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Die Markthalle 9 bietet viele außergewöhnliche Speisen zu hohen Preisen.

© Tagesspiegel

Markthalle Neun: Anwohnerdialog mit vielen Fragen, aber ohne Antworten

Die Betreiber der Markthalle Neun haben Anwohner und Kritiker zum öffentlichen Gespräch geladen. Ihre Anliegen wollten sie aber nur sammeln - nicht beantworten.

Am Dienstagabend fand auf Einladung der Hallen-Betreiber Nikolas Driessen, Bernd Maier und Florian Niedermeier in der Markthalle Neun ein öffentliches Gespräch statt. Insgesamt waren etwa 150 Anwohner, Mitglieder von Initiativen und Fraktionsmitglieder der Bezirks-SPD anwesend. Dass Fragen und Forderungen an die Hallenbetreiber an diesem Abend nur gesammelt, aber noch nicht vor Ort beantwortet wurden, ließ bei vielen Besuchern Unmut aufkommen.

"Wir werden die Fragen zunächst sammeln oder an die Betreiber weitergeben", kündigte die "neutrale Vermittlerin" Esther Borkam vom Nachbarschaftszentrum Wrangelkiez die Struktur des Abends an. Eine Diskussion in Gruppen solle anschließend den weiteren Dialogprozess vorbereiten.

Der erste Beitrag am Mikrofon war dann gleich ein Konter: "Ohne Druck hätte es das heutige Treffen nie gegeben. Ausschlaggebend ist, was jetzt mit dem Aldi passiert", sagte ein Mann von "Markthalle 9 für Alle – Kiezmarkthalle. Die Initiative, bestehend aus etwa 30 Anwohnern, demonstrierte am vergangenen Sonnabend vor der Halle für den Erhalt des Aldi-Marktes. Ein weiterer Kritikpunkt: die Zielgruppe stimme nicht mehr. Eine Ernährungswende dürfe Geringverdiener nicht ausschließen.

"Kreuzberger Mischung ist schon lange flöten"

Eine andere Anwohnerin drückte das so aus: "Gerade geht es in der Halle nicht mehr um die Versorgung mit Grundnahrungsmitteln. Die Kreuzberger Mischung ist schon lange flöten gegangen." Wäre die Halle eine Markthalle, "würden wir nicht über den Aldi reden". Florian Niedermeier erklärte, dass der Aldi ein günstiges Segment verhindere. Der Discounter böte andere preisgünstige Angebote in der Halle aus. "Es ist irrsinnig schwer, daneben etwas aufzubauen", sagte der Betreiber.

Die Lösung eines dm-Drogeriemarktes sei aber keine, entgegneten Kritiker. "Warum soll das Ganze mit einem dm besser laufen?", fragte Sevim Aydin (SPD). Beide Geschäfte hätten doch eine gemeinsame Geschäftstrategie. "Ganz wichtig ist doch die Information, was die Händler hier für ihre Stände zahlen müssen." Die stellvertretende SPD-Fraktionssprecherin kritisierte auch, dass die Betreiber in der Halle Wohnungen als Büroräume nutzten. Das sei Zweckentfremdung.

390 Euro im Monat für einen Stand

"Diese Fragen sind und werden noch öffentlich beantwortet", so Nikolas Driessen dazu. Damit bezog er sich auf Informationen auf der Betreiber-Webseite, wie er dem Tagesspiegel anschließend sagte. "Wer einen dauerhaften Stand betreiben möchte, zahlt im Monat 390€ Miete. Das entspricht einer Wochenmiete von 90€", ist online zu lesen.

Die Betreiber seien weiterhin für einen "ergebnisoffenen" Prozess, weitere Antworten bekamen die Interessierten an diesem Abend von ihnen jedoch nicht. "Ihr lasst und nichts anderes übrig, uns an die Politik zu wenden", kommentierte das ein Anwohner

Sebastian Forck (SPD) sieht das ähnlich: Die ausbleibenden Antworten seien "frustrierend für diejenigen, die hier einen Dialog führen wollen". Er vermute, dass die Betreiber das "Schiff an der Zeit vorbeifahren" lassen wollen. Das nächste Treffen soll in einer Woche, am 9. April um 19h stattfinden. Die Moderatorin kündigte schon an, dass Gespräch würde ohne sie stattfinden.

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