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Claudia Roth (l, Bündnis 90/Die Grünen), Staatsministerin für Kultur und Medien, und Dirk Messner, Präsident des Umweltbundesamtes, nehmen an der Pressekonferenz teil. Auf der Pressekonferenz wird die Planungen für das Museum des 20. Jahrhunderts am Kulturforum vorgestellt.

© dpa/Hannes P Albert

Museum des 20. Jahrhunderts in Berlin: Kulturstaatsministerin Roth will aus Neubau ein „Vorbild für Nachhaltigkeit“ machen

Die Klimakatastrophe stellt auch Museen in Deutschland vor neue Herausforderungen. Bei einem teuren Neubau in der Hauptstadt scheinen Lösungen gefunden.

Von Gerd Roth, dpa

Viele alte Gemäuer, mitunter sehr kostbare Ausstellungsstücke – Museen in Deutschland sehen sich im Spagat zwischen Energiebilanz und Kulturbewahrung. Der dramatische Klimawandel fordert auch von Ausstellungshäusern Veränderungen. Neben den umweltpolitischen Notwendigkeiten sorgen dabei steigende Energiekosten für Antrieb. Mit dem in Berlin geplanten Museum des 20. Jahrhunderts scheint nun ein noch als Energieschleuder entworfener Neubau auf Nachhaltigkeit getrimmt zu werden.

Kulturstaatsministerin Claudia Roth will das auch wegen seiner schlechten Energiebilanz umstrittene Museum zu einem „Vorbild für Nachhaltigkeit“ machen. „Dieses Museum muss tauglich sein für die Ansprüche und Herausforderungen des 21. Jahrhunderts“, sagte die Grünen-Politikerin am Dienstag in Berlin. Dafür wurden die Pläne für das seit 2019 im Bau befindliche Museum überarbeitet.

Der Entwurf stammt von den Schweizer Architekten Herzog & de Meuron, die auch die Hamburger Elbphilharmonie, das Olympiastadion in Peking und die Münchner Allianz Arena gebaut haben. Jacques Herzog zeigte sich mit Blick auf die Neuerungen „sehr froh, dass dieser Impuls von außen kam“.

Sonnenkollektoren waren bisher aus ästhetischen Gründen abgelehnt worden

Die Pläne seien nachgeschärft worden „überall, wo es möglich war“, sagte Roth. So sind die bisher vorgesehen riesigen Zugangstore kleinen Eingängen gewichen. Das Dach bekommt Sonnenkollektoren, die bisher aus ästhetischen Gründen abgelehnt worden waren.

Museumsumfeld und das angrenzende Kulturforum mit weiteren Museen und der Philharmonie sollen in Absprache mit Berlin begrünt werden und so den benachbarten Tiergarten erweitern. Klaus Biesenbach, Direktor der Neuen Nationalgalerie und des künftigen Museums nebenan, sprach vom Ende einer „Notstandssituation“ mit zubetonierten Flächen. Als „Herz des Kulturforums“ sieht er künftig eine rund 150 Jahre alte Platane, um die an drei Seiten das neue Museum herumgebaut wird.

Nicht klimaneutral, aber „auf dem Weg dahin“

Dirk Messner, Präsident des Umweltbundesamts, sprach davon, die notwendige Transformation attraktiv und fühlbar zu machen. Die ursprünglichen Pläne stammten „aus der letzten Phase des fossilen Zeitalters“. Messner räumte ein, das Museum werde nicht klimaneutral, sei aber „auf dem Weg dahin“.

Hermann Parzinger, Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, verwies darauf, der Energiebedarf des Museum sei von geplanten 102 auf nun knapp 43 Kilowattstunden pro Quadratmeter reduziert worden.

Der vom Bund finanzierte Bau verteuert sich mit der Umplanung um knapp zehn auf gut 363 Millionen Euro. Mit Indexsteigerung und Risikokosten summiert sich die Finanzierung auf etwa 450 Millionen Euro. Die Nationalgalerie steht mit dem Museum, das nun 2027 und damit ein Jahr später als bisher angegeben fertig sein soll, vor einer Neuordnung mit dann sieben Standorten.

Viele der mehr als 7000 Museen in Deutschland sind ausgeklügelt klimatisierte Gebäude. Das belastet nicht nur die CO2-Bilanz, sondern auch die meist nicht üppigen Etats. Der Museumsbund rechnet für 2023 mit mindestens 100 Millionen Euro an Mehrkosten für die Häuser - trotz der vorgegebenen Einsparung von 20 Prozent im Energiesektor.

Der Verband hat bereits einen „erweiterten Klimakorridor bei der Museumsklimatisierung“ empfohlen. Die klimatischen Verhältnisse sind in manchen Häusern eher von Vorgaben etwa des Arbeitsschutzes als Notwendigkeit der Kunstgegenstände und Ausstellungsstücke geprägt. Der Museumsbund will, dass „alle Werte innerhalb des Korridors als akzeptabel bewertet werden, sofern das Sammlungsgut keinen spezifischen konservatorischen Anforderungen unterliegt“.

Der Interessenverband für gut 1000 Museen und Institutionen will nun „ins Handeln kommen“, wie das Thema der Jahrestagung zum Klimaschutz in Museen im Mai in Osnabrück überschrieben ist. „Nachhaltiges Handeln ist eine der drängendsten Herausforderungen unserer Zeit“, heißt es dazu. Die Verantwortlichen wollen Perspektiven suchen bei Gebäudemanagement, Konservierung oder Kuratieren. Dabei geht es auch um die Frage: „Wie viel können wir unseren Objekten zumuten?“

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