zum Hauptinhalt
Massenweise Proteste. Betroffene lärmten gestern in der City West gegen die aktuellen Flugrouten.

© dpa

Fluglärm-Demo: Krach auf dem Ku’damm

5000 Menschen ziehen durch die City West und demonstrieren gegen den Fluglärm. Ziel war die Wohnung des Regierenden.

Stand:

Fluglärm hört sich anders an. Aber laut war es trotzdem: Auch Trillerpfeifen, Trommeln und Hupen können Krach machen. Das war das Ziel der Fluglärmgegner, die am Sonnabend von der Gedächtniskirche über den Ku’damm und die Brandenburgische Straße zogen. Ziel war die Wohnung des Regierenden Bürgermeisters Klaus Wowereit (SPD), den die Demonstranten für einen der Hauptverantwortlichen der Flugrouten und des Flughafenstandorts Schönefeld halten. Dem Regierenden Bürgermeister sollte demonstriert werden, welchen Fluglärm die Anwohner am Flughafen und unter den Routen aushalten müssen.

Allerdings sind die Routen vom Bundesaufsichtsamt für Flugsicherung, das dem Bundesverkehrsministerium untersteht, festgelegt worden. Und Schönefeld als Standort für den Flughafen war 1996 vom damaligen Regierenden Bürgermeister Eberhard Diepgen und Bundesverkehrsminister Matthias Wissmann (CDU) festgelegt worden. Sie hatten Brandenburgs Ministerpräsidenten Manfred Stolpe (SPD) die Zustimmung abgetrotzt.

Lärmen durften die Demonstranten aber nicht direkt vor Wowereits Wohnung, sondern nur in der Nähe – an der Einmündung der Ballenstedter Straße in die Brandenburgische Straße. Dies hatte das Verwaltungsgericht entschieden und damit die Entscheidung der Polizei korrigiert, die die Abschlusskundgebung weiter weg legen wollte. Den Demonstranten, angeführt vom Bürgerverein Brandenburg-Berlin (BVBB) war der neue Ort nah genug.

Gekommen waren nach Angaben der Polizei knapp 5000 Demonstranten. Sogar im Norden der Stadt, etwa in Birkenwerder, gibt es inzwischen Initiativen, die sich gegen das Überfliegen in großen Höhen aussprechen. Der Veranstalter hatte zunächst 7000 Teilnehmern gemeldet, der BVBB-Ehrenvorsitzende Ferdi Breidbach sprach von 12 000.

Der Krach, den die Demonstranten machten, war teilweise so stark, dass nicht einmal die über Lautsprecher übertragene Simulation eines Flugzeugtriebwerks zu verstehen war. An Wowereits Wohnung kam der Fluglärm dann „ungestört“ an, hier verstummten die Trillerpfeifen, Trommeln und Sirenen.

Die Polizei hatte die Brandenburgische Straße an dem vom Gericht vorgegebenen Endpunkt abgesperrt und den dortigen U-Bahnhof Konstanzer Straße geschlossen. Die Züge fuhren ohne Halt durch. Damit sollte verhindert werden, dass sich die Teilnehmer nach Abschluss der Kundgebung in den Bahnhof quetschen.

Die Demonstranten forderten einhellig ein Nachtflugverbot zwischen 22 Uhr und 6 Uhr am künftigen Flughafen in Schönefeld, der am 3. Juni eröffnet werden soll. Einige, an der Spitze der BVBB verlangen, dass Schönefeld entweder gar nicht in Betrieb geht oder zumindest schnellstens durch einen anderen Standort ersetzt wird. Der BVBB hat, wie berichtet, vorgeschlagen, Sperenberg zum Zentralflughafen für Deutschland auszubauen.

Den Krach, der für den Regierenden Bürgermeister bestimmt war, bekamen die anderen Anwohner ab. Ob Wowereit überhaupt zu Hause war, ist nicht bekannt.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })