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Der Autofahrer blieb offenbar unverletzt - gravierende Folgen hat der Unfall trotzdem.

© Moritz Frankenberg/dpa

Update

Hertha-Fans stundenlang in Zügen eingeschlossen: Autounfall und Stellwerk-Brand bremsen Bahnverkehr zwischen Berlin und Hannover

Erst brennt ein Sicherungskasten, dann wird ein Betonpoller bei einem Autounfall auf die Zugstrecke geschleudert: Auf der Strecke zwischen Berlin und Hannover ist auch am Sonntag mit Störungen zu rechnen.

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Gleich zwei Zwischenfälle am Bahnknotenpunkt Hannover führen zu weitreichenden Verspätungen und Ausfällen im Zugverkehr. Zunächst gab es am Samstag einen Brand im Sicherungskasten eines Stellwerks in der Region Hannover, der Behinderungen auf der Strecke nach Berlin zur Folge hat. Dann kam es am Abend zu einem spektakulären Autounfall auf einer Brücke in Hannover-Kleefeld, bei dem die Oberleitung der darunterliegenden ICE-Strecke beschädigt wurde. Folge auch hier: Behinderungen im Fern- und Nahverkehr.

Ein betrunkener Autofahrer hatte mit seinem Wagen einen Betonpoller gerammt und diesen mit Wucht von der Brücke auf die Zugstrecke geschleudert. Die Oberleitung nahm derart großen Schaden, dass ein vollbesetzter ICE mit 900 Passagieren lahmgelegt wurde.

Unter den Fahrgästen gab es zunächst keine Verletzten, allerdings kam es nach Angaben der Polizei während der mehrstündigen Wartezeit auf freier Strecke zu mehreren medizinischen Notfällen durch Kreislaufprobleme und Dehydrierung. Unter den Passagieren befanden sich auch rund 400 Fußballfans.

Einsatzkräfte und Bahn-Mitarbeitende kümmerten sich um die Evakuierung der Reisenden. Viele Fahrgäste verließen den Zug zu Fuß in Richtung Kleefeld, andere wurden später mit Bussen zum Hauptbahnhof Hannover gebracht. Der havarierte ICE wurde anschließend von einer Diesellok abgeschleppt.

Nach Angaben der Bahn kann es wegen der beschädigten Oberleitung zu Umleitungen und Einschränkungen auf der Strecke zwischen Hannover und Lehrte kommen – auch Fernverkehrsverbindungen seien betroffen. Erst nach einer Freigabe durch Gutachter und der Reparatur der Oberleitung könne der Zugverkehr wieder aufgenommen werden.

Im Auto saßen nach Polizeiangaben drei Menschen, an der Unfallstelle wurde jedoch nur noch der alkoholisierte Fahrer angetroffen. Obwohl sich der Wagen überschlagen hatte und auf dem Dach zum Liegen kam, wurde der Fahrer offenbar nicht schwerer verletzt und rein vorsorglich ins Krankenhaus gebracht.

Stellwerksbrand: Bahn spricht von „Vandalismusschäden“

Folgen hat auch der Stellwerksdefekt. „Es wird alles versucht, damit die Kunden so wenige Einschränkungen wie möglich haben“, sagte eine Bahnsprecherin am Samstagabend. Bis in den Sonntag hinein sei aber mit Verzögerungen und Umleitungen auf der hoch frequentierten Strecke zwischen Hannover und Berlin zu rechnen. Reisende sollten sich über mögliche Verspätungen informieren.

Die Ursache des Brandes ist bislang unklar. Die Bahn sprach auf ihrer Internetseite am späten Samstagabend von „Vandalismusschäden“. Die Polizei hingegen erklärte in der Nacht zum Sonntag, es gebe bislang keine gesicherten Erkenntnisse zur Brandursache. Es werde weiter untersucht, ob ein technischer Defekt der Grund für das Feuer gewesen sei oder Brandstiftung. Ermittler hätten das Gerät abgebaut und mitgenommen. Mit einem Ergebnis der Untersuchungen rechnet die Polizei in den kommenden Tagen.

Im Fernverkehr zwischen Hannover und Berlin sind viele Züge betroffen. Die ICE- und IC-Züge von der niedersächsischen Landeshauptstadt in Richtung Berlin würden umgeleitet und verspäteten sich um etwa 25 Minuten, hieß es in der Bahn-Mitteilung. „Züge von Berlin in Richtung Hannover verkehren größtenteils auf dem regulären Laufweg und verspäten sich nur gering.“ Einige Züge in beiden Richtungen müssten entfallen. IC-Züge zwischen Hannover und Magdeburg würden teils umgeleitet und verspäteten sich dadurch um etwa 25 Minuten.

In Deutschland kommt es immer wieder zu Zwischenfällen an Bahnstrecken – mit zum Teil erheblichen Auswirkungen. In Nordrhein-Westfalen wurden Ende Juli zwei Brandsätze auf der Bahnstrecke Düsseldorf-Duisburg gezündet, wodurch Kabel für die Steuerung von Weichen und Signalen zerstört wurden. Damals war der Fern- und Regionalverkehr erheblich gestört.

Ende August rief ein Feuer an einem Gleisbereich bei Wuppertal-Oberbarmen den - für Taten mit einem möglichen politischen Hintergrund zuständigen - Staatsschutz auf den Plan. Zwar konnte es schnell gelöscht werden. Die Wuppertaler Polizei erklärte danach jedoch: „Wir müssen von einer gezielten Brandlegung ausgehen“, also von einem „Anschlag auf die kritische Infrastruktur“. Aufgeklärt wurde der Fall bislang nicht. (dpa)

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