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Die Schlange vor dem Impfzentrum Tegel.

© Thorsten Claus

Bitte keine Kinder!: Alleinerziehender Vater wird am Impfzentrum Berlin-Tegel abgewiesen

Kinder dürfen nicht in Impfzentren mitgenommen werden. Ein Alleinerziehender fühlt sich diskriminiert und hat eine Beschwerde beim Land Berlin eingereicht.

Wer momentan in Berlin nach einem Impftermin sucht, hat es es nicht schwer. Voraussetzung: man muss zeitlich flexibel sein – und möglichst kinderlos.
Diese Erfahrung machte der alleinerziehende Vater, Thorsten Claus, als er sich beim Impfzentrum Tegel am Dienstag, 29. Juni, gegen Mittag in die Schlange reihte, und schließlich bei der Einlasskontrolle trotz Termin abgewiesen wurde – mit den Worten: „Sie dürfen das Kind nicht mit reinnehmen.“

Es folgte eine Diskussion mit dem Security-Personal sowie dem Teamleiter. Doch das Mitbringen von Kindern ist in keinem der Berliner Impfzentren erlaubt, so ist es im Hygienekonzept der Gesundheitsverwaltung vorgeschrieben. Eine Ausnahme wurde auch für Thorsten Claus nicht gemacht. Er musste wieder abziehen und konnte sich an dem Tag nicht impfen lassen.
Seinen Ärger machte er bei Twitter und auf seinem Blog hauptstadtpapa.com öffentlich. Claus schreibt dort regelmäßig über Belange von Eltern oder Alleinerziehenden. Seine dreijährige Tochter wächst bei ihm auf. „Die Mutter lebt gar nicht in Europa“, erklärt der Vater. Sie wäre als Betreuungsperson nicht infrage gekommen.

„Für mich wie für alle Alleinerziehenden ist es extrem schwer jemanden zu organisieren, der auf das Kind aufpasst, weil alle anderen ja auch arbeiten oder Familie haben“, erklärt Claus. Zudem habe er bei der Hotline zur Terminbuchung Bescheid gesagt, dass er seine Tochter mitbringen werde. Dort habe man ganz normal darauf reagiert, so sei die Information, dass Kinder nicht in Impfzentren dürfen, an ihm vorbeigegangen. Im Prinzip bekommt dies aber jeder mit den Anmeldebögen mitgeteilt.

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Das Thema sei schon häufiger kritisiert und diskutiert worden, sagt Pressesprecherin Regina Kneiding vom Deutschen Roten Kreuz (DRK), das im Auftrag des Senats das Impfzentrum in Tegel betreibt. „Es wurde überlegt, ob man Kinderecken einrichten kann oder Ähnliches, aber das ist eben mit den vorgegebenen Hygieneregeln nicht möglich“. Deshalb bleibe für Eltern nur die Möglichkeit, sich einen Babysitter zu organisieren.

Ältere dürfen eine Begleitperson mitnehmen, Eltern aber nicht ihre Kinder

Claus ärgert es, dass ältere Menschen eine Begleitperson mitnehmen dürfen, er aber seine Tochter nicht, selbst wenn sie eine FFP2-Maske trägt. „Wenn wir Ausnahmeregeln einführen, öffnen wir der Sache Tür und Tor. Dann bekämen wir das nicht mehr in den Griff“, argumentiert die Pressesprecherin. Für Claus schlägt sie vor, sich um einen Termin beim Haus- oder Facharzt umzusehen, doch dort hatte der Vater bisher keinen Erfolg. Da er wegen eines Umzugs seine Tochter von der Kita abmelden musste, ist er rund um die Uhr mit der Kinderbetreuung beschäftigt, erzählt er.

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Eine Schwerpunkt-Impfung, wie sie derzeit in vielen Bezirken am Wochenende stattfindet, käme ebenso wenig infrage, da auch dort Kinder nicht mitkönnen. Selbst wenn diese in Schulen stattfinden, dürfen sie nicht auf das Gelände, um auf dem Klettergerüst zu turnen, sondern müssen hinter dem Zaun auf ihre Eltern warten. So streng würden laut Elternberichten die Hygieneregeln ausgelegt.
Auf die Frage, welche Alternativen es gibt, damit auch Alleinerziehende während der Ferien ein Impfangebot wahrnehmen können, gab es bisher von der Gesundheitsverwaltung keine Antwort. Claus hat wegen des Vorfalls bei der Antidiskriminierungsstelle des Landes Berlin Beschwerde eingereicht.

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