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Das Schloss Charlottenburg wollen die Hohenzollern-Erben nicht zurück, aber die darin aufbewahrten Kunstwerke.

© Robert Schlesinger/dpa

Nach Streit um Rückgabe: Hohenzollern drohen mit Abzug von Kunstwerken aus Berlins Museen

Die Fürstenerben argumentieren, die Kulturgüter könnten auch außerhalb der Hauptstadt gezeigt werden. Das beträfe unter anderem das Schloss Charlottenburg.

Im Vermögenskonflikt um Kunstschätze und Entschädigungen drohen die Hohenzollern – Chef ist der Potsdamer Georg Friedrich Prinz von Preußen – mit dem Abzug von Leihgaben aus öffentlichen Museen in Berlin und Brandenburg. Das geht aus einem dem Tagesspiegel vorliegenden Brief hervor, den Jürgen Aretz, Verhandlungsführer des Ururenkels des letzten deutschen Kaisers, an die Brandenburger Ministerinnen Katrin Lange (Finanzen, SPD) und Manja Schüle (Kultur, SPD) schickte.

„Die Geschichte Preußens erstreckt sich freilich nicht nur auf die Grenzen der heutigen Länder Brandenburg und Berlin“, heißt es in dem Schreiben der „Generalverwaltung des vormals regierenden Königshauses“, das der „Spiegel“ am Freitag publik machte.

Und: „Es ist gar keine Frage, dass die angesprochenen Kunst- und Kulturgüter ebenso außerhalb dieser Länder in angemessenem Rahmen ausgestellt werden können“, so Aretz weiter. „Längst haben uns vor dem Hintergrund der bekannten Auseinandersetzungen auch öffentliche Einrichtungen von sich aus ihre entsprechende Bereitschaft signalisiert.“ Das werde „in unsere Überlegungen Eingang finden müssen, selbst wenn ich persönlich eine Standortverlagerung bedauern würde“, so Aretz.

Es geht um Tausende Kunstwerke, die sich unter anderem in Museen der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten (SPSG) befinden, etwa dem Neuen Palais in Potsdam oder dem Berliner Schloss Charlottenburg. Mit der Drohung wollen die Hohenzollern die Wiederaufnahme von Gesprächen über eine umfassende gütliche Einigung durchsetzen, die 2019 abgebrochen worden waren.

Zuvor hatten damals der Tagesspiegel und der „Spiegel“ enthüllt, dass die Hohenzollern und die öffentliche Hand seit 2014 über die Rückgabe von Kunstgütern aus Museumsschlössern Geheimverhandlungen geführt hatten. Parallel dazu geht es auch um eine Millionenentschädigung, die die Hohenzollern für enteignete Immobilien in der früheren sowjetischen Besatzungszone einklagen wollen. Brandenburg hatte diese Zahlung abgelehnt, weil die Hohenzollern dem NS-Regime „erheblich Vorschub“ geleistet hätten.

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„Es geht um einen wichtigen Teil der Kulturlandschaft von Brandenburg und Berlin“, heißt es weiter in dem Aretz-Schreiben. „Wer ernsthaft an der Lösung der schwierigen Fragen und damit dem Erhalt dieser Kulturlandschaft interessiert ist, weiß, dass nur sachliche Gespräche zwischen den Vertretern und Vertreterinnen der staatlichen Seite und des Prinzen von Preußen weiterhelfen werden.“ Vorbedingungen seien vernünftigerweise nicht möglich.

Erst vor wenigen Tagen hatten die Brandenburger Linken mehr als 23.000 Unterschriften ihrer Volksinitiative „Keine Geschenke den Hohenzollern“ an den Landtag übergeben. Wenn mehr als 20.000 Unterschriften gültig sind, muss sich das Parlament damit befassen. Die Grünen, die in Brandenburg an der Regierung beteiligt sind, lehnen Geheimverhandlungen mit den Hohenzollern ab.

Aretz drängt die öffentliche Hand zur Eile, an den Verhandlungstisch zurückzukehren. „Diese Gespräche können aus unserer Sicht unmittelbar nach Aufhebung der strikten Corona-Auflagen beginnen, also wohl in der zweiten Februarhälfte“, heißt es in den Schreiben. „Wir sind dazu bereit.“ Nun sind wiederum Brandenburg, Berlin und der Bund am Zuge, sich zu dem Vorstoß zu verhalten.

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