
© Elisa Pfleger
„Yaron war ein so begabter junger Mann“: Trauer in Berlin um getötete israelische Botschaftsmitarbeiter
In Berlin wird zwei getöteten Mitarbeitern der israelischen Botschaft in Washington gedacht. Israels Botschafter Ron Prosor hielt eine Trauerrede – und fand deutliche Worte zu der Tat.
Stand:
Nach den tödlichen Schüssen auf zwei Botschaftsangehörige in Washington haben sich am Donnerstagnachmittag etwa 40 Menschen zu einer Gedenkveranstaltung vor der israelischen Botschaft in Berlin-Schmargendorf versammelt.
Die beiden Mitarbeiter der israelischen Botschaft in Washington, Yaron Lischinsky und Sarah Milgram, waren am Mittwochabend (Ortszeit) in der Nähe des Jüdischen Museums in der US-Hauptstadt erschossen worden. Ein 30 Jahre alter Verdächtiger aus Chicago ist gefasst worden. Er soll nach der Festnahme einen propalästinensischen Slogan („Free, free Palestine“) skandiert haben.
Zu Beginn der Gedenkveranstaltung in Berlin hielt gegen 17 Uhr ein Freund des getöteten Yaron eine Rede – zunächst auf Hebräisch, dann auch auf Deutsch. „Das Buch des Lebens wurde gekürzt, bevor man Zeit hatte, die Einleitung zu schreiben“, sagte er. Und: „Yaron war ein so begabter junger Mann, mit der zionistischen Mission im Herzen.“
Israels Botschafter: „Es kann nicht das neue Normal sein“
Auch Israels Botschafter in Berlin, Ron Prosor, hielt eine Trauerrede: „Yaron, den ich persönlich kenne, war wirklich der Beste vom Besten. Wenn ich über ihn spreche, ist es schwierig. Das wichtigste ist: Dass wir nicht schweigen können, wir müssen unsere Stimmen erheben.“ Und: „Es kann doch nicht normal sein, dass jede jüdische Einrichtung in Deutschland, London und Washington in Gefahr ist.“

© X/ Embassy of Israel to the USA
Prosor verurteilte die tödlichen Schüsse als Resultat der Dämonisierung des Staates. „Sie wurden ermordet, weil sie waren, wer sie waren, und für das, wofür sie standen“, teilte Prosor nach der Gedenkveranstaltung mit. Das sei das schreckliche Ergebnis „der ständigen Delegitimierung und Dämonisierung des Staates Israel und seines Volkes“.
„Heute richten wir den Zeigefinger nicht nur auf die Antisemiten, sondern auch auf diejenigen, die sich nicht erheben und ihre Stimme gegen sie erheben“, sagte Prosor laut Mitteilung. „Wir werden weiterhin unsere blau-weiße Flagge hissen und für unsere gemeinsamen Werte kämpfen – das sind wir auch Yoran und Sarah schuldig.“ Die beiden hätten an vorderster Front gestanden, um Israel als nationale Heimat des jüdischen Volkes auf einem neuen diplomatischen Schlachtfeld zu verteidigen.
Die US-amerikanische Carol, die ebenfalls zu der Trauerfeier gekommen war und selbst jüdisch ist, sagte dem Tagesspiegel: „Es passiert in letzter Zeit so oft, dass es – wenn Jüdinnen und Juden etwas Schlimmes passiert – neben Unterstützung viel Rechtfertigung, Verharmlosung und Relativierung gibt und das kann sehr entmutigend sein. Ich dachte, wenn ich hier herkomme, hilft das, meinen Glauben an die Menschheit ein bisschen wiederherzustellen.“
Auch Freunde der verstorbenen Sarah Milgrim waren am Donnerstag zu der Gedenkveranstaltung gekommen. Rusayla Kord aus Jerusalem ist selbst nicht jüdisch, hat aber viele jüdische Freunde – darunter auch die getötete Sarah. Gerade macht Kord ein Austauschsemester in Potsdam. „Mein Herz ist zerbrochen, als ich heute Morgen von Sarahs Tod gehört habe“, sagte sie. „Sie ist eine sehr gute Freundin von mir, ich habe sie 2019 in einem Friedensprojekt kennengelernt, sie ist eine sehr warme Person, sie hilft jedem.“ Milgrim habe sich immer für Frieden eingesetzt.
Forderung nach mehr Schutz vor jüdischen Einrichtungen
Die Deutsch-Israelische Gesellschaft (DIG) Berlin und Brandenburg fordert nach dem tödlichen Angriff einen besseren Schutz für jüdische und israelische Einrichtungen. „Es besteht die Gefahr, dass auch in unserer Region fanatisierte Einzeltäter unschuldige Menschen angreifen“, teilte der Vorsitzende Jochen Feilcke mit. Seine Forderung richtet sich an den Berliner Senat und die Brandenburger Landesregierung.
Aus Sicht von Feilcke müsse viel härter und entschlossen gegen Sympathisanten der Hamas vorgegangen werden. Die Szene habe sich in Deutschland immer weiter radikalisiert. Das gehe längst über Sachbeschädigungen an Unis oder „fast schon alltägliche“ Bedrohungen hinaus.
„Wir haben bereits mehrere massive Gewalttaten gegen Juden und Israelis registrieren müssen“, sagte Feilcke. Senat und Landesregierung müssten auf eine Null-Toleranz-Politik umschalten und dies zum Beispiel auch von den Hochschulleitungen verlangen. (mit dpa)
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: