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Berlin: Lolas für die Leninisten

Zum 53. Mal wurde der Deutsche Filmpreis verliehen. Wie erwartet kam es zu einem überragenden Sieg von Wolfgang Beckers Ostalgiestreifen

Na, das war nun aber ein Wink mit dem Zaunpfahl, und einem besonders dicken. Das heißt, eigentlich waren es gleich zwei: Zunächst als Videoeinblendung ein Sprecher, der die erste Filmpreisgala der vereinigten Senderbetriebe SFB und ORB ansagt, und plötzlich – plopp – verrutscht das Bild hinter ihm und hängt auf halb acht. Kennen wir, war ein netter Gag aus „Goodbye, Lenin!“ Und dann rollt Jörg Pilawa, Moderator dieses Abends im Tempodrom, auch noch mit einem Trabi auf die Bühne. Das sei so ziemlich der einzige Darsteller in Wolfgang Beckers Film, der keine Nominierung erhalten habe. Muss man mehr wissen? Nein, muss man nicht. „Goodbye, Lenin!“ wird der überragende Sieger dieses 53. Deutschen Filmpreises: Sieben Nominierungen, sieben Lolas.

„Ein Fest für den deutschen Film“, da wird Kulturstaatsministerin Christina Weiss Recht behalten mit ihren einleitenden Worten. Er sei in diesem Jahr so erfolgreich gewesen wie lange nicht mehr, Resignation und Pessimismus seien besiegt. Klar, dass die Leute da applaudieren, und Pilawas Ermahnungen, sich fernsehgerecht zu verhalten, nicht dazusitzen wie so oft, mit verschränkten Armen und einer Miene, als sei man nicht freiwillig hier, sind gänzlich überflüssig.

Ohnehin hat der Abend hochgestimmt begonnen, kein Wunder bei diesem Traumwetter. Ab 18 Uhr hatte der rote Teppich sich langsam bevölkert, den wieder nur wenige Zaungäste säumten. Das Tempodrom liegt dafür einfach zu weit ab. Und dabei hätten die Schaulustigen sogar ein gekröntes Haupt bestaunen können, Nicole Then, fränkische Weinkönigin 2003/04, hübsch anzuschauen unter ihrem Diadem, aber doch ein Rätsel: Der Jahrgang ist noch nicht mal gekeltert, und schon gibt es eine Weinköniging? Sind halt fix, die Franken.

Zum Glück kam die gekrönte Nicole früh, da hatte man für solches Spintisieren noch Zeit. Danach folgen die Prominenten Schlag auf Schlag, stauen sich erheblich, was vor allem auf die Starlets zurückzuführen ist, die sich ausgiebig drehen und wenden, ihre Vorzüge präsentieren, seien es ein besonders keckes Lächeln, ein wohlgerundeter Rücken oder was auch immer. Besonders begabt in dieser Kunst Engelchen Diana Amft, eher scheu dagegen Karoline Herfurth, doch gerade der gemeinsame Auftritt perfekt, als gegenseitige Steigerung der Kontraste.

Viele Rollen sind hier festgelegt, Sissi Perlinger etwa als schrilles Vollweib, unten drunter Leopardenartiges, darüber was vom Zebra. Auch Otto bewährt in seiner Mimik, jeder andere würde Gesichtsmuskelkater bekommen. Joachim Kroll zurückhaltend, Iris Berben strahlend, ebenfalls wie immer. Doch es war schon ein beachtlicher Starauftrieb, erstaunlich so knapp vor Pfingsten. Elke Heidenreich, Michael Gwisdek, Nina Petri, Günter Lamprecht, Tom Tykwer, Wolfgang Stumpf, Iris Berben, Hannelore Elsner, Corinna Harfouch, Bernd Eichinger, Jessica Schwarz, Stefan und Erkan – alle da. Und ziemlich gegen Ende kamen dann auch die Leninisten, Wolfgang Becker, Daniel Brühl, Kathrin Sass, letztere mit eingegipstem linken Fuss im Rollstuhl. Aber so ist das immer bei Filmgalas: Die Topstars kommen zuletzt.

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