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Will aus Lichtenberg in den Bundestag: Grünen-Politikerin Laura Sophie Dornheim.

© Felix Speiser

Grünen-Politikerin Laura Sophie Dornheim: Ein Twitter-Hashtag, die Folgen – und nun in den Bundestag?

Ihr Hashtag #MachtBürosZu verbreitete sich rasant. Sie kämpft nicht nur für die Homeofficepflicht, sondern auch gegen Sexismus und Rassismus. Bald im Bundestag?

„Macht endlich die Büros zu!“, forderte Laura Sophie Dornheim in einem Gastbeitrag im Tagesspiegel Anfang des Jahres. Die Grünen-Politikerin ärgert, dass noch immer zahlreiche Chefinnen und Chefs ihre Angestellten zu Präsenzarbeit verpflichten und nicht in der Lage oder willens sind, ein funktionierendes Homeoffice-System einzurichten. 

Sie findet es „grob fahrlässig“, nicht überall dort Heimarbeit zu machen, wo es irgendwie möglich ist, während ein tödliches Virus grassiert.

Ihr Twitter-Hashtag #MachtBürosZu verbreitete sich rasant, Dornheim fand deutschlandweit Beachtung. Eine Homeofficepflicht in Berlin könnte nun am 26. Januar beschlossen werden. Dornheim ist zufrieden damit, etwas angetrieben zu haben. 

„Für die Unternehmen gibt es im Grunde keine Ausreden mehr“, sagt sie am Telefon. Allerdings seien die Arbeitsschutzbehörden unterbesetzt. Sie könnten zwar unangekündigt Unternehmen kontrollieren, würden das aber kaum schaffen.

Viele Menschen melden sich bei ihr. Eine Frau erzählt, der Chef belohne alle, die ins Büro kommen, mit Sekt. Ein Mitarbeiter eines Unternehmens, das Corona-Schnelltests produziert, schreibt, es werde in den Büros weiterhin von 8 bis 17 Uhr gearbeitet. „Das einzige Hygienekonzept ist, das zwei Mal am Tag die Türklingen desinfiziert werden sollen, aber auch das habe ich noch nie gesehen.“ Ein Unternehmen, das Qualitätsprüfungen für Atemschutzmasken macht, hatte wohl eine Büro-Präsenzpflicht eingeführt – und niemand habe Masken getragen.

Positiv- und Negativlisten mit Unternehmen

Dornheims Beharrlichkeit kommt nicht bei allen Leuten gut an. Eine Frau schreibt ihr, wohl mit Klarnamen, sie solle sich überfahren oder vergasen lassen. Dornheim führt eine Positiv- und eine Negativliste mit Unternehmen, die das mit dem Homeoffice entweder gut oder schlecht machen.

Die Positivliste ist öffentlich, auch der Tagesspiegel ist hier geführt. Die Negativliste hat Dornheim einigen Journalist*innen weitergeleitet, die bereits Unternehmen damit konfrontierten.

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Dornheims Ziel ist es, hauptberuflich Politik zu machen. Sie wurde als Bundestags-Kandidatin für die Grünen in Lichtenberg gewählt. Über die Landesliste will sie es schaffen, die Aufstellung wird im März bekannt gegeben. 

Landesvorsitzende Nina Stahr wird es wohl auf Platz 5 schaffen, Dornheim dann auf die sechste Position, was schlechte Chancen für den Einzug in den Bundestag bedeuten würde. Bereits 2017 war Dornheim gescheitert, mit Listenplatz 5. 

Twitter als Hauptmedium

Konkurrenzkampf in der Partei also? Dornheim wiegelt ab: Die Bundestagsfraktion habe ihren Homeoffice-Appell unterstützt. Dabei war die Aktion nicht mit der Partei abgesprochen, weshalb es auch Kritik gab. „Ich war einfach sauer und habe das auf Twitter kundgetan“, sagt Dornheim. Ohnehin hat sie dort eine Reichweite, von der so manche Bundestagsabgeordnete nur träumen können.

Dornheim kämpft gegen Sexismus, Diskriminierung und Rassismus – allein aus dem Homeoffice, das gerade auch Home-Kita ist, die Gründung einer Patchworkfamilie in Arbeit. Kein Wahlkampfteam im Rücken. 

[Jeden Montag „LiBe“: Der Autor dieses Beitrags, Robert Klages, schreibt den Leute-Newsletter für den Bezirk Lichtenberg. Den Newsletter können Sie hier kostenlos bestellen: leute.tagesspiegel.de]

Sollte sie es in den Bundestag schaffen, will sie erreichen, dass Schwangerschaftsabbrüche vollständig legalisiert und zu einer Kassenleistung werden. „Damit alle Frauen wirklich selbstbestimmt über ihre Sexualität und ihren Körper entscheiden können.“

Dornheim träumt von einer „klimafreundlichen, feministischen und sozial gerechten Stadt“. Sie hat in Gender Studies promoviert. Als Sprecherin für Netzpolitik will sie die Gesellschaft durch Künstliche Intelligenz und algorithmische Entscheidungssysteme fairer und gerechter machen. Viele Ziele auf einmal. Und viel Energie, die schon beim Thema Homeoffice viel bewegt hat.

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