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© dpa/Bernd von Jutrczenka

Update

„Ich kann es selbst nicht glauben“: Angeklagter gesteht Armbrust-Mord an Partnerin und Töchtern in Berlin

Brutal wurden eine Mutter und ihre beiden kleinen Töchter getötet. Der angeklagte Partner und Vater hat vor Gericht überraschend sein Schweigen gebrochen.

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Eine beklemmende Stille legte sich über den Gerichtssaal. Warum mussten eine Mutter und ihre beiden Töchter, fünf und sechs Jahre alt, sterben? Matthias J. soll seine Partnerin und die gemeinsamen Kinder in der Wohnung der Familie in Marzahn grausam ermordet haben – mit einem Messer und einer Armbrust. Rund fünf Monate nach der schier unfassbaren Tat hat der 37-Jährige am Donnerstag vor dem Berliner Landgericht überraschend sein Schweigen gebrochen und ein schockierendes Geständnis abgelegt.

„Ich kann es selbst nicht glauben“, ließ der 37-Jährige über seine Verteidigerin erklären. Er habe sich in einem „Tunnel“ und in „Panik“ befunden. Er habe seine Kinder sehr geliebt, sie „schützen“ wollen vor der Welt, die „außer Rand und Band“ sei. Seine Partnerin habe die Welt anders als er gesehen. Die Zeichen standen wohl auf Trennung. „Sie wollte arbeiten gehen“, so J. weiter. Die Frau habe ihren Kreis gehabt, aus seiner Sicht die Kinder nicht genug geschützt. J., der ohne Job war, will „keinen Ausweg“ gesehen haben. „Ich bin durchgedreht.“

Die Anklage geht vom Mordmerkmal der Grausamkeit aus. J. habe den Opfern über das für die Tötung erforderliche Maß hinaus aus gefühlloser und unbarmherziger Gesinnung bewusst Schmerzen und Qualen bereitet haben. Er habe sie quälen und „seine Gewalt rücksichtslos ausüben wollen“. Ein Motiv wird in der Anklage nicht genannt – J. hatte sich im Ermittlungsverfahren nicht zu den Vorwürfen geäußert.

Es geschah in einer Familie, die bis zum 31. Oktober 2024 nicht aufgefallen sein soll. Eine Tochter war gerade in die Schule gekommen, die andere besuchte die Kita, die 31-jährige Mutter suchte eine berufliche Perspektive. Die Familie lebte in einer Vierzimmerwohnung in einem Fünfgeschosser in der Ludwig-Renn-Straße.

Er zog Pfeile aus ihrem Körper und verschoss sie erneut

In der Nacht löschte Matthias J. seine Familie aus. Nach 22.38 Uhr habe er erst seine Partnerin attackiert, heißt es in der Anklage. Mit großer Brutalität sei er vorgegangen – „um sein Opfer körperlich wie seelisch zu quälen“. Zahlreiche Verletzungen habe er der 31-Jährigen zugefügt. Sie habe sich gewehrt. Er habe ihr schließlich die Beine mit Klebeband gefesselt. J. soll Pfeile wieder aus ihrem Körper gezogen und erneut verschossen haben.

Danach sei er ins Kinderzimmer, gab J. nun zu. Mit einem Survivalmesser und 15 Armbrust-Pfeilen. Er habe seine Töchter nicht quälen wollen. Ob er verschossene Pfeile aus den Körpern zog, könne er nicht sagen. „Ich habe einfach zugestochen.“ Dann habe er die Armbrust eingesetzt. „Es sollte schnell gehen. Sie hatten keine Chance.“

Der Mann zog nach seinen Angaben danach die Wohnungstür zu. Er habe sich selbst nicht töten können, hieß es weiter in seiner Erklärung. Er floh zu Verwandten in seine Heimatsstadt Heidelberg. Die Leichen in der Berliner Wohnung wurden am 3. November entdeckt. Zwei Tage später wurde J. in Baden-Württemberg gefasst und nach Berlin gebracht.

Matthias J., ein nicht vorbestrafter Mann mit bleichem Gesicht, sitzt seitdem in Untersuchungshaft. Er wirkte am ersten Prozesstag unruhig. Aus Sicht seiner Verteidigerin sollte er vorläufig in die Gerichtspsychiatrie verlegt werden. Eine Gutachterin geht von einer schweren geistigen Erkrankung und einem „paranoiden Hintergrund“ der Tat aus. Sie befürwortete eine Unterbringung im sogenannten Maßregelvollzug. Die Richter habe noch nicht darüber entschieden. Der Prozess geht am Dienstag weiter.

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