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Polizei vor dem Hotel Hyatt am Potsdamer Platz in Berlin-Mitte nach dem Überfall auf das Pokerturnier. Foto: Thilo Rückeis

© Thilo Rückeis TSP

Exklusiv

Illegal aus der Türkei eingereist: Früherem Poker-Räuber in Berlin in die Beine geschossen

Vergangene Woche wurde einer der Täter niedergeschossen, die vor 15 Jahren das Poker-Turnier im Hyatt-Hotel überfallen hatten. Ermittler prüfen, ob es sich um eine Milieufehde handelt.

Stand:

Auch 15 Jahre nach dem spektakulären Überfall auf das Pokerturnier im Berliner Hyatt-Hotel ist einer der Täter womöglich noch im hiesigen Bandenmilieu unterwegs – und wurde vergangene Woche in Friedrichshain niedergeschossen. Das erfuhr der Tagesspiegel aus Sicherheitskreisen.

Mustafa U. war 2021 in die Türkei abgeschoben worden, reiste aber offenbar mit falschen Papieren nach Deutschland ein. Derzeit befindet sich U. wegen Verdachts der unerlaubten Einreise und der Urkundenfälschung in Untersuchungshaft. Anlass der Festnahme war eine Auseinandersetzung in Friedrichshain am 16. Mai. Ein Sprecher der Staatsanwaltschaft sagte lediglich, man ermittle in diesem Fall.

Der wegen diverser Gewalt- und Eigentumsdelikte vorbestrafte 35-Jährige lief an jenem Abend an der Karl-Marx-Allee entlang, als ein Unbekannter mit einer Schusswaffe auf ihn feuerte. U. wurde an Bein und Gesäß verletzt. Kenner des Falls schließen eine „Strafaktion“ im Bandenmilieu nicht aus. Ermittler besuchten U. im Krankenhaus. Dort soll der Angeschossene einen gefälschten Ausweis gezeigt haben, worüber die B.Z. zuerst berichtete. Zum Vorfall äußerte er sich nicht.

U. wurde im Berliner Clan-Milieu durch den Pokerraub von 2010 bekannt, der von einem Mitglied einer bundesweit bekannten Großfamilie angeregt worden war: Im „Grand Hyatt“ fand im März 2010 ein internationales Pokerturnier statt. Vier Maskierte stürmten mit Revolver und Machete die Veranstaltung und raubten 242.000 Euro. Einem Wachmann gelang es, einen der Räuber in den Schwitzkasten zu nehmen, die anderen Angreifer befreiten ihn jedoch.

Die vier Männer wurden bald verhaftet. Mustafa U. händigte den Fahndern 4000 Euro aus der Beute aus. Alle Räuber gestanden die Tat weitgehend, nur die Beute blieb größtenteils verschwunden.

U. benannte in dem Verfahren den Onkel eines der Angeklagten als Drahtzieher der Tat. Der wiederum soll den Plan mit einem Mann einer bekannten Großfamilie entwickelt haben. Durch seine Aussagen galt für U. die Kronzeugenregelung: Er wurde als Heranwachsender nach Jugendstrafrecht zu dreieinhalb Jahren Haft verurteilt. In den aktuell laufenden Verfahren gilt für U. die Unschuldsvermutung.

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