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Richtungsweisend. Am Tag der Offenen Tür am 18. November sammelt der Senat Ideen für das ehemalige Flughafengebäude am Tempelhofer Feld.

© Kitty Kleist-Heinrich

Altes Flughafengebäude in Berlin: Hat jemand eine Idee für Tempelhof?

Am Flughafen Tempelhof geht alles: Modemesse, Flüchtlingsquartier, Party, Polizeidirektion. Was noch, sollen jetzt die Berliner sagen.

Böse Zungen behaupten, die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung will gar nicht bauen, sondern nur reden. Gerüchten zufolge gebe es sogar Pläne für eine „Akademie der Bürgerbeteiligung“, was eine Sprecherin allerdings dementiert. Zum wortreiche Kurs des Senats passt auch, dass die Bürger nun anderswo, bei der Zukunftsfrage des Tempelhofer Felds, beteiligt werden sollen – dessen Bebauung sie per Volksentscheid verhindert hatten. Am Samstag kommender Woche gibt es einen Tag der Offenen Tür im Flughafengebäude Tempelhof und in der Haupthalle öffnet ein „Partizipationsbüro“, das die Ideen der Bürger für die künftige Nutzung des Gebäudes einsammeln und auswerten wird.

Dass nichts unmöglich ist im einst größten Verwaltungsgebäude der Welt, ist längst erwiesen. Zurzeit zählt es zu den deutschlandweit größten Notunterkünften für Flüchtlinge: In drei von sieben Flugzeughangars leben Menschen, die allerdings in Kürze in die neu benachbarten so gut wie fertigen „Tempohomes“ am Columbiadamm umziehen. Drei Hangars bleiben als „Ankunftszentrum“ bestehen. Dann wird das Gebäude anknüpfen an seine jüngere Geschichte als Event- und Kultur-Stätte: Die Art-Berlin findet im kommenden Jahr dort statt, die Marathon-Messe kehrt zurück und auch die Fahrrad-Hersteller stellen dort aus.

Die Elektroraser der Formel-E starten ebenfalls und überhaupt will der Senat die 300000 Quadratmeter zum „Stadtquartier für Kunst, Kultur sowie Kultur- und Kreativwirtschaft“ mit Raum für Experimentelles weiterentwickeln. Wie genau, sollen die Berliner mitentscheiden.

Die Nachfrage ist groß

Dass es an Interessenten nicht mangelt, weiß die Sprecherin der Tempelhof Projekt Irina Dähne zu berichten: Von „einzelnen Künstlern bis großen Einrichtungen der Kreativ-Wirtschaft“ reichen die Anfragen nach Räumen und Spielstätten, die längst nicht alle bedient werden können. Zumal vorher kräftig saniert werden muss. Ein Drittel der Fläche kann für großflächige Events aktiviert werden. Ein weiteres Drittel ist vermietet, zum letzten Drittel zählen die Flächen, die schrittweise zur Ansiedlung künftiger Nutzern ausgebaut werden soll. Die Polizei zählt zu den Mietern, aber auch die Parkverwalter von der Grün Berlin oder eine Tanzschule. 

Die größte Faszination geht von Tower und Dachgalerie aus, die am Kopfbau West am Tempelhofer Damm geplant sind. Für deren Nutzung erhofft sich der Senat Ideen von den Berlinern und für die Umgestaltung des Platzes der Luftbrücke, für den die Verwaltung einen Städtebaulichen Wettbewerb vorbereitet. Vielleicht gelingt es ja so Protesten nach der Vorstellung der Ergebnisse vorzubeugen.

Die Zeiten des Airports als Notunterkunft neigen sich allmählich dem Ende zu, die Hälfte des Vorfeldes ist wieder anderweitig nutzbar, die Volksbühne machte im Sommer davon Gebrauch. Wie es weiter geht? Das Alliierten Museum zieht noch von Zehlendorf auf das Areal um, wann ist noch unklar. Und ob die Berliner das wohl zulassen?

300 000 Quadratmeter Platz für die Berliner Mischung aus Notlösungen und Zwischennutzungen, die die Stadt so „sexy“ macht.

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