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Newsblog zum Stromausfall in Berlin: Köpenick hat wieder Strom
Nach 32 Stunden ohne Strom ist Berlin-Köpenick wieder ans Netz angeschlossen. Zwischenzeitlich waren 30.000 Haushalte ohne Strom. Der Blog zum Nachlesen.
- Seit Dienstagnachmittag waren in Berlin-Köpenick mehr als 30.000 Haushalte ohne Strom.
- Grund war ein Kabelschaden bei Bauarbeiten an der Salvador-Allende-Brücke.
- Der Netzbetreiber Vattenfall macht der Baufirma Vorwürfe: Sie soll sich nicht über die Lage der Kabel erkundigt haben.
- Die Reparaturen zogen sich bis Mittwochabend gegen 21.30 Uhr.
- Schulen und Kitas blieben geschlossen.
- kurz blieb auch in Rudow der Strom weg.
Der Spuk ist vorbei – Köpenick ist wieder am Netz
Die verhängnisvolle Bohrung
Köpenick wieder mit Strom versorgt
Kein Zusammenhang zwischen den Stromausfällen
Zwischen den Stromausfällen in Rudow und in Köpenick besteht laut einem Sprecher der Berliner Feuerwehr kein Zusammenhang: „Es handelt sich um einen gewöhnlichen Stromausfall, den es immer wieder mal in der Stadt gibt“, sagte der Sprecher. Seit 21 Uhr sollen die Haushalte rund um die Waßmannsdorfer Chaussee wieder an das Stromnetz angeschlossen sein. Die Feuerwehr selber hat darüber keine weiteren Informationen, da ihr der Netzbetreiber nicht bekannt ist.
Krisenstab der Berliner Feuerwehr bestätigt weiteren Stromausfall in Berlin
In Rudow sind derzeit 2000 Haushalte ohne Strom. Betroffen sind Straßenzüge rund um die Waßmannsdorfer Chaussee. Bis 21 Uhr soll die Störung behoben sein. Laut einem Sprecher des Krisenstabs wird die Feuerwehr vorerst nicht ausrücken.
In Köpenick gehen die ersten Lichter an
Laut Vattenfall ist die Köpenicker Altstadt seit 19 Uhr wieder mit Strom versorgt. Der Stromkonzern versichert, dass alle Haushalte bis 21.30 Uhr wieder Strom haben werden.
Was bisher geschah
Grund für die lange Dauer des Stromausfalls sei eine sehr beengte Baustelle. "Es können nicht mehr als vier bis sechs Leute gleichzeitig arbeiten", sagte die Sprecherin. Das Kabelsystem müsse komplett erneuert werden. Eine derartige Situation habe es bei Vattenfall noch nie gegeben. Die Deutsche Bahn kündigte am Mittwochnachmittag für ihre S-Bahnen einen Schienenersatzverkehr an.
Laut Feuerwehr waren von dem Stromausfall gut 30.000 Haushalte betroffen. Weil auch das Telefonnetz betroffen sein konnte, wurden Bürger aufgerufen, sich in Notfällen direkt an die nächstgelegene Feuerwache oder Polizeidienststelle zu wenden. Die Behörden richteten zudem Anlaufstellen für Anwohner ein. In einem Gymnasium wurden Betroffene mit warmen Getränken und Essen versorgt.
Der Stromausfall löste einen Großeinsatz von Feuerwehr und Technischem Hilfswerk (THW) aus. Aus dem Krankenhaus Köpenick wurden 23 Patienten in andere Einrichtungen notverlegt, wie die Senatsverwaltung für Gesundheit am Mittwoch mitteilte. Die Stromversorgung im Krankenhaus konnte mit Hilfe des THW wieder hergestellt werden. (AFP)
Hoffnungsschimmer für Köpenick
Vattenfall entschuldigt sich für die Verzögerung
„Wir hatten so eine Situation noch nie“, sagt eine Vattenfall-Sprecherin: zwei komplett zerstörte 110-Kilovolt-Kabel an einer derart schlecht zugänglichen Stelle wie der Brückenrampe seien ein beispielloses Problem. Zumindest einige der betroffenen Gebiete sollen ab etwa 18.30 Uhr wieder Strom bekommen, indem umliegende Netzabschnitte angezapft würden.
Notunterkunft plant zweite Nacht
In der provisorisch eingerichteten Notunterkunft im Archenhold-Gymnasium hat die Nachricht vom verlängerten Stromausfall die Helfer alarmiert. "Wir stellen uns darauf ein, auch die kommende Nacht über hierzubleiben", sagt Markus Neuhaus vom Deutschen Roten Kreuz zu Tagesspiegel-Reporterin Amy Walker. 187 Betten sind in der Turnhalle aufgestellt, es gibt Kartoffelsuppe und Getränke. Auch warme Duschen stehen zur Verfügung. Etwa 30 Menschen haben zur Stunde Zuflucht in der Schule gesucht, es sind vor allem Familien mit Kindern.
Kein Strom vor 21.30 Uhr
Wie die Feuerwehr dem Tagesspiegel bestätigt, scheint die avisierte Wiederherstellung der Stromversorgung zu 15 Uhr gescheitert. "Wir haben die Info, dass es frühestens um 21.30 Uhr wieder Strom gibt", sagte ein Sprecher.Tappen im Dunkeln
So sah Köpenick übrigens in der vergangenen Nacht aus. Wie Sie sehen, sehen Sie nichts.Baufirma hat keine Auskunft eingeholt
"Die Baufirma hat bei uns keine Trassenauskunft eingeholt", sagt Jürgen Schunk, der Leiter des Krisenstabs bei Vattenfall. Diese Trassenauskunft über die Lage von Leitungen aller Art sei absoluter Standard. Die Infrastrukturbetreiber von Gas-, Wasser- und Stromnetzen haben schon vor Jahren ein Portal namens "Infrest" aufgebaut, um Firmen den Zugang zu den Daten zu erleichtern und derartige Havarien zu verhindern. Brücken sind auch deshalb neuralgische Punkte, weil dort besonders viele Leitungen gebündelt sind, schreibt Tagesspiegel-Redakteur Stefan Jacobs, der die Pressekonferenz besucht hat.
Und dann kam auch noch Pech dazu
Stromnetz-Berlin-Geschäftsführer Thomas Schäfer ist selbst Techniker. Bei früheren Presseterminen hat er mehrfach das Netz für seine Sicherheit gerühmt: Es ist vereinfacht gesagt aus vielen Ringen aufgebaut, sodass Techniker im Fall eines Kabelschadens schnell eine Umleitung schalten können. Aber der Bohrer an der Allende-Brücke traf keinen solchen lokalen Ring, sondern eine Hauptschlagader: Von den mehr als 35.000 Kabelkilometern im Berliner Boden seien nur rund 700 Kilometer von dieser Dimension. Zum Stromausfall von Köpenick gehörte also auch ein Quentchen Pech.
15 Uhr - "das ist sportlich"
Beim Pressetermin der Vattenfall-Tochter Stromnetz Berlin betont Geschäftsführer Thomas Schäfer noch einmal, dass die Reparaturmannschaft bis 15 Uhr fertig sein will. "Das ist aber auch sportlich", sagt Schäfer. Im Bezirksamt, bei Feuerwehr, Polizei und in den zwei Krankenhäuser geht man davon aus, dass es auch nach Wiederaufflackern des Stroms noch Stunden dauern wird, ehe ein Normalbetrieb hergestellt ist.
Erstes kaputtes Kabel fiel zunächst nicht auf
Schon vor Wochen hat die Vattenfall-Tocher Stromnetz Berlin ihre Jahrespressekonferenz geplant - wie es der Zufall will für den heutigen Mittwoch. Um einen Ausblick auf Kommendes ging es den Umständen entsprechend aber kaum, wie Tagesspiegel-Reporter Stefan Jacobs miterlebt hat. Jürgen Schunk, Leiter des Krisenstabs, schilderte stattdessen noch mal die entscheidenden Momente: Um 14.07 Uhr am Dienstag hat eine Baufirma bei einer waagerechten Bohrung zunächst ein 110.000-Volt-Kabel durchbohrt - und zwar alle drei Einzeldrähte, jeder 15 Zentimeter dick. Das fiel zunächst nicht auf, sodass die Firma weiterbohrte und um 14.10 Uhr auch die drei Drähte eines daneben liegenden Kabels zerstörte. Danach wurde es dunkel in weiten Teilen von Köpenick.- showPaywall:
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