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Nach Hinweisen auf einen möglicherweise verdächtigen Gegenstand hat die Polizei am Samstagabend den Berliner Weihnachtsmarkt an der Gedächtniskirche geräumt.

© Gregor Fischer/dpa

Update

Nach Terrorverdacht am Breitscheidplatz: Verdächtige Salafisten wurden wohl observiert

Eine Verwechslung löst einen Großalarm am Breitscheidplatz aus. Entwarnung gibt es nicht: Die beiden Verdächtigen haben Kontakte in die salafistische Szene.

Die Situation am Samstagabend auf dem Berliner Breitscheidplatz war wohl ernster als angenommen. Zwar hatte erst eine Verwechslung zum Terroralarm auf dem Weihnachtsmarkt geführt. Doch die beiden verdächtigen Männer sind anscheinend keine Unbekannten für die Polizei.

Nach Tagespiegel-Informationen aus Sicherheitskreisen wurden die beiden Männer observiert. Laut Polizei gehören beide dem islamistisch-salafistischen Spektrum an und waren entsprechend gekleidet. Es handelt sich um zwei Brüder syrischer Herkunft, die 21 und 24 Jahre alt sind. Beide haben bereits in Berlin gelebt und einen Flüchtlingsstatus. Dass sie oberviert worden, wollte ein Sprecher am Sonntag nicht bestätigen.

Zwei Beamte beobachteten am Samstag gegen 19 Uhr, dass sich die beiden verdächtig verhielten und vermeintlich einen Gegenstand abstellten. Als sich die Polizisten näherten, flüchteten die beiden Männer. Die Beamten nahmen die Verfolgung auf und die beiden in Gewahrsam.

Bei der Identitätsfeststellung kam es dann zu einer Verwechslung: Es lag eine Namensgleichheit mit einem Mann vor, der als islamistischer Gefährder gilt und Erfahrungen mit Sprengstoff hat. Daraufhin wurde Terroralarm ausgelöst, der Weihnachtsmarkt weiträumig abgesperrt.

Berlins Innensenator Andreas Geisel (SPD) informierte nach Tagesspiegel-Informationen noch am Abend die innenpolitischen Sprecher der rot-rot-grünen Koalition - das passiert nur bei besonderen Gefahrenlagen. Bei der Polizei gab es eine Zeit lang den Verdacht, es könne sich Sprengstoff auf dem Weihnachtsmarkt befinden.

Erst um kurz vor 23 Uhr gab eine Sprecherin der Polizei Entwarnung: ein gefährlicher Gegenstand sei nicht gefunden worden. Zu diesem Zeitpunkt informierte die Polizei die Öffentlichkeit auch darüber, dass eine zunächst „angenommene Fahndungsnotierung“ sich nicht bestätigt habe. Ob die beiden Verdächtigen zufällig Breitscheidplatz waren oder bewusst diesen Ort wählten, ist weiterhin unklar.

Innensenator Geisel lobt Einsatz der Polizei

Wie ernst die Lage eingeschätzt wurde, zeigt die Reaktion der Polizei: 250 Einsatzkräfte wurden zusammengezogen, Spürhunde eingesetzt. Der Breitscheidplatz war sehr weiträumig abgesperrt. Zudem wurde auch der Bahnhof Zoo nicht mehr von Zügen angefahren.

Innensenator Andreas Geisel (SPD) erklärte am Sonntag: „Die Entscheidung der Polizei den Breitscheidplatz zu räumen, war richtig. Im Vordergrund steht die Sicherheit unserer Stadt.“ Die Einsatzkräfte hätten in kürzester Zeit eine Entscheidung treffen müssen, dies sei „auf Grundlage der zum jeweiligen Zeitpunkt vorliegenden Information“ geschehen.

Der Einsatz zeige, sagte der Innensenator, dass die Polizei sensibilisiert sei. Geisel sagte weiter „Eines ist auch klar: Ein Fehlalarm ist am Ende immer die bessere Nachricht.“

Erst am Donnerstag hatte Berlin der Opfer des Anschlags gedacht

Auch der innenpolitische Sprecher der Grünen, Benedikt Lux, lobte das Vorgehen der Polizei am Sonntag. Lux sagte dem Tagesspiegel: „Die Polizei ist auf Nummer sicher gegangen und hat sehr umsichtig und präventiv reagiert.“ Lieber gäbe es einen Fehlalarm zu viel, als dass tatsächlich etwas passiere, sagte der Grünen-Politiker.

Auf den Weihnachtsmarkt hatte der islamistische Attentäter Anis Amri vor drei Jahren einen entführten Lastwagen gesteuert. Bei dem Anschlag wurden zwölf Menschen getötet und Dutzende verletzt. Amri wurde später auf der Flucht in Italien erschossen. Erst am Donnerstag hatte Berlin der Opfer des Attentats gedacht.

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