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Der Einsatz im brandenburgischen Nauen.

© AFP/ODD ANDERSEN

Update

„Ich habe so etwas noch nie gesehen“: Riesiges Drogenlabor in Brandenburg entdeckt – Haftantrag gegen zwei Männer gestellt

Mehr als 100 Kilo synthetische Drogen und kanisterweise Chemikalien wurden im brandenburgischen Nauen gefunden. Ihr Abtransport wird Tage dauern. Die Frage ist nun: Wohin damit?

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Fahnder haben in Nauen im brandenburgischen Landkreis Havelland ein riesiges illegales Drogenlabor ausgehoben – es hat aus Sicht der Ermittler „beeindruckende Dimensionen“. „Wir sehen unglaubliche Mengen an Chemikalien. Da sind teilweise Tonnen an Abwasserchemikalien, die bei der Produktion der Drogen entstehen können“, sagte ein Sprecher des Zollfahndungsamtes Berlin-Brandenburg nach der Entdeckung des Labors in Nauen.

Ein 50-jähriger Ukrainer und ein 41-jähriger Pole seien vorläufig festgenommen worden, sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft in Frankfurt (Oder). Gegen beide sei ein Haftantrag beim Amtsgericht Nauen gestellt worden. Der Haftrichter muss noch heute entscheiden, ob die beiden Männer in Untersuchungshaft kommen.

Anhand der riesigen Mengen könne man nur erahnen, welche Massen an Drogen mutmaßlich in dem Labor produziert worden sein müssten. Der Einsatzleiter habe in 30 Jahren Drogenfahndung noch nie etwas Vergleichbares gesehen, führte der Sprecher aus. „Das ist eine Dimension, die ist schon sehr beeindruckend.“

Aufräumarbeiten dauern noch mehrere Tage an

Die Aufräumarbeiten der Einsatzkräfte werden noch Tage in Anspruch nehmen. „Wir werden ab morgen mit dem Abtransport der Chemikalien und des Mülls beginnen“, sagte ein Sprecher des Zollfahndungsamtes Berlin-Brandenburg. Es müsse geklärt werden, welche Chemikalien beprobt werden müssten, welche entsorgt werden könnten und welche für die Beweisführung wichtig seien.

Die Beamten der Zollfahndung sollen nach Angaben des Sprechers dabei unter anderem von der Feuerwehr unterstützt werden. Sie tragen Gasmasken und Schutzanzüge. Wann die Arbeiten beendet sein sollen, ließ der Sprecher offen. „Wir stellen uns eventuell auf einen längeren Zeitraum ein.“ Das wichtigste sei, dass vor Ort niemand zu Schaden komme und Beweise gerichtsfest gesichert werden können.

Einsatz war seit Monaten geplant

Der Abtransport sei auch unter Gesundheitsschutzgesichtspunkten schwierig. Die Ermittler müssten Schutzanzüge tragen. Zudem müsse geklärt werden, wohin die Chemikalien transportiert und sicher entsorgt werden könnten.

Ich habe so etwas noch nie gesehen.

Ein Sprecher des Zollfahndungsamtes Berlin-Brandenburg über den Fund im brandenburgischen Nauen.

Bei einem mehrstündigen Großeinsatz hatten Polizei und Zollfahndungsamt am Mittwochmorgen das Labor in einer angemieteten Lagerhalle in einem Industriegebiet durchsucht. Die Ermittler waren auf rund 100 Kilogramm synthetische Drogen, kanisterweise Chemikalien zu deren Herstellung sowie 200.000 Euro in bar gestoßen. „Ich habe so etwas noch nie gesehen“, hatte ein Sprecher des Zollfahndungsamtes Berlin-Brandenburg zur Größe des gefundenen Labors gesagt.

Bei den Drogen handelt es sich um die Substanzen 3-CMC und 4-CMC. Sie gehörten zu den Amphetaminen und seien als Partydroge einzustufen, wie der Sprecher erklärte. Die Drogen werden auch als Ersatz der Szenedroge Mephedron (4-MMC) verkauft.

In der Spitze waren 150 Einsatzkräfte vor Ort, unterstützt wurden die Zollfahnder von Kräften der Bundespolizei, der Landespolizei Brandenburg und des Landeskriminalamtes Berlin.

Untersuchung der Stoffe wird Tage dauern

Der Einsatz war seit Monaten geplant, die Durchsuchungsbeschlüsse wurden im Auftrag der Staatsanwaltschaft Frankfurt (Oder) vollstreckt. „Bei den Chemikalien stehen wir noch ganz am Anfang, das sind so viele“, hatte der Sprecher weiter gesagt. „Da werden wir voraussichtlich Tage brauchen, um das alles vernünftig zu untersuchen.“

Man müsse auch herausfinden, wie mit den Chemikalien umzugehen sei – also ob und wie man diese lagern oder sie entsorgen könne. Um welche Endsubstanz es sich bei den gefundenen Chemikalien handelt, hätten die Ermittler vor Ort zunächst durch ein mobiles Testverfahren festgestellt, sagte der Sprecher des Zollfahndungsamtes.

Anhand von Abfallprodukten, die bei der Drogenherstellung entstehen und die im Gebäude gefunden wurden, sei eine Einschätzung möglich, wie viele Drogen bereits in dem Labor hergestellt wurden. „Allein diese Rückrechnung wird eine sehr interessante Geschichte.“

Immer wieder entdeckt die Polizei in Brandenburg Drogenlabore. Zumindest in diesem Fall erklärt sich der Sprecher des Zollfahndungsamtes die Ortswahl damit, dass die Täter hier relativ ungestört sein konnten. Außerdem sei die Anmietung einer Halle in Nauen deutlich günstiger als in Berlin. (mit dpa)

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