Innensenatorin wirbt bei Paralympics: „Ich möchte, dass Berlin Inklusionshauptstadt wird”
Sie will die Olympischen und Paralympischen Spiele nach Berlin holen. Beim „Berliner Abend“ im Deutschen Haus versucht Iris Spranger rund 100 geladene Gäste von dieser Idee zu überzeugen.
Stand:
Der „Berliner Abend” soll in Paris die Werbetrommel rühren für eine erfolgreiche Bewerbung Berlins für die Olympischen und Paralympischen Spiele. Dafür finden sich am Montag im Deutschen Haus laut Senatskanzlei rund 100 geladene Gäste wieder, darunter auch der Geschäftsführer des Olympiastadions, Timo Rohwedder, die Sportsenatorin Iris Spranger (SPD) von einer Bewerbung überzeugen möchte.
Ziel der Veranstaltung: Ein Signal nach „innen“ senden, wie es so schön heißt. Dabei helfen an diesem Abend das Catering-Team des deutschen Hauses, Wurst von Curry 36 inklusive, der stimmungsvolle babyblaue Himmel über Paris und ein vorproduziertes Werbevideo, das gleich zu Beginn des Abends gezeigt wird.
Zu sehen sind zusammengeschnittene Clips von Sportlerinnen und Sportlern in Berlin, die sich verausgaben, bis ihnen der Schweiß von der Stirn tropft, unterlegt mit vorwärtspeitschendem Rap. „Ich möchte, dass Berlin Inklusionshauptstadt wird”, wird Spranger an diesem Abend sagen - und ein Loblied auf das „sagenhaft gut organisierte“ Turnier in Paris singen. Dass der Para-Sport ihr ein Herzensanliegen ist, daran möchte sie keine Zweifel lassen: Um den Endspurt der 100-Meter-Sprinter mitzubekommen, der hier auf sämtlichen Bildschirmen übertragen wird, unterbricht sie ihre Rede.
Die Rechnung von Senatorin Spranger sieht in etwa wie folgt aus: Paris 2024 war ein voller Erfolg, den Deutschland sich zum Vorbild nehmen wird. Berlin hat bei der diesjährigen Fußball-Europameisterschaft der Männer gezeigt, dass es befähigt und motiviert ist, weltweite Sportveranstaltungen auszutragen; wenn wir jetzt noch ein bisschen was in puncto Organisation und Begeisterungsfähigkeit von unserem westlichen Nachbar lernen, kann nichts mehr schiefgehen. Vieles bleibt allerdings im Vagen.
Auf das Jahr der Bewerbung möchte man sich an diesem Abend nicht festlegen. 2036 ist lange mit der Begründung diskutiert worden, der Welt zeigen zu wollen, dass man ein anderes Land geworden ist, als 100 Jahre zuvor. Nun scheint man sich aber nicht mehr so sicher zu sein, ob diese Botschaft richtig transportiert werden könne. Auch am Montagabend schütteln einige darüber den Kopf.
Außerdem, so hört man, sei die Vorlaufzeit zu kurz. Für die Verbände zur Vorbereitung der Athletinnen und Athleten. Aber auch für die zwingend notwendige Sanierung der Gebäude rund um den Jahn-Sportpark, die noch weit davon entfernt sind, als inklusive Spielstätten zu dienen. Also doch 2040? Das drohe zu scheitern, wenn Istanbul mit seiner Bewerbung für 2036 erfolgreich ist, sagt ein Funktionär des Deutschen Behindertensportbundes. „Dann ist Europa für 2040 raus.“
Die große Frage, die dieser Abend außerdem aufwirft, ist: Wird eine Begeisterung in Berlin für die Spiele in der Hauptstadt entfachbar sein? Die Behindertensport- und Sportverbände jedenfalls gieren darauf, die Spiele nach Deutschland zu holen. In den nächsten Bewerbungsschritten wird sich zeigen, ob die Berlinerinnen und Berliner dieser Idee auch etwas abgewinnen können.
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: