
© Madame Tussauds
Neuer Bereich bei Madame Tussauds eröffnet: „Berlin Vibes“, aber bestimmt nicht für Berliner
Bei Madame Tussauds wurde Anfang der Woche ein neuer Bereich eröffnet, der „Besuchern das Gefühl gibt, mitten im Tiergarten zu stehen“. So verspricht es zumindest das Wachsfigurenkabinett.
Stand:
Star Wars war gestern, die deutsche Hauptstadt ist heute. Das findet zumindest der Berliner Ableger des Wachsfigurenkabinetts Madame Tussauds. Ein Bereich des Touri-Magneten am Brandenburger Tor wurde über zwei Etagen komplett umdekoriert. Am Ende des Rundgangs durch das Museum, wo früher das „Krieg der Sterne“-Film-Universum abgehandelt wurde, hat Anfang Woche der Themenpark „Berlin Vibes“ eröffnet.
Man wolle den Gästen kurz vor dem Ausgang nochmal zeigen, „dass in der Hauptstadt alles möglich ist“, sagt eine Sprecherin des Hauses. Wie ernst dieser Vorsatz genommen wurde, zeigt das Folgende.
So betritt geneigter Wachsfigurenkabinettbesucher zunächst eine nachgebaute U-Bahnstation, inklusive Fotoautomaten und Mülleimer, die stark an die des Alexanderplatzes erinnert, aber – weil ja in der Realität um die Ecke – mit „Unter den Linden“ überschrieben ist.

© Madame Tussauds
Direkt dahinter, beziehungsweise darunter, wird dem Besucher das Gefühl vermittelt, mitten im Tiergarten zu stehen – so zumindest verspricht es die Pressemitteilung. Was es mit Berlin zu tun hat, dass hier auch internationale Musikgrößen wie Ed Sheeran posieren oder der gebürtige Trierer Karl Marx vor einem Karl-Marx-Graffiti sitzt und der gebürtige Münchner Elyas M’Barek auf einem roten Sofa, fragt man sich zunächst und erinnert sich: „Alles ist möglich.“
Kontra K auf dem CSD
Dass die britische Sängerin Dua Lipa an Ort und Stelle ein hautenges, glitzerndes und äußerst freizügiges Bühnenkostüm trägt, ist dann, trotz aller „Alles ist möglich“-Theorie, doch ein klein wenig abwegig. Und wenn dann die US-amerikanische Dragqueen RuPaul von einer überdimensionalen Goldelse einen Lorbeerkranz aufgesetzt bekommt, ist man mittendrin im Surrealismus, den man in Berlin auch Pillen-bedingte Überdosis nennt.
Rapper Kontra K, die Neuanschaffung des Kabinetts – zur Eröffnung des „Berlin Vibes“-Bereichs war er Anfang der Woche sogar persönlich da – verzichtet gegenüber gar gänzlich auf Textil. Wenigstens obenrum. Die Wachsfiguren-Werkstatt habe sich besonders viel Mühe gegeben, die zahlreichen Tattoos realitätsgetreu nachzuzeichnen. Wäre ja schade, wenn man die nicht sieht.

© imago/Photopress Müller/IMAGO/Ralf MŸller
Dass es in seinem Sinne war, dass er in dieser Aufmachung und in Kombination mit Dragqueen RuPaul beziehungsweise LGBTIQ-Ikone Kim Petras wirkt, als hätte er sich am Rande des Christopher Street Days im Gebüsch verirrt, ist unwahrscheinlich. In der Vergangenheit machte der gebürtige Charlottenburger mit homophoben Aussagen von sich Reden.
Dass Madame Tussauds Kernzielgruppe im Wesentlichen aus Schulklassen mit unengagiertem Lehrpersonal und bestimmt nicht aus heimischen Berlinern besteht, beweist eine weitere Attraktion. Am Verkaufstresen einer Späti-Attrappe kann durch das Drücken verschiedener Knöpfe jetzt auch Mundart gelernt werden. „Kommse rin, könnse rauskieken!“, schallt es dann etwa weise aus einem Lautsprecher – im fensterlosen Wachsfigurenkabinett ist das wohl eher im übertragenen Sinne gemeint.
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