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Will, dass der Berliner Senat ein Konzept für die kostenlose Krippe vorlegt: SPD-Fraktionschef Raed Saleh.

© Wolfgang Kumm/dpa

SPD-Fraktionschef Raed Saleh: Krippen-Beiträge in Berlin sollen langfristig wegfallen

SPD-Fraktionschef Saleh will alle Elternbeiträge für die Kitas abschaffen. Gleichzeitig soll der Betreuungsschlüssel verbessert werden. Unklar ist, wie das finanziert werden kann.

In der Krabbelgruppe „Roter Stern“ heißen die Kinder Cosma, Franz und Korbinian, die 4 bis 5-Jährigen Jungs nebenan hören dagegen auf Mohamed, Amir und Yussef. In der Kita „Villa Kunterbunt“ in der Neuköllner Weserstraße lässt sich die Veränderung der Bevölkerung im Quartier ablesen. Früher war hier Brennpunktkiez mit hohem Anteil an türkischen und arabischen Familien, um die Ecke ist die Rütlischule. Seit einigen Jahren ziehen Künstler und Akademiker mit deutschem oder EU-Hintergrund in die Gegend.

Abschaffung der Beiträge nur "schrittweise"

Eine gute Kulisse für den Integrationsexperten und SPD-Fraktionschef Raed Saleh. In der frisch sanierten Villa Kunterbunt, die auch so aussieht, erklärte er der Presse am Montag seine Vision von einer beitragsfreien Bildung von der Krippe bis zur Universität. Nach der kostenlosen Kita will Saleh jetzt die Elternbeiträge für Krippenkinder bis drei Jahre abschaffen, „schrittweise“, weil man ja auf den Koalitionspartner und den Landeshaushalt Rücksicht nehmen müsse. Hildegard Bentele, bildungspolitische Sprecherin der CDU, begrüßte Salehs Vorstoß grundsätzlich, warf aber auch die offene Finanzierungsfrage auf. Eine komplette Beitragsfreiheit würde rund 50 Millionen Euro kosten. Bisher ist in Berlin der Kitabesuch für vier- bis sechsjährige Kinder kostenfrei.

Berlin ist beim Betreuungsschlüssel Schlusslicht

Saleh möchte besonders Familien mit geringem Haushaltseinkommen bis 2675 Euro brutto von dieser „Strafsteuer“ entlasten. Parallel dazu solle die Qualität der Betreuung durch eine Absenkung des Betreuungsschlüssels verbessert werden. Berlin steht mit 6,6 Krippenkindern pro Erzieher auf dem letzten Platz im Bundesvergleich. Weitere Schritte könnten laut Saleh eine höhere Bezahlung der Erzieher und eine bessere Ausbildung sein. Die SPD will einen Antrag ins Abgeordnetenhaus einbringen, in dem der Senat aufgefordert wird, dazu bis Ende des Jahres ein Konzept auszuarbeiten.

Zehn Prozent der AWO-Erzieher sind Quereinsteiger

Der Senat solle dabei auch erforschen, warum die jährlichen Kosten pro Kita-Kind in Berlin weit höher sind als im Bundesdurchschnitt. Berlin lag 2013 mit Kosten von 8868 Euro pro Kitakind an der Spitze der Länder. In Mecklenburg-Vorpommern kostete ein Kitakind nur 3780, im Bundesdurchschnitt 6385 Euro. Jens Ahrens, Chef des AWO-Kreisverbandes Südost hatte eine mögliche Erklärung zur Hand. In Berlin kosteten die Erzieher wegen des hohen Altersdurchschnitts deutlich mehr als in anderen Bundesländern. Dass schon jetzt ein Mangel an Erziehern herrscht, der sich durch den Wegfall von Elternbeiträgen noch verschärfen würde, sei ihm bewusst, sagte Saleh. Deshalb müsse eben ein Gesamtkonzept her. Bei der AWO-Südost seien von 270 Erziehern schon 24 Quereinsteiger, sagte Ahrens.

Wie viele migrantische Familien ihre Kinder in die Krippe bringen, konnte der AWO-Chef allerdings nicht sagen. Jedenfalls weit weniger als bei den zuziehenden Akademikern. Weil wegen der Sprachdefizite besonders erstere als Zielgruppe erreicht werden soll, hätte Ahrens auch nichts gegen eine Kitapflicht einzuwenden.

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