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„Keine Ahnung, wann ich nach Deutschland zurückfliegen kann“: Berliner Tattoo-Künstlerin seit drei Wochen in US-Abschiebehaft
Mit Tattoo-Utensilien im Gepäck will Jessica Brösche von Mexiko in die USA einreisen – und wird festgenommen. Behörden werfen ihr vor, dass sie illegal arbeiten wollte.
Stand:
Eine Tattoo-Künstlerin aus Berlin sitzt seit fast drei Wochen in US-Gewahrsam. Die US-Einreisebehörde ICE wirft der 29-jährigen Jessica Brösche offenbar vor, dass sie illegal in den Vereinigten Staaten arbeiten wollte. So schildert es ihre Freundin und Kollegin Nikita Lofving.
Nun verbreitete Lofving ein Statement ihrer Berliner Freundin. „Ich bin immer noch nicht in der Lage, mein Telefon oder die sozialen Medien zu benutzen, da ich mich immer noch in einer Haftanstalt in den USA befinde“, erklärte Brösche. „Ich habe immer noch keine Ahnung, wann ich nach Deutschland zurückfliegen kann. Es kann ein paar Wochen oder nur ein paar Tage dauern.“
Jessica habe sie in Los Angeles besuchen wollen, berichtet Lofving. „Wir trafen uns beide für ein Wochenende in Tijuana“, also in Mexiko unmittelbar an der Grenze. Dann passierten sie am 25. Januar zu Fuß die Grenze, um nach San Diego in den USA zu kommen.
Privater oder geschäftlicher Aufenthalt?
Brösche hatte ihre Tätowierutensilien dabei. Dann hätten Beamte der „Homeland Security“ sie festgenommen. Die US-Behörden werfen Brösche demnach vor, dass sie mit Tätowierutensilien Kunden in den USA tätowieren wollte – was mit Brösches gültigem Touristenvisum aber nicht erlaubt ist.
Lofving widerspricht und sagt, Brösche habe sie nur als Touristin in Los Angeles besuchen wollen. So soll das Tattoo-Equipment lediglich dafür da gewesen sein, Lofving freundschaftlich statt kommerziell zu tätowieren. Seit der Festnahme der 29-Jährigen versucht Lofving, auf die unklare Situation der Deutschen aufmerksam zu machen.
Auf der Website der Einreisebehörde ICE ist Brösche als Inhaftierte aufgeführt. Sie wird unweit der Grenze in der Abschiebehaftanstalt Otay Mesa Detention Center festgehalten. Auf Anfragen des Tagesspiegels zu den Umständen der Festnahme und einer Freilassung reagierte die US-Behörde bisher nicht.
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Auf ihrem Instagram-Profil mit beinahe 25.000 Followern gibt Brösche an, ab dem 26. Januar in Los Angeles sein zu wollen – wie es Tattoo-Künstler häufig tun, um ihre Aufenthalte anzukündigen und mögliche Tattoo-Termine zu vereinbaren.
Auch für ihren Aufenthalt in Mexiko hatte sie einen Zeitraum angegeben – vom 6. Dezember bis 25. Januar. In Los Angeles wollte sie demnach bis 16. Februar, also diesen Sonntag, sein. Und sie hatte geplant, in einer Woche wieder in Berlin zu sein – vom 24. Februar bis 20. April.
Die Dinge sind ungewiss und nur mit viel Geduld und positivem Denken kommt man da durch.“
Jessica Brösche
Brösches Kollegin vermutet Donald Trumps verschärfte US-Einreisepolitik als Grund für die Festnahme der Berliner Tattoo-Künstlerin. An seinem ersten Amtstag hatte Trump mehrere Ministerien aufgefordert, härter gegen illegale Einwanderung vorzugehen, deutlich mehr Menschen abzuschieben und die Grenze zu Mexiko stärker zu schützen.
Ihr Verfahren laufe sehr langsam, „weil die Regeln geändert wurden“, berichtet Brösche. „Die Dinge sind ungewiss und nur mit viel Geduld und positivem Denken kommt man da durch.“ Ihre Freundin Lofving schreibt bei Instagram: „Die Welt sollte wissen, dass es nicht sicher ist, hier einzureisen. Trump geht nicht nur gegen Menschen innerhalb der USA vor, sondern auch gegen Touristen.“
In einem weiteren Beitrag Anfang der Woche schreibt Lofving, dass Brösche nach mehr als zwei Wochen Isolation mit ihr und ihren Eltern telefonieren konnte. Sie sei bislang keinem Richter vorgeführt worden, schrieb Lofving. Außerdem sei ihr gesagt worden, sie müsse in der Haft „noch zwei weitere Wochen warten“.
Aus dem Auswärtigen Amtes heißt es, dass sich das Generalkonsulat Los Angeles um eine Lösung bemühe und hierfür in Kontakt mit Familienangehörigen und US-Behörden stehe. Aus Gründen der Persönlichkeitsrechte der Betroffenen könne man sich nicht zu weiteren Details der konsularischen Betreuung äußern.
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