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Tag der Befreiung in Berlin: Am Ende kam doch noch ein kleines Rudel „Nachtwölfe“ zum Ehrenmal
Russischer Botschafter legt Kränze nieder + Frau posiert mit Stalin-T-Shirt + Zwischenfälle mit Reichsbürgern + Der 9. Mai in Berlin im Blog.
Stand:
Bei vielen Kundgebungen in Berlin wird der Kapitulation Nazideutschlands vor den Streitkräften der westlichen Alliierten und vor der Roten Armee 1945 gedacht. Der 9. Mai ist der traditionelle Gedenktag in Russland - in diesem Jahr bekommen die Kundgebungen wegen des Krieges in der Ukraine eine besondere Brisanz. Wir begleiten sie in unserem Live-Blog.
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Ein kleines Rudel "Nachtwölfe" kommt doch noch zum Ehrenmal
Am Ende kamen sie doch noch, wenn auch eher ein kleines Rudel: Gegen 17 Uhr trafen 15 Angehörige des russischen Motorrad- und Rockerclubs „Nachtwölfe“ am Sowjetischen Ehrenmal am Tiergarten ein. Sie stellten ihre Fahrzeuge am Straßenrand ab und wurden von der Polizei in drei Gruppen à fünf Personen zu Fuß zum Denkmal begleitet. Dort legten sie einzeln Blumen nieder und posierten für Fotos. Nach einer halben Stunde verließen sie den Ort.
Von den angekündigten 150 Rockern traf am Ende nur etwa ein Drittel in Berlin ein: Nach Angaben eines Polizeisprechers zählten die Einsatzkräfte im Laufe des Tages 52 Motorradfahrer der „Nachtwölfe“ oder mit sonstigem russischem Bezug. Einen Trupp kontrollierten sie gleich bei der Anreise an der Landesgrenze in Dreilinden - zwei Fahrzeugen wurde dabei wegen eines fehlenden Versicherungsschutzes die Weiterfahrt untersagt. (Peregrina Walter, Annika Grosser, Alexander Fröhlich)
Von Putins Rockerfreunden bisher nicht viel zu sehen
Putins Rockerfreunde machen immer viel Wind. Am 9. Mai sollten 150 "Nachtwölfe" in Berlin eintreffen - unter anderem, um am Sowjetischen Ehrenmal am Tiergarten vorzufahren. Doch auch die Berliner Polizei hat sie noch nicht gesehen, jedenfalls nicht in einem so großen Pulk. In der Mittagszeit hätten einmal 15 Motorräder und drei Begleitfahrzeuge die Landesgrenze bei Dreilinden passiert, sagt ein Polizeisprecher. In der Innenstadt wurden nur vereinzelte Motorradrocker gesichtet.
Vielfache Kritik am Verbot ukrainischer Flaggen
An der Entscheidung der Berliner Innenverwaltung, auch ukrainische Flaggen beim Weltkriegsgedenken zu untersagen, gibt es erhebliche Kritik. Nach dem ukrainischen Botschafter Andrij Melnyk äußerte sich auch der Außenminister des Landes, Dmytro Kuleba. Bundestagsvizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt (Grüne) meldete ebenfalls Zweifel an, auch der frühere Regierende Bürgermeister Berlins, Michael Müller (SPD), der jetzt Bundestagsabgeordneter ist, nannte es "nicht die klügste Entscheidung".Fraglich ist auch, ob das Verbot rechtlich haltbar ist. Auch die Begründung aus der Allgemeinverfügung des Senats erscheint fragwürdig: Demnach könnten auch die ukrainischen Flaggen Gewaltbereitschaft vermitteln. Lesen Sie mehr dazu im folgenden Artikel unseres Autors Alexander Fröhlich.
Gedenken an getötete sowjetische Soldaten - Hunderte Demonstranten
Die Russische Botschaft hat in Berlin der getöteten sowjetischen Soldaten im Zweiten Weltkrieg vor 77 Jahren gedacht. Botschafter Sergej J. Netschajew legte am Montag an den sowjetischen Ehrenmälern im Treptower Park und an der Straße des 17. Juni Kränze nieder. Rund 200 Menschen nahmen nach Polizeiangaben an der offiziellen Gedenkveranstaltung im Treptower Park teil. Rund 500 Menschen versammelten sich laut Polizei zu einem "Rotarmisten-Gedächtnis-Aufzug" am Brandenburger Tor und zogen singend über die Straße des 17. Juni zum Ehrenmal. Viele von ihnen trugen rote Blumen und erinnerten mit Schwarz-Weiß-Fotos an gefallene Soldaten. Angemeldet waren 1300 Teilnehmer.
Bei der Veranstaltung im Treptower Park waren russische Fahnen zu sehen. Gäste der Delegation durften diese tragen, wie die Polizei betonte. Nach dem Veranstaltungsende seien die Fahnen wieder heruntergenommen worden, hieß es. Die Polizei hatte an 15 Gedenkstätten russische und ukrainische Fahnen, Uniformen sowie Marsch- und Militärlieder verboten, das Verbot galt aber nicht für Diplomaten und Veteranen des Weltkriegs.
Bei der größeren pro-russischen Demonstration, dem "Rotarmisten-Gedächtnis-Aufzug", vom Brandenburger Tor zum Ehrenmal ging die Polizei gegen einzelne Teilnehmer vor, etwa eine Frau, die einen Blumenstrauß mit einem "Z" trug - der Buchstabe gilt in Russland als Zeichen der Zustimmung zum Krieg gegen die Ukraine. Laut Polizei wollten auch rund 150 Mitglieder der Rockergruppe „Nachtwölfe“ daran teilnehmen. Bis zum Mittag hatten jedoch nur einzelne Motorradfahrer die Hauptstadt erreicht. Die Gruppe gilt als Unterstützer des russischen Präsidenten Wladimir Putin.
Eine Frau posierte vor dem Ehrenmal am Tiergarten auch mit einem Stalin-T-Shirt. Auch bei ihr zeigte sich manches erst auf den zweiten Blick: Ihre Fingernägel waren in russischen Farben lackiert - und auf einem ebenfalls das "Z" zu sehen. (mit dpa)
Uniformen als Modeaccessoire am Ehrenmal in Treptow

Ein Mann fotografiert eine Frau, die mit einem Käppi der Roten Armee und Georgsband am Revers posiert. Auch eine Männergruppe lässt sich in Armeekleidung ablichten. Diese Art von Erinnerungsfoto war auch in den vergangenen Jahren sehr beliebt.
Eigentlich sind Uniformteile in diesem Jahr verboten. Die Polizei setzt das Verbot nicht konsequent um, insgesamt gibt es aber weniger Militärkult als in früheren Jahren.
Eigentlich sind Uniformteile in diesem Jahr verboten. Die Polizei setzt das Verbot nicht konsequent um, insgesamt gibt es aber weniger Militärkult als in früheren Jahren.

Sowjetische Gesänge in Treptow

Polizei geht gegen „Z“-Symbolik vor
Ein kleiner Zwischenfall auf der Straße des 17. Juni: die Polizei zieht eine Frau aus dem Aufzug, deren Blumenstrauß ein „Z“ ziert. Der Buchstabe wird in Russland verwendet, um Zustimmung zum russischen Krieg in der Ukraine auszudrücken. Die Polizei stellt nun die Personalien der Frau fest.


Festakt am Ehrenmal in Treptow - darunter auch Verschwörungsideologen
Der 9. Mai ist ein Festtag für die russische Community in Berlin. Viele Männer kommen in Anzügen, die Frauen in Kostümen oder eleganten Kleidern. Kurz vor neun Uhr rauschte eine große Delegation der russischen Botschaft durch die Puschkinallee und parkte ihre schwarzen Limousinen direkt vorm Portalbogen des Sowjetischen Ehrenmals im Treptower Park.Auch ein paar Geistliche der russisch-orthodoxen Kirche sind dabei.
Die Polizei hatte zuvor die Puschkinallee für den Autoverkehr gesperrt, eine Polizistin führte einen Sprengstoffhund kreuz und quer über das Gelände. Am Portalbogen gibt es eine Einlasskontrolle.
Ein stämmiger Mann im blauen Anzug erklärt, er sei vom "Verband der Offiziere Russlands", ein Veteranenverband ehemaliger russischer Militärangehöriger, die jetzt in Deutschland leben, wie er erklärt. Zum Krieg in der Ukraine sagt er nur, auch die "slawischen Freunde" seien eingeladen der "Großeltern zu gedenken, die gefallen sind im Krieg gegen den Faschismus", Freunde aus Belarus, der Ukraine und den baltischen Staaten.
Die Stimmung ist friedlich, fast ausgelassen, an diesem sonnigen Frühlingstag. Vier deutsche Männer in schwarzen Jacketts, Rosensträuße in der Hand, betrachten die Szenerie. Sie sind schon etwas älter und haben sich zum Krieg eine fest Meinung gebildet. "Die Bundesregierung fällt in unangemessener Weise über Russland her", sagt ihr Wortführer, der seinen Namen nicht verraten will. Dabei stehe der Aggressor ganz woanders. "Die USA haben fünf Milliarden Dollar in den Regime-Change in der Ukraine investiert", dann schaut er auf und schaut, ob seine Aussage die gewünschte Wirkung erzielt. (Thomas Loy)
Linke Gruppe demonstriert gegen den Krieg

Zwischenfall auf dem Vorplatz des Ehrenmals:
Ein Reichsbürger provoziert bei einer Kundgebung der Vereinigung "der Verfolgten des Naziregimes - Bund der Antifaschisten (VVN-BdA)". Die Veranstalter:innen rufen die Polizei, die den Mann abdrängt.
Die linke Gruppe VVN-BdA demonstriert ausdrücklich gegen den russischen Angriffskrieg. Eine Rednerin verliest einen Redebeitrag einer linken Gruppe aus Russland, der sich gegen "den Putin-Faschismus" richtet. In anderen Beiträgen wird auch die NATO kritisiert.
Die linke Gruppe VVN-BdA demonstriert ausdrücklich gegen den russischen Angriffskrieg. Eine Rednerin verliest einen Redebeitrag einer linken Gruppe aus Russland, der sich gegen "den Putin-Faschismus" richtet. In anderen Beiträgen wird auch die NATO kritisiert.
DKP sieht Sowjetunion weiterhin als "Vorbild"

"In der Sowjetunion haben die Völker friedlich zusammen gelebt", behauptet ein Redner der Deutschen Kommunistischen Partei (DKP). Die UdSSR sei ein "Vorbild" für Frieden und Freiheit.
Polizei setzt Auflagen um
Sehr detailliert kontrolliert die Polizei aktuell am Brandenburger Tor die Teilnehmer des „Rotarmisten-Aufzugs“. Mehrere Personen mussten bereits ihre Shirts mit Bezug zur Sowjetunion ausziehen oder Plakate mit Hammer-und-Sichel-Symbolik ankleben. Einem weiteren Teilnehmer wurde untersagt, seine mitgebrachten Flaggen auszurollen.


Reichsbürger verbreiten Verschwörungsmythen in Treptow

Der Reichsbürger Rüdiger Hoffmann demonstriert mit seiner Gruppierung "Staatenlos" auf dem Gelände des Ehrenmals Treptow. Die Ukraine solle die Waffen niederlegen, denn sie kämpfe sowieso nur "für den Amerikaner" und für "die Hochfinanz", behauptet der Rechtsextremist. Die polnische Regierung sei "aus London gesteuert" und wolle in die Ukraine einmarschieren.
„Rotarmisten-Gedächtnisaufzug“ stellt sich auf
Am Brandenburger Tor startet in Kürze eine angemeldete Demonstration der russischen Community. Ziel ist das sowjetischen Mahnmal im Tiergarten. Unter den Teilnehmern sind viele Frauen, die Blumen und Fotos gefallener Sowjet-Soldaten mit sich tragen.

Polizeisprecherin: Nur Delegation der Botschaft darf Fahnen zeigen

Die Polizei gehe auch heute entschieden gegen Symbolik vor, die den russischen Angriffskrieg verherrlichen, sagt die Polizeisprecherin Anja Dierschke. Eine größere Gruppe mit russischen Fahnen am Vormittag sei als Begleitung des russischen Botschafters gekommen und habe daher die Erlaubnis zum Zeigen dieser Symbole gehabt.
Das habe für Irritationen gesorgt, sei aber rechtens gewesen. Einsatzkräfte mit Fachkenntnis zu den entsprechenden Symbolen seien ebenfalls vor Ort, um die Beamtinnen und Beamten im Zweifelsfall zu beraten.
Für 13 Uhr wird eine große Gruppe von Motorradfahrern am Ehrenmal Treptow erwartet. Auch für diese Gruppe gelten die Verbote, betont Dierschke. In der Menge sind aber immer wieder Personen mit Georgsbändchen zu sehen.
Für 13 Uhr wird eine große Gruppe von Motorradfahrern am Ehrenmal Treptow erwartet. Auch für diese Gruppe gelten die Verbote, betont Dierschke. In der Menge sind aber immer wieder Personen mit Georgsbändchen zu sehen.

Viel Polizei im Tiergarten
Mit vielen Einsatzkräften ist die Berliner Polizei im Regierungsviertel unterwegs, dabei bekommt sie unter anderem Unterstützung von Brandenburger Beamten.
Auf der einen Seite wird das sowjetische Mahnmal auf der Straße des 17. Juni abgesichert, auf der anderen Seite erwartet man um 11 Uhr einen Aufzug am Brandenburger Tor, der unter dem Namen „Rotarmisten Gedächtnis-Aufzug“ angemeldet wurde.
Ziel der Demonstration soll ebenfalls das Mahnmal im Tiergarten sein. Als Teilnehmer haben sich unter anderem die russischen Rocker der „Nachtwölfe“ angekündigt, denen enge Kontakte zum Kreml nachgesagt wird.

Großer Andrang auch im Tiergarten
Das sowjetische Ehrenmal auf der Straße des 17. Juni ist gut besucht. Vor kurzem ist eine Delegation der russischen Botschaft eingetroffen, die hier Blumen und Kränze ablegen will. Da es sich um eine offizielle Delegation handelt, ist es den Besuchern gestattet, das sogenannte St. Georgs-Bändchen zu tragen, welches sonst unter die Verbotsverfügung fällt.

Sowjetische und russische Symbole in Treptow

Großer Andrang am Sowjetischen Ehrenmal in Treptow. Hunderte Menschen legen Grabhügel Blumen ab. Die meisten sprechen Russisch. In der Menge sind immer wieder Symbole wie das Schwarze-orange Georgsbändchen oder Hammer und Sichel zu sehen. Die dürfen eigentlich nicht gezeigt werden. Einsatzkräfte der Polizei sind zwar auf dem ganzen Gelände präsent, schreiten aber weniger entschieden ein als gestern.
Ein Polizist fordert eine Frau auf, ein Georgsbändchen abzunehmen. "Nein!", sagt sie resolut und geht einfach weiter. Der Polizist lässt sie ziehen.
Ein Polizist fordert eine Frau auf, ein Georgsbändchen abzunehmen. "Nein!", sagt sie resolut und geht einfach weiter. Der Polizist lässt sie ziehen.
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