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Der Bund der Steuerzahler prangert den BER in seinem „Schwarzbuch“ als „Baustelle in der Baustelle“ an.

© dpa

Flughafen in Berlin: Grüne: BER wird "mindestens 5,4 Milliarden Euro" kosten

Der neue Flughafen in Schönefeld wird deutlich teurer als fünf Milliarden Euro. Davor warnen der Bund der Steuerzahler und auch die Grünen in Brandenburg. Und am BER sind die Bauarbeiter tätig - an einem großen Wassertank.

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Der neue Flughafen in Schönefeld wird deutlich teurer als fünf Milliarden Euro. Davor warnt der Bund der Steuerzahler im neuen „Schwarzbuch“ zur öffentlichen Verschwendung in Deutschland, das am Donnerstag in Berlin vorgestellt wurde. Darin nimmt das 2006 noch mit zwei Milliarden Euro kalkulierte Projekt Berlins, Brandenburgs und des Bundes das prominente Startkapitel ein.

Gerügt wird neben der Vorgeschichte das Krisenmanagement seit den verschobenen Eröffnungen, etwa den überhasteten Rausschmiss der Planer und die Politik-Dominanz im Aufsichtsrat: „Die Politik ist nicht bereit, ein krankes Kind dem Arzt als Experten zu überlassen.“

Brandenburgs Grüne legten am Donnerstag eine Berechnung vor, wonach der BER bis zur nicht vor 2015 möglichen Eröffnung mindestens 5,4 Milliarden Euro kosten wird.

Eröffnung nicht vor Herbst 2015

Grundlage sind auch die jüngsten Entwicklungen um den BER. Wie berichtet hat der Flughafen mit dem Siemens-Konzern einen Vertrag zur Fertigstellung der nicht funktionsfähigen, falsch projektierten Brandschutzanlage unterzeichnet. Siemens wird nicht vor Frühjahr 2015 fertig und eine Eröffnung vor Herbst 2015 nicht möglich sein - zumal vor dem Umbau noch andere Vorleistungen im Terminal - wie neu verlegte Kabel - nötig sind.

Neben dieser Problematik um Rauchabfuhr und Frischluftzufuhr hat im Terminal unterdessen der ebenfalls nötige Umbau der riesigen Sprinkleranlage begonnen. Die bisherige Zentralanlage mit 70 000 Sprinklern wird nun in drei Abschnitte zerlegt. Am Freitag wurden deshalb Fundamente für einen neuen Wassertank gegossen, der vor dem Nordpier stehen soll. Von dort soll dieser Terminal-Seitentrakt, in dem Flughafenchef Hartmut Mehdorn mit seinem favorisierten Mini-Start des BER ab 2014 mit bis zu zehn Flügen täglich die Systeme testen und einspielen will, eigenständig Löschwasser erhalten. Jeder Monat Verschiebung kostet 35 Millionen Euro.

BER eine „Baustelle in der Baustelle“

Angesichts der absehbaren Kostenexplosion „auf mindestens 5,4 Milliarden Euro“ bis Frühjahr 2015 warnte Grünen–Landtagsfraktionschef Axel Vogel vor weiteren Folgelasten für die Haushalte Brandenburgs, Berlins und des Bundes. ,,Darüber hinaus wird der BER nach Inbetriebnahme mit Anfangsverlusten zu kämpfen haben, die nicht durch das operative Geschäft abgedeckt werden können“, sagte Vogel.
Im Schwarzbuch wird das BER-Krisenmanagement so gerügt: Der BER sei eine „Baustelle in der Baustelle“, heißt es da etwa. „Die Geschäftsführung beschäftigt sich mit sich selbst und legt sich durch Fehden Steine in den Weg.“ Dabei „schauen die drei Gesellschafter zu, statt mit klarer Hand die Linie vorzugeben.“

Verhältnis zwischen Mehdorn und Amann zerrüttet

Das Verhältnis zwischen BER-Chef Hartmut Mehdorn und Technikgeschäftsführer Horst Amann, dem Vernehmen nach derzeit erkrankt, ist irreparabel zerrüttet. Nächste Woche tagt der BER-Aufsichtsrat.

Nach einem Bericht des „Manager-Magazins“, der sich mit Tagesspiegel-Recherchen deckt, soll Mehdorn bereits im Juni vom Berliner Regierungschef Klaus Wowereit, Matthias Platzeck, dem damaligen Aufsichtsratschef und Ministerpräsidenten Brandenburgs, sowie dem Bundesvertreter zugesichert worden sein, dass Amann nach der Bundestagswahl gehen muss.

Wowereits Senatssprecher Richard Meng hatte dies nach ersten Berichten Ende September dementiert.

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