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Ein Polizeiauto bei einer Einsatzfahrt mit Blaulicht (Symbolbild).

© IMAGO/Thomas Bartilla

Update

Fünfjähriges Mädchen und zwei Polizisten verletzt: Kugelbombe explodiert an der Neuköllner Sonnenallee – Täter flüchtig

Laut Zeugen soll ein männlicher Jugendlicher am Samstagabend die Bombe an der Reuterstraße, Ecke Sonnenallee abgeworfen haben. Linksextremisten hatten zuvor zum Protest aufgerufen.

| Update:

Zwei Polizisten und ein fünfjähriges Mädchen wurden am Samstagabend bei einem Angriff mit einer Kugelbombe an der Reuterstraße, Ecke Sonnenallee in Berlin-Neukölln verletzt. Die Fünfjährige erlitt durch die Explosion Verbrennungen im Halsbereich, die beiden Beamten erlitten Knalltraumata und mussten ihren Dienst beenden. Alle Verletzten kamen zur ambulanten Behandlung in ein Krankenhaus. Im Laufe der Ermittlungen habe sich auch ein 50 Jahre alter Mann gemeldet, der nach dem Vorfall über Ohrenschmerzen klagte. Eine medizinische Behandlung habe er abgelehnt.

Wie die Berliner Polizei am Sonntag mitteilte, alarmierte ein Bewohner gegen 20 Uhr die Polizei wegen eines mutmaßlichen Drogendelikts zur Reuterstraße. Als die beiden Beamten sich dem Wohnhaus an der Ecke zur Sonnenallee näherten, explodierte die Bombe in unmittelbarer Nähe.

Bei den Polizisten soll zu dem Zeitpunkt eine rund zehnköpfige Menschengruppe vor einem Restaurant gestanden haben. Zu dieser Gruppe gehörte ein Elternpaar und deren zwei Kinder, von denen eines das verletzte Mädchen war. Der dreijährige Sohn des Paares wurde von einem durch die Luft geschleuderten Gegenstand getroffen, blieb jedoch unverletzt. Es sei nach aktuellen Erkenntnissen nicht klar, ob die Polizisten das Ziel des Bombenangriffs waren, teilte ein Sprecher am Sonntag mit.

Zeugen hatten laut Polizei einen männlichen Jugendlichen bemerkt, der den Sprengkörper abgeworfen und danach in Richtung Sonnenallee geflüchtet sein soll. Kugelbomben sind Feuerwerkskörper, die normalerweise von Feuerwerkern zusammengebaut und – aus Rohren abgeschossen – für große Höhenfeuerwerke verwendet werden.

Der Einsatzort an der Reuterstraße, Ecke Sonnenallee.
Der Einsatzort an der Reuterstraße, Ecke Sonnenallee.

© privat

Laut Polizei soll es kurz nach dem Angriff auch eine zweite Detonation an der Kreuzung Reuterstraße, Sonnenallee gegeben haben. Dabei wurde nach ersten Erkenntnissen niemand verletzt. Nach Tagesspiegel-Informationen sollen nach dem Vorfall innerhalb weniger Minuten rund 50 Beamte einer Einsatzhundertschaft zusammengekommen sein, die den Bereich rund um den Tatort absicherten. In beiden Fällen hat der Polizeiliche Staatsschutz beim Landeskriminalamt die Ermittlungen übernommen.

Die Berliner Polizei hatte am Samstagabend auf X, vormals Twitter, zuerst über den Vorfall berichtet und mitgeteilt, dass die Feuerwehr die Versorgung der Verletzten übernommen hatte.

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Außer dem Vorfall in der Reuterstraße sei es für die Polizei im Bereich Sonnenallee über die Nacht vergleichsweise ruhig geblieben, wie die Polizei am Sonntag mitteilte. Nur vereinzelt kam es in den Bereichen der Sonnenallee/Pannierstraße und Sonnenallee/Reuterstraße zum Abbrennen von Pyrotechnik, wobei niemand verletzt wurde.

Außerdem wurde ein Einsatzfahrzeug nach Angaben der Polizei durch Unbekannte mit einem Gegenstand am Hermannplatz beworfen und beschädigt.

Es ist für mich unbegreiflich, wie man bewusst andere Menschen in Gefahr bringt. Es berührt mich sehr, dass auch ein Kind in Mitleidenschaft gezogen wurde.

Berlins Innensenatorin Iris Spranger (SPD) zu dem Angriff

Berlins Innensenatorin Iris Spranger (SPD) verurteilte den Angriff: „Das ist völlig inakzeptabel“, sagte sie dem Tagesspiegel. „Und es ist für mich unbegreiflich, wie man bewusst andere Menschen damit in Gefahr bringt. Es berührt mich sehr, dass auch ein Kind in Mitleidenschaft gezogen wurde.“ Sie wünsche allen Verletzten „aus tiefstem Herzen“ eine schnelle und vollständige Genesung.

Polizei-Gewerkschaftssprecher: „Wer Kugelbomben auf Menschen wirft, riskiert ihren Tod“

Benjamin Jendro, Sprecher der Berliner Gewerkschaft der Polizei, zeigte sich am Samstagabend erschüttert über den Vorfall in Neukölln. „Wer Kugelbomben auf Menschen wirft, riskiert schwerste Verletzungen und ihren Tod“, teilte Jendro auf X mit.

Den Erkenntnissen der Polizei zufolge besteht bei der ersten Explosion kein Zusammenhang zu einer propalästinensischen Demonstration am Nachmittag. „Ob die zweite Explosion im Zusammenhang mit dem Nahost-Konflikt steht, ist noch Bestandteil der Ermittlung“, sagte die Sprecherin. Auf X hatten linke Gruppen zuvor mehrfach auch gewaltverherrlichende Aufrufe geteilt.

Ein Beitrag mit dem Motto „Nach der Demo: Heißer Tee – in der Sonnenallee“ rief dazu auf, ab 19 Uhr in der Sonnenallee zu erscheinen. Als Grund wird dort „rassistische Hetze gegenüber der migrantischen Kiezbewohner:innen“ wegen des „totalen Demonstrationsverbots“ genannt.

Der mittlerweile gelöschte Aufruf der Gruppierung „Antifa.kreuzberg“ zum Protest in der Sonnenallee am Samstagabend.
Der mittlerweile gelöschte Aufruf der Gruppierung „Antifa.kreuzberg“ zum Protest in der Sonnenallee am Samstagabend.

© Twitter: Antifa.Kreuzberg

Auch teilte der Account „Antifa.kreuzberg“ auf X einen Beitrag, der Unterstützer_innen dazu aufruft, „gegen die ganze Belagerung von Polizei Kräften seit Wochen im Kiez“ (sic) in die Sonnenallee zu kommen. Zu sehen ist in dem Posting ein Foto, dass vermummte Personen vor brennenden Autos auf einer Straße zeigt. Der Beitrag wurde später gelöscht.

Zuvor war eine pro-palästinensische Demonstration mit rund 9000 Teilnehmenden vom Neptunbrunnen zum Potsdamer Platz gezogen. Sie war nach Polizeiangaben mehrheitlich friedlich verlaufen. Im Vorfeld hatte die Polizei jedoch schon Vorkehrungen für mögliche Ausschreitungen rund um die Sonnenallee in Neukölln getroffen.

Dort war es im Oktober mehrfach zu gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen pro-palästinensischen Gruppierungen und der Berliner Polizei gekommen, bei denen auch Straßenbarrikaden in Brand gesetzt und antisemitische Parolen skandiert worden waren. Zuletzt hatte sich die Lage rund um die Sonnenallee – auch nachdem die Polizei dort mit einem Großaufgebot Präsenz zeigte – beruhigt. (mit dpa)

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