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Datenanalysen zur Abgeordnetenhauswahl in Berlin 2021

© Montage: Tagesspiegel | Fotos: dpa, imago

Datenupdate zur Abgeordnetenhauswahl: Mieten sind wahlentscheidendes Thema in Berlin – vor Sicherheit und Klima

Welche Partei führt im Rennen um das Abgeordnetenhauswahl in Berlin? Könnte Rot-Rot-Grün weiterregieren? Ein aktueller Überblick der Umfragen zur Berlin-Wahl.

Von
  • Yannik Achternbosch
  • David Meidinger

„Mieten und Wohnen“ bleibt das wahlentscheidende Thema für die Berliner:innen. Das ergibt eine exklusive Umfrage, die das Umfrageinstitut Civey im Auftrag des Tagesspiegels durchführt. Auf Platz zwei landet „Sicherheit und Polizei”. Das Thema „Umwelt- und Klimaschutz”, das in bundesweiten Umfragen auf dem ersten Platz als wichtigste Problem landet, schafft es unter den Berliner Bürger:innen nur auf Position drei.  

Rund eineinhalb Wochen vor der Wahl deuten die aktuellen Umfragen außerdem auf einen Beliebtheitsverlust der Berliner Grünen im Wahlkampf hin. Nach einem vorübergehenden Höhenflug im Mai landet die Partei in der aktuellen Civey-Umfrage mit 15 Prozent ganz knapp auf Platz vier, nach der CDU und den Linken mit je 16 Prozent. Die SPD führt mit 25 Prozent. 

Im Mittel der Umfragen verschiedener Institute aus den vergangenen 30 Tagen konnte vor allem die SPD unter Franziska Giffey wieder Wähler:innenstimmen gewinnen. Laut Berechnungen des Tagesspiegels liegt die SPD im Mittel bei 22 Prozentpunkten und wäre damit die stärkste Partei im Abgeordnetenhaus.

Die Umfragen zeigen, wie eng die Parteien beieinander liegen. Trotzdem ist bei der Interpretation Vorsicht geboten. Denn solche Umfragen sind zwar repräsentativ, haben aber im Schnitt auch eine statistische Unsicherheit von rund drei Prozentpunkten. Hinzu kommt, dass nicht nachzuvollziehen ist, ob alle Befragten ehrlich antworten oder doch ihre Entscheidung vor der Wahl noch ändern. Die Wahl könnte also durchaus anders ausgehen, als Umfragen vorhersagen.

Alle Koalitionsmöglichkeiten konzentrieren sich auf die SPD

Anhand dieser Mittelwerte sind in Berlin lediglich Koalitionen aus drei Parteien rechnerisch denkbar, kein Zwei-Parteien-Bündnis kommt auf mehr als die Hälfte der 130 Sitze. Mit etwa 82 Sitzen hätte eine Kenia-Koalition aus SPD, Grünen und CDU laut Tagesspiegel-Berechnungen die größte Mehrheit. 

Hier geht es zur interaktiven Übersicht der möglichen Koalitionen

Mit 79 Sitzen folgt dicht darauf die aktuell bereits regierende rot-grün-rote Koalition aus SPD, Grünen und Linken vor der sogenannten Deutschland-Koalition mit 67 Sitzen, die in den vergangenen Wochen immer wieder in Berlin diskutiert wurde. In diese Berechnungen sind aber noch keine Überhangs- und Ausgleichsmandate berücksichtigt. Je nach Ausgang der Wahl in den einzelnen Wahlkreisen könnten sie die Mehrheitsverhältnisse noch einmal verändern.

SPD liegt auch bei Bürgermeister:innen-Frage vorne

Bleibt es bei den Umfragen, ist es so, dass kein Weg an der SPD vorbeiführt: An allen vier rechnerisch denkbaren Koalitionen ist die SPD als stärkste Kraft beteiligt. Die aussichtsreichste Koalition ohne Beteiligung der SPD ist nach aktuellen Umfragen die Jamaika-Koalition aus CDU, Grünen und FDP. Allerdings kommt diese nur auf 61 Sitze und hätte entsprechend keine Mehrheit. Sie gilt zudem als politisch sehr unwahrscheinlich.

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Nicht nur bei der Koalitionsfrage hat die SPD die Nase vorn. Auf die Frage „Wer soll Bürgermeister oder Bürgermeisterin werden?“ haben sich in der neusten Civey-Umfrage vom 10. September 25 Prozent der Befragten sich für Franziska Giffey (SPD) entschieden, auf Platz zwei folgt mit 16,9 Prozent Klaus Lederer (Linke). Die Grünen mit Bettina Jarasch schneiden auch hier schlecht ab, sie landet noch hinter Kai Wegner von CDU. 

Volksentscheid steht an

Die zentrale Bedeutung des Themas „Mieten und Wohnen“ bei der Wahl zum Abgeordnetenhaus dürfte mit dem Volksentscheid „Deutsche Wohnen & Co. enteignen“ zusammenhängen, über den am selben Tag abgestimmt wird. Die neueste Umfrage prognostiziert zwar ein knappes Rennen, sieht jedoch einen leichten Vorteil für die Befürworter:innen der Enteignungen. 47 Prozent der Befragten gaben an, dass sie das Anliegen als „eher gut“ bewerten, immerhin 43 Prozent bewerten es jedoch als „eher schlecht“. Bisher haben sich Linke und Grüne dafür ausgesprochen, den Volksentscheid zu unterstützen. 

Berlin-O-Mat: Wen soll ich wählen?

Neben der Wahl zum Berliner Abgeordnetenhaus wird auch in den Bezirken gewählt. Gerade dort unterscheiden sich die Positionen der Parteien zu inhaltlichen Fragen oft stark, wie eine Analyse des Tagesspiegels ergeben hat. Vor allem bei CDU und FDP gibt es in den Bezirken starke inhaltliche Abweichungen von den Positionen der Berliner Landespartei. Innerhalb der Bezirke unterschieden sich vor allem die Positionen der SPD sowie der AfD in den verschiedenen Bezirken. 

Die Daten für diese Analyse stammen aus dem Berlin-O-Mat, einer Wahlhilfe, die der Tagesspiegel gemeinsam mit der Humboldt-Universität für die Abgeordnetenhauswahl und die Berliner Bezirke entwickelt hat. Zum ersten Mal beschränkt sich so eine Wahlhilfe nicht nur auf die AGH-Wahl, sondern bezieht auch die mögliche Wahlentscheidungen der Wahlen zu den Bezirksverordnetenversammlungen in ein und derselben Wahlentscheidungshilfe mit ein.

Hier geht es zum Berlin-O-Mat

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