, in Berlin ein drittes Direktmandat holen – und so den Einzug der PDS in Gruppenstärke in den Bundestag sichern, selbst wenn die Partei erneut an der Fünf-Prozent-Hürde scheitern sollte.

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