
© Tagesspiegel/Kitty Kleist-Heinrich
Nachfolge von Kevin Kühnert: Berliner Landesvize Taşan-Funke will für den Bundestag kandidieren
Sie kommt aus Tempelhof-Schöneberg, war Berliner Jusochefin, ist jetzt im Landesvorstand: SPD-Politikerin Taşan-Funke strebt nach Kühnerts Rückzug in den Bundestag.
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Nach dem Rückzug des SPD-Generalssekretärs Kevin Kühnert aus der Politik will sich die stellvertretende Berliner Landesvorsitzende Sinem Taşan-Funke in Kühnerts Wahlkreis Tempelhof-Schöneberg um die Bundestagskandidatur bewerben.
„Ich möchte für den Bundestag kandidieren, um mich als starke sozialdemokratische Stimme aus Tempelhof-Schöneberg für die Belange der Berlinerinnen und Berliner einzusetzen“, sagte sie dem Tagesspiegel. Ihr Ziel sei, das Direktmandat zu verteidigen. Die ehemalige Berliner Juso-Vorsitzende gehört zum linken Parteiflügel und ist im Landesverband bestens vernetzt.
„Ich finde es schwer, länger dabei zuzusehen, wie Themen, die die Menschen in Berlin bewegen, im Bund zu wenig angegangen werden“, sagte sie. Der Bund müsse mehr gegen hohe Mieten, explodierende Lebenshaltungskosten, die zerfallende Infrastruktur und wachsende Ungleichheit tun.
Es braucht selbstbewusste sozialdemokratische Stimmen, die auch gegen Widerstände stabil bleiben. Dafür bin ich die Richtige.
Sinem Taşan-Funke, stellvertretende Landesvorsitzende der SPD Berlin
Auch die SPD laufe gerade zu sehr den rechten Stimmen hinterher. „Ich glaube, wir können die stärksten Antworten nur dann geben, wenn wir uns auf unsere eigenen Werte besinnen“, sagte sie. „Es braucht selbstbewusste sozialdemokratische Stimmen, die auch gegen Widerstände stabil bleiben. Dafür bin ich die Richtige.“
Innerhalb der Partei war Taşan-Funke nach Kühnerts überraschendem Rückzug aus gesundheitlichen Gründen in der vergangenen Woche schnell als mögliche Nachfolgerin für die Bundestagskandidatur im Gespräch. Die 32-jährige gebürtige Berlinerin, die als Juristin in einem Bundesministerium arbeitet, wuchs in Tempelhof-Schöneberg auf. Von 2020 bis Herbst 2023 war sie Co-Vorsitzende der Berliner Jusos und arbeitete in dieser Funktion auch eng mit Kühnert zusammen.
Taşan-Funke war Gegnerin der schwarz-roten Koalition
Nach der Wahl zum Abgeordnetenhaus 2023 führte sie eine Kampagne gegen eine Koalition mit der CDU an. In einem knappen Votum entschieden sich die SPD-Mitglieder schließlich für eine schwarz-rote Koalition. Obwohl sich ihr favorisiertes linkes Kandidatenduo im Kampf um den Landesvorsitz nicht durchsetzte, wurde Taşan-Funke im Mai zur stellvertretenden Landesvorsitzenden gewählt.
Offiziell will der SPD-Kreisverband Tempelhof-Schöneberg am 7. Dezember über die Kandidatur entscheiden. Das teilte die Kreisvorsitzende Wiebke Neumann dem Tagesspiegel mit. Ein ursprünglich anberaumter Termin im November wurde nach Kühnerts Rückzug verschoben.
Nach Tagesspiegel-Informationen wäre es eine Überraschung, wenn Taşan-Funke noch ernstzunehmende Konkurrenz aus der eigenen Partei bekäme. Ihre Kandidatur ist nach übereinstimmenden Berichten mit dem erweiterten Führungskreis der SPD Berlin abgesprochen. Der Berliner Abgeordnete Orkan Özdemir, der ebenfalls als möglicher Kandidat im Gespräch war, wird nach Tagesspiegel-Informationen nicht antreten.
Nominiert ihr Kreisverband Taşan-Funke im Dezember tatsächlich als Kandidatin, wird sie im Wahlkampf auf Moritz Heuberger treffen, der für die Grünen als Nachfolger von Renate Künast in Tempelhof-Schöneberg antritt. 2021 hatte sich Kühnert knapp mit 26,7 Prozent gegen Künast mit 25,2 Prozent der Stimmen im Kampf um das Direktmandat durchgesetzt.
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