
© dpa/Jörg Carstensen
Nach Rohrbruch an Silvester: Berliner Wasserbetriebe rechnen mit monatelangen Bauarbeiten auf Seestraße
Das Ausmaß des Wasserrohrbruchs an Silvester in Berlin war außergewöhnlich. Nun stehen monatelange Bauarbeiten an. 270 Meter Leitung müssen erneuert werden.
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Die Berliner Wasserbetriebe rechnen nach dem Wasserrohrbruch auf der Seestraße im Wedding mit monatelangen Bauarbeiten. Diese werden auch für Anwohner und Autofahrer Einschränkungen mit sich bringen, sagte ein Sprecher der Berliner Wasserbetriebe. Zwischen den Kreuzungen zur Togostraße und zur Afrikanischen Straße müssen demnach 270 Meter Leitung ausgetauscht werden.
Einschränkungen für Autos und Straßenbahn
Der Autoverkehr in Richtung Westen wird dabei einspurig an der Baustelle vorbeigeleitet. In der Gegenrichtung bleiben sämtliche Fahrspuren befahrbar.
Die Straßenbahn bleibt bis auf weiteres zwischen den Stationen Osloer Straße und Virchow-Klinikum unterbrochen. Die Wassermassen hatten nicht nur ein Gleis unterspült, sondern auch einen Schaltschrank für die Stromversorgung der Tram weggespült.
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Wie lange die Tram-Strecke gesperrt bleibt, blieb zunächst offen. „Die aktuellen Schäden am Gleis und der Stromversorgung werden begutachtet und schnellstmöglich behoben“, teilte ein Sprecher der Berliner Verkehrsbetriebe mit. „Bis dahin bleibt der Ersatzverkehr mit Bussen im Einsatz.“
Hunderttausende Haushalte für mehr als eine Stunde ohne Wasser
Am Silvesterabend war eine wichtige Hauptleitung für Trinkwasser, die vom Wasserwerk Tegel bis in die Innenstadt führt, unter der Seestraße im Stadtteil Wedding geborsten. Die Wassermassen drangen schnell an die Oberfläche und überfluteten die Straße. Hunderttausende Haushalte in mehreren Bezirken waren für rund eine Stunde wegen des abfallenden Wasserdrucks ohne Wasser.
Unterdessen haben die Wasserbetriebe ihre Angabe vom Neujahrstag, dass das Rohr vor Jahren erneuert werden sollte, und dies am Veto der BVG scheiterte, korrigiert. Der Tagesspiegel hatte BWB-Sprecher Natz entsprechend zitiert. Nicht das jetzt geborstene Rohr sollte getauscht werden, sondern östlich der Müllerstraße ein anderer Abschnitt in der Seestraße, berichtigte Natz nun.
Östlich der Müllerstraße sei ein Teil des Hauptrohres 2023 bereits getauscht worden, für einen weiteren Abschnitt fehle jedoch die Genehmigung durch die Abteilung Verkehrslenkung der Verkehrsverwaltung.
Trotz des Riesenbruchs am Silvestertag sei das Versorgungsnetz der Hauptstadt stabil. Lediglich 500 Wasserrohrbrüche gebe es im Schnitt pro Jahr, sagte Sprecher Stephan Natz. „Das ist ein historisch niedriger Stand“. Zur Zeit der Wiedervereinigung in den Jahren 1989 und 1990 wären es noch dreimal so viele Wasserrohrbrüche gewesen. Ganz vermeiden ließen sich solche Notfälle nie.
Auch für Fachleute ein außergewöhnlicher Fall
Doch das Ausmaß des Rohrbruchs am Silvesterabend war außergewöhnlich. „Das sehen auch Fachleute nicht so oft“, sagte der Sprecher der Wasserbetriebe. Die Experten hätten schnell reagiert und die Leitung vor und hinter der Bruchstelle abgeriegelt. Nach etwa einer Stunde habe sich der Druck in sämtlichen Haushalten wieder aufgebaut. Betroffen waren unter anderem die Stadtteile Wedding, Frohnau, Charlottenburg, Wilmersdorf, Mitte und Kreuzberg.
Betroffenes Rohr war 97 Jahre alt
Glück im Unglück sei gewesen, dass der Rohrbruch unter einer Grünanlage lag und das Wasser direkt nach außen treten konnte. Wäre das Rohr nur wenige Meter weiter westlich unter der Straßendecke gebrochen, hätten erheblich größere Schäden gedroht, betonte Natz.
Bei dem betroffenen Rohr habe es sich um eine 97 Jahre alte Leitung aus sogenanntem Grauguss gehandelt. Grauguss gelte zwar als robust, aber auch als anfällig für Bewegungen, sagte der Sprecher. Auf der vielbefahrenen Seestraße könnten die Erschütterungen über die Jahre zur Materialermüdung geführt haben. Mit letztendlicher Sicherheit lasse sich die Ursache aber wahrscheinlich nie feststellen, hieß es.
Wasserverluste bei rund drei Prozent
Rückschlüsse auf den Zustand des Berliner Wassernetzes lassen sich aus dem Vorfall aber nicht ziehen, sagte der Sprecher. Die Haupt- und Versorgungsleitungen des rund 19.000 Kilometer langen Netzes sind den Wasserbetrieben zufolge im Schnitt rund 58 Jahre alt. Angelegt sind die Rohre für eine Lebensdauer von um die 100 Jahre.
Die Wasserverluste, etwa durch Rohrbrüche, lägen zwischen drei und vier Prozent. Das sei deutlich unter dem bundesweiten Durchschnitt. Gemeint ist der Saldo zwischen den Mengen, die die Wasserwerke verlassen und denen, die am Ende abgerechnet werden.
Wann Rohre saniert werden, entscheiden die Wasserbetriebe Natz zufolge nicht primär nach dem Alter. Vielmehr werde stets geschaut, aus welchem Material die Leitungen bestehen, in welcher Bodenart sie verlegt und welchen Belastungen sie ausgesetzt sind. „Es gibt viel jüngere Leitungen, die wir austauschen und ältere“, sagte Natz. (mit dpa)
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