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Leere Auslagen im Feinkostgeschäft „Rogacki“.

© Nick Wilcke

Update

„Rogacki“ in Charlottenburg geht in Insolvenz: Berliner Feinkost-Institution schließt nach dem Tod des Inhabers

Im Mai starb Dietmar Rogacki bei einem Feuer in seiner Villa. Das legendäre Feinkost-Geschäft seiner Familie führte er in dritter Generation. Nun ist das Traditionsunternehmen endgültig insolvent.

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Es ist das Ende einer Berliner Institution nach fast 100 Jahren: Im Mai starb Dietmar Rogacki im Feuer in seiner Spandauer Villa. Nun wurde beim Amtsgericht Charlottenburg eine Insolvenzverfahren eröffnet. Das legendäre Feinkostgeschäft in der Wilmersdorfer Straße in Charlottenburg, das Rogacki in dritter Generation geführt hatte, ist schon geschlossen. Bilder von einst und jetzt zeugen von einer großen Tradition und dem tristen Ende eines Jahrzehnte alten Familienbetriebs.

Am Freitagmorgen vor einer Woche standen die Kunden vor den verschlossenen Türen des „Rogacki“, gesprochen „Rogatzki“. Ein Mitarbeiter trat heraus und sagte: Heute öffne das Delikatessen-Geschäft nicht – und übrigens „überhaupt nicht mehr“.

„Vorübergehend geschlossen.“

© Nick Wilcke

Auf der Internetseite ist noch zu lesen: „Liebe Kunden, aus betriebsbedingten Gründen bleibt unser Geschäft vorübergehend geschlossen.“ Auch an der Tür hängt ein solcher Zettel.

Für die Mitarbeiter ist die Schließung nicht nur vorübergehend.

© Nick Wilcke

Doch der Laden öffnet wohl überhaupt nicht mehr. Die Mitarbeiter berichten, dass das Geschäft gerade leergeräumt werde. Ihnen sei am Freitagmorgen gesagt worden, dass sie ihre Sachen packen könnten. Über einen Seiteneingang verließen sie das Geschäft, mit Tüten und persönlichen Gegenständen in der Hand.

Blick durch die Scheiben in das Geschäft.

© Nick Wilcke

Auch ein Blick durch die große Fensterfront bestätigt: Mit dem Traditionsgeschäft hat es wohl ein Ende. Die Kühltheken und Auslagen sind leergeräumt, der Bäckerei-Bereich ist leergefegt. Nur in den Kühlschränken und Regalen im hinteren Bereich stehen noch Getränkeflaschen.

Dietmar Rogacki im Jahr 2018, als zum er „Berliner Kiezmeister“ gekürt wurde.

© Imago/Emmanuele Contini

Dietmar Rogacki war am 20. Mai im Alter von 68 Jahren zu Tode gekommen. Am Vormittag war in seiner Villa in Staaken ein Feuer ausgebrochen. Das Todesermittlungsverfahren läuft noch, wie ein Sprecher der Staatsanwaltschaft am Freitag sagte. Bislang gebe es aber keinen Hinweis auf ein Fremdverschulden. Das Landeskriminalamt ermittle weiter zur Brandursache.

Mehr als 90 Jahre lang verkauften die Rogackis in Berlin Fisch.

© PR/Rogacki

Mit dem Tod des Berliner Feinkost-Königs geht nun auch ein Stück Berliner Gastro-Geschichte zu Ende. Alles begann 1928, als Paul und Lucia Rogacki, die Großeltern von Dietmar, in Wedding einen Räucherwarenhandel eröffneten.

1932 zog das Geschäft um und öffnete „erste Charlottenburger Aal- und Fischräucherei“. Seitdem ist „die Herstellung von geräuchertem Fisch unsere Spezialität“. Nach dem Weltkrieg geht es weiter. Wild, Geflügel, Wurst und Fleisch kommen zu den Fischspezialitäten ins Sortiment.

Die Rogackis feierten 1953 ihr 25-jähriges Jubiläum.

© PR/Rogacki

Im Westen der Stadt „Rogacki“ eine der besten Adressen für Feinschmecker, aber auch für Liebhaber guter Kost: Fisch, Kartoffelsalat, Kasseler. Es war auch ein beliebter Mittagstisch.

Im alten West-Berlin bereits eine Institution: Das „Rogacki“.

© Rogacki

Das „Rogacki“ war ein Fisch- und Feinkost-Dorado, vielleicht nicht so fein wie KaDeWe, Rollenhagen oder Nöthling, aber auch nicht allzu kleinbürgerlich. Es war wohl die besondere Mischung aus bodenständigem Imbiss und Feinkostgeschäft mit Anspruch, das es bei den Kunden über Jahrzehnte so beliebt machte.

Auch für den Mittagstisch beliebt: das Feinkostgeschäft in der Wilmersdorfer Straße.

© Kai-Uwe Heinrich TSP

Dietmar Rogackis Vater starb 1972, seine Mutter übernahm die Geschäfte. Eine Käse- und Brotabteilung, aber auch ein Gourmetstand kamen hinzu.

Die Frischfisch-Abteilung des Feinkosthändlers hatte ein großes Sortiment.

© Kai-Uwe Heinrich TSP

Aus der Räucherfisch-Bude wurde ein moderner Feinkost-Supermarkt. 2018 wurde das 90. Firmenjubiläum gefeiert. Rogacki wurde von der Jury der „Berliner Meisterköche“ zum „Berliner Kiezmeister“ gekürt. Das 100. Jubiläum in drei Jahren wird wohl nicht mehr begangen.

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