
© IMAGO/Nicole Kubelka
Karneval, Halloween und schwarzer Teppich: „VIP“-Premiere der Tim Burton Ausstellung in Berlin
Auf dem Friedrichshainer RAW-Gelände residiert seit neustem eine Ausstellung über das Werk des US-amerikanischen Regisseurs Tim Burton. Zur Eröffnung waren „VIPs“ geladen.
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Berliner, die nicht in Friedrichshain leben, sich aber unverhofft doch mal auf das sogenannte RAW-Gelände verirren, müssen aufpassen, sich nicht zu verlaufen. Alles ist irgendwie bunt. Die Graffitis an den Baracken, die herumsitzenden Punks, die Touristen-Schlangen vor Touristen-Clubs und seit neuestem wohl auch die Besucher einer neuen kuriosen Ausstellung, die hier residiert.
Bei der „VIP“-Premiere von „Tim Burtons Labyrinth“ jedenfalls schmissen sich die „VIPs“ entsprechend in Schale. Dresscode: Tim Burton – also irgendwie bunter Goth aus dem Karnevalsladen. Dafür muss man wohl wissen, dass der US-amerikanische Regisseur für Leinwandklassiker wie „Edward mit den Scherenhänden“, „Sleepy Hollow“ oder „Big Fish“ verantwortlich ist und, dass kultige Filmfiguren – die auf jede gute Halloween-Party gehören – wie Willy Wonka, Beetlejuice oder der Hutmacher aus seiner Alice im Wunderland-Interpretation auf ihn zurückzuführen sind.
Dass Burton auch gerne zeichnet und das oftmals skurrile Äußere seiner Protagonisten selbst entwirft, lernen die Besucher in der Ausstellung, die, wie der Name schon sagt, als Labyrinth angelegt ist. Letztendlich handelt es sich um eine Art Themenpark, mit überlebensgroßen Plastikfiguren, billigen Effekten und aufgeblasenen Wandtexten, die nicht davon ablenken können, dass das künstlerische Genie Burtons darauf reduziert wurde, dass die Ausstellung über sein Schaffen eine „VIP“-Premiere braucht.
Tim Burton: „interessant, analytisch, auskunftsfreudig“
Und damit zurück zu den „VIPs“, also Leuten wie dem Entertainer Julian F.M. Stöckel, der sich gar nicht groß verkleiden musste, um schrill zu wirken. Auch die Moderatorin Enie van de Meiklokjes oder Model Natascha Ochsenknecht kamen stilsicher bunt daher wie eh und je. Andere Promis hingegen hatten zuvor wohl tatsächlich ein Kostümgeschäft besucht. Die ehemalige „Dschungelcamp“-Bewohnerin Sarah Knappik zum Beispiel posierte im Polyester-Fummel mit den Sängern Undine Lux und Julian David oder den Reality-TV-Stars Adriano Salvaggio und Klaudia Giez um die Wette.
Dass die für die Musik verantwortliche Dragqueen Bambi Mercury in ihrer Beetlejuice-Neuinterpretation seltsam fehl am Platz wirkte, sagt eigentlich fast alles: Wäre der Abend eine Mottoparty gewesen, hätte sie den ersten Preis für den besten Look bekommen, einfach, weil sie sich wohl als einzige ein bisschen Mühe gab, über das Offensichtliche hinauszudenken.
Für ein Fünkchen Ernsthaftigkeit, sorgte die Moderation von Filmkritiker Knut Elstermann, der Tim Burton mal interviewte: „Der war schon sehr interessant, sehr analytisch, auskunftsfreudig, aber nicht spulend, sondern sehr sehr nachdenklich“, fasste er ihn charakterlich zusammen. Mehr erfuhr man über den Mann des Abends nicht, denn Burton reiste für seine „VIP“-Premiere natürlich nicht extra an.
Am Ende bleibt die Frage, warum überhaupt so ein Aufgebot? Nun, dass es für Ausstellungen „VIP“-Eröffnungen gibt, ist eigentlich nicht ungewöhnlich, normalerweise wird sowas aber nicht so genannt und normalerweise sind jene Very Important People auch ohne Anführungszeichen zu nennen, einfach weil sie wenigstens in irgendeiner Weise etwas mit dem Dargebotenen zu tun haben.
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