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Herbstbilanz und Weihnachtswetter: In Berlin war’s zu mild, zu hell und zu trocken
Das Wetter in diesem Herbst war nicht so nasskalt, wie es sich oft anfühlte. Und ein Meteorologe wagt schon eine Prognose für die Berliner Weihnachtstage.
Stand:
Der Berliner November war in diesem Jahr noch grauer, als ein November ohnehin zu sein hat: Nur etwa zwei Drittel des ohnehin spärlichen Sonnenscheins schaffte er – inklusive Hochrechnung für den voraussichtlich freundlichen Sonnabend. Deutlich zu nass war er außerdem. Aber das ändert nichts daran, dass der an diesem Wochenende meteorologisch endende Herbst insgesamt deutlich zu sonnig und etwas zu trocken war. Laut Deutschem Wetterdienst (DWD) war Berlin das sonnigste und trockenste Bundesland.
Vor allem war diese Jahreszeit viel zu mild, wie Jörg Riemann, Chefmeteorologe des Berliner Dienstes „Wettermanufaktur“, berichtet: „Mit 11,4 Grad im Mittel war es in Dahlem der viertwärmste Herbst seit Aufzeichnungsbeginn 1908.“ Etwa zwei Grad über dem langjährig Üblichen lag die Mitteltemperatur. Den größten Beitrag dazu leistete der September, in dem es sogar noch fünf heiße Tage mit mehr als 30 Grad gab. Nur der September 1947 schaffte noch einen Hitzetag mehr. Und selbst der schmuddelgraue November war etwa ein halbes Grad zu warm.
Alle Monate in diesem Jahr waren wärmer als normal
Auf einen viel zu sonnigen September folgte ein viel zu trockener Oktober, der in einen „Martinssommer“ überging, wie unsere Vorfahren die Verlängerung des goldenen Oktobers in den November hinein nannten. Riemann vermutet den nach einer extremen Oberflächenerwärmung zwar wieder leicht abgekühlten, aber immer noch ungewöhnlich warmen Atlantik als Energielieferanten für das insgesamt zu milde Wetter. Bisher lagen alle Monate dieses Jahres über dem langjährigen Temperaturmittel.
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Auffällig in diesem Herbst waren nach Auskunft des Meteorologen die langlebigen Hochs über dem Ostatlantik. Die lassen die Luftmasse im Uhrzeigersinn um Westeuropa rotieren, wobei die Luft bei uns meist aus Nordwesten heranströmt. Das dämpft die Temperaturextreme, aber verringert im Winterhalbjahr die Chancen auf Sonnenschein, weil sich in der feuchten Atlantikluft oft Hochnebel bildet, den die tief stehende Sonne nicht auflösen kann.
Zwar geht es mit den Temperaturen je nach genauer Lage des Hochs immer wieder auf und ab, aber für Winterwetter taugt diese Konstellation nicht. Nach einem milden Beginn kühlt es zwar in der kommenden Woche wieder ab, aber frostig wird es allenfalls nachts, wenn der Wind einschläft und die Wolkendecke aufreißt. Und für mehr als ein paar nasse Schneeflocken ist die Atlantikluft generell zu mild.
Entsprechend gering sind nach Einschätzung von Riemann die Chancen für weiße Weihnachten in Berlin. „Von der Statistik her wäre es überfällig“, sagt der Meteorologe, aber die dafür nötige Umstellung der Großwetterlage halte er vor dem Jahreswechsel für unrealistisch.
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