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Overground subway train on a blue sky background

© Gestaltung: Tagesspiegel / Fotos: Getty Images, freepik

„Lieber BVG-Vorstand, ich schwitze“: Warum schafft Berlin es nicht, die U-Bahnen zu klimatisieren? 

Unser Leser und Gastautor ist treuer BVG-Kunde. Obwohl das im Sommer schwerfällt – ohne Klimaanlage in der U-Bahn. Andere Städte schaffen es doch auch, oder? Eine Einladung zum Neudenken.

Ein Zwischenruf von Thomas Clark

Stand:

Lieber BVG-Vorstand,

Ich schwitze. Sehr! Angeblich ist das gesund. Regelt den Energiehaushalt. Schön. Weniger schön ist es, wenn ich an heißen Tagen in der Berliner U-Bahn sitze – und schwitze. Nicht sehr schön für mich. Und schon gar nicht für jene, die neben mir stehen oder sitzen.

Der Betreiber der Berliner U-Bahn, die BVG, hat bekanntlich beschlossen, dass man auch in Zeiten wie diesen die U-Bahn ohne Klimaanlage fahren kann. Denn weder die aktuellen noch die zukünftigen Wagen sind mit Klimaanlage ausgerüstet.

Die BVG, so habe ich nachgelesen, hat dafür ihre Gründe. Wenn ich es richtig verstanden habe, ist ein Grund, dass Klimaanlagen Platz brauchen und der in den Berliner U-Bahn-Tunneln nicht immer zur Verfügung steht. Doch da denke ich mir: Die in London haben das doch auch geschafft, obwohl jeder, der dort mal mit der „Underground“ gefahren ist, sofort versteht, warum die im Volksmund „Tube“ genannt wird.

Denn die Londoner U-Bahn-Rohre sind nicht nur rund – sondern auch sehr (!) eng. Zwischen U-Bahn-Waggons und Tunnel ist da kaum Zwischenraum. Und trotzdem haben die Kollegen es in London geschafft, die Züge zumindest einiger Linien zu klimatisieren. Ich war kürzlich da, war angenehm, selbst im Anzug.

In Paris, einer Stadt, deren U-Bahn-System sogar ein wenig älter ist als das von Berlin, hat man es sogar geschafft, sukzessive Klimaanlagen in die Züge einzubauen. Auch hier, ich war drinnen: Vive le métro!

Ein weiterer Grund, den die BVG genannt hat, ist, dass bei einer Klimatisierung der Wagen die dort weggepresste Hitze irgendwo hin muss – und dadurch die U-Bahn-Stationen aufgeheizt würden. Scheint mir logisch. Aber: Ich persönlich würde lieber nur ein paar Minuten wartend in einer Station schwitzen als eine halbe Stunde lang im U-Bahn-Waggon.

Ich kann das sagen, weil ich das schon so erlebt habe: in New York. Dort ist es in der Tat so, dass die Stationen im Sommer unmenschlich heiß sind, weil die U-Bahn-Züge klimatisiert sind. Aber die paar Minuten in der Station habe ich stets überstanden.

Zudem: Könnte man nicht auch die U-Bahn-Stationen klimatisieren? Ich weiß, das würde Energie kosten. Aber weil wir Klimatisierung doch nur brauchen, wenn es besonders heiß ist, also nur, wenn die Sonne scheint: Wie wäre es denn mit Sonnenenergie? Die müsste man dann gar nicht speichern – sondern könnte sie direkt verwenden. Oder ist das eine völlig blöde Idee?

Klimatisierung ist auch kein Tabu-Thema bei der U-Bahn in Hamburg, wo meine Kinder geboren sind, oder in Wien, meiner Heimatstadt. Ich gebe zu, es gibt Beispiele, wo die U-Bahn-Betreiber auf Klimaanlagen ebenso verzichten wie ihr das tut bei der BVG. In München zum Beispiel. Aber: Ist Bayern wirklich eine Benchmark für Berlin?

Was also tun?

Bevor ich mich der „radikalen Akzeptanz“ hingebe, dass nichts zu ändern und niemand mit Entscheidungsgewalt zu gewinnen ist, habe ich gedacht, ich schreibe Ihnen mal. Mit einem Vorschlag: Lieber BVG-Vorstand, würden Sie mit mir an einem Gluthitzetag in Berlin mal gemeinsam U-Bahn fahren, so ein bis zwei Stunden?

Ich schlage dafür die U2 vor, von Ruhleben nach Pankow – also gewissermaßen auf den Spuren von Udo Lindenberg. Sie, lieber BVG-Chef Henrik Falk, vielleicht in Hemd und Anzug? Und Sie, liebe Jenny Zeller-Grothe, im Kostüm oder Hosenanzug? Ist ja schließlich ein Kundentermin.

Wer weiß, vielleicht haben ein paar Leute aus Ihrem Aufsichtsrat auch Lust, da mitzumachen. Vielleicht Sie, liebe Frau Senatorin Franziska Giffey? Oder Sie, lieber Staatssekretär Arne Herz? Sonst wer? Ich freue mich über jeden Mitfahrer.

Zuletzt noch zur Organisation für entschlossenes Vorgehen: Sie können mich über den Tagesspiegel jederzeit erreichen. Und, der Klarheit halber: Würden Sie, liebe Maja Weihgold, als Leiterin der Unternehmenskommunikation, die Antwort im Namen des BVG-Vorstands übernehmen? Das wäre super.

Wie wäre es mit der Arbeitswoche vom 25. bis 29. August. Oder am Wochenende davor oder danach?

Ich freue mich, von Ihnen zu hören!

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