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Güter-Transport mit der Straßenbahn: Berlin plant Studie zum Einsatz von Cargo-Trams
Mit Straßenbahnen könnten Waren umweltfreundlich transportiert werden. Ob das funktioniert, will der Senat untersuchen. Andere Städte sind schon weiter.
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Um den Güterverkehr in Berlin auf die Schiene zu verlagern, will der Senat untersuchen, ob sich Waren künftig mit Straßenbahnen durch die Stadt transportieren lassen. Eine entsprechende Studie werde in Kürze ausgeschrieben, kündigte Verkehrsstadtsekretärin Meike Niedbal (parteilos, für Grüne) am Mittwoch im Mobilitätsausschuss des Abgeordnetenhauses an.
Die Ausarbeitung sei ein Folgevorhaben eines ähnlichen Projekts zum Gütertransport in Berlins S-Bahnen, das kürzlich abgeschlossen werden konnte, sagte die Staatssekretärin. Ergebnisse des „Rail City Logistics“ genannten Konzepts würden derzeit aufbereitet und bald vorgestellt.
„Wir sind überzeugt, dass wir mit der Studie zur Gütermitnahme in der S-Bahn Grundlagen geschaffen haben“, sagte Julius Menge, Leiter des Bereichs Wirtschaftsverkehr bei der Senatsverkehrsverwaltung im Ausschuss. „Darauf aufbauend sind wir dabei, das Ganze nun auf die Straßenbahn zu übertragen.“
Bei dem Thema müssen wir noch mehr Energie und Ressourcen reinstecken.
Kristian Ronneburg (Linke), Vorsitzender des Mobilitätsausschusses zu Cargo-Trams in Berlin
Profitieren könne man dabei von den vielen Erfahrungen, die bereits die Untersuchung der S-Bahn ergeben habe. Etwa wie viel Zeit nötig sei, um die Ware zu verladen und wo sich Standorte zum Laden anbieten würden. Nach der rein theoretischen Studie ergeben sich demnach Probleme, sagte Menge. So sei mehr Zeit zum Umladen nötig als gedacht. Sein kurzes Fazit: „Ganz leicht wird es nicht werden.“
In der Berliner Politik setzt man dennoch Hoffnungen in die Idee, auf dem vorhandenen Tramnetz neben Fahrgästen auch Waren durch die Stadt zu transportieren. „Bei dem Thema müssen wir noch mehr Energie und Ressourcen reinstecken“, sagte der Vorsitzende des Mobilitätsauschusses Kristian Ronneburg (Linke).
Noch in dieser Legislatur sollen Güter-Trams in Berlin rollen, fordert die Linke
Es gebe bereits ermutigende Beispiele aus anderen Städten. Daher brauche es nicht unbedingt noch mehr Studien. Wichtiger sei der Schritt in die Praxis auf der Schiene. „Das wollen wir noch in dieser Legislaturperiode als Test im Betrieb umgesetzt sehen. Natürlich unter der Maßgabe, dass der Personenverkehr dadurch nicht beeinträchtigt wird“, sagte Ronneburg.
Bei der Planung von neuen Stationen muss das Potenzial für die Güterlogistik von Beginn an mitgedacht werden.
Felix Reifschneider, verkehrspolitischer Sprecher der FDP-Fraktion zu Güter-Trams
Auch der verkehrspolitische Sprecher der SPD-Fraktion Stephan Machulik zeigte sich offen. Es sei keine Frage, dass man dies ausprobieren könne. „Es ist alles denkbar, entsprechende Piloten hätte man längst starten können.“ „Die Cargo-Tram kann in Berlin maßgeblich zur emissionsfreien Logistik beitragen“, sagte FDP-Verkehrspolitiker Felix Reifschneider. Berlin verfüge über ein langes und wachsendes Straßenbahnnetz. „Bei der Planung von neuen Stationen muss das Potenzial für die Güterlogistik von Beginn an mitgedacht werden.“
In Schwerin werden schon Pakete per Straßenbahn transportiert
Andere Städte sind in dieser Hinsicht weiter als Berlin. In Zürich wird bereits seit 2003 Sperrmüll aus der Stadt per Tram abtransportiert. In Schwerin bringt die DHL seit Ende Oktober sogar Pakete mit der Straßenbahn in die Stadt. Rund 450 Sendungen werden täglich an fünf Haltestellen im Zentrum zu dort vorhandenen Abholstationen gebracht. Auch Frankfurt am Main testet in Pilotversuchen den Warentransport auf der „letzten Meile“ mit Trams.
Neu sind die Ideen für eine Gütertram auch in Berlin nicht. In den 1980ern nutzte die DDR unter anderem in Berlin Straßenbahnen für den Gütertransport. 1990 wurde das Projekt eingestellt. Im vergangenen Jahr untersuchten die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG), inwiefern sich statt angehängter Güterwaggons standardisierte Container den Wageninnenraum mit den Fahrgästen teilen könnten. „Das war ein ganz einfacher, technischer Versuch auf dem Betriebshof und ist nicht weiterverfolgt worden“, sagte ein BVG-Sprecher später zu dem Versuch. Es ergäben sich einige Probleme.
Wo die Container in den Straßenbahnen stehen könnten, sollen zugleich auch Rollstuhlfahrer und Kinderwagen Platz finden. „Das Laden muss sehr schnell gehen und darf den Fahrgästen nicht den Platz nehmen.“ Zudem sei an vielen Haltestellen nicht der Platz für kleine Lager oder Packstationen. Auch reine Cargo-Trams etwa im Nachtverkehr seien schwer umzusetzen, da auch dann auf den Metrolinien Betrieb herrsche.
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