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Noch keine Maskenpflicht : Der Berliner Senat verhindert das Vernünftige
Weil in Berlin schon wieder Wahlkampf ist, verschiebt der Senat seine Entscheidung für Masken in Innenräumen. Warum muss Politik so wenig vorausschauend sein?

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Sie schützt effektiv und ohne viel Aufwand. Sie senkt das Risiko für alle Gefährdeten und auch den Krankenstand in Betrieben und Behörden. Sie entlastet die sowieso überlasteten Kliniken und Gesundheitsdienste. Eigentlich wäre es ein Leichtes, angesichts der längst grassierenden neuen Corona-Welle die Maskenplicht in Innenräumen wieder einzuführen.
Und eigentlich wäre es für Berlins Gesamtgesundheit geboten, wenn Berlin nicht noch schneller als sowieso gerade zum Hotspot der Infektionen werden will - zumindest nach der Einschätzung von Gesundheitssenatorin Ulrike Gote (Grüne).
Auch nicht wenige Bürgerinnen und Bürger scheinen so zu denken: Die Maskenquote im öffentlichen Nahverkehr steigt dem Anschein nach wieder an. Vielleicht, weil viele merken, dass nicht nur klimatisch der Herbst angebrochen ist, sondern auch pandemisch. Die Fallzahlen schnellen jedenfalls für alle sichtbar nach oben - bei weniger durchgeführten Tests als in früheren Corona-Herbsten.
Aber weil in Berlin schon wieder Wahlkampf ist und weil Freiheit neuerdings nur noch mit „Ich“ geschrieben wird, hat sich der Senat in dieser Woche noch nicht auf das einfachste Mittel der Wahl zur Eindämmung der Pandemie einigen können: Die Maskenpflicht in Innenräumen darf noch nicht kommen, weil die SPD das noch nicht verkünden will.
Der offiziell dafür vorgebrachte Grund ist ein vorgeschobener: Der Vorstoß sei vorher nicht abgestimmt gewesen. Und überhaupt: Erst mal müsse man mit den anderen Bundesländern reden. Als ob sich das Virus - selbst in milderen Varianten - diese Zeit auch nehmen würde.
Und so ist es wie beim Tempolimit auf deutschen Raser-Autobahnen: Einzelne Bremser in der Politik verhindern das offensichtlich Vernünftige, damit sie andere als Spaßbremsen darstellen können. Und so geht es weiter volle Fahrt voraus, bis es nicht mehr anders geht.
Und die Maskenpflicht in Innenräumen vom Senat wohl doch noch zum Monatsende beschlossen wird, weil die Klinken in Berlin sonst gänzlich kollabieren. Natürlich kann alles auch anders kommen; in die Zukunft kann die Politik nicht sehen. Muss sie deshalb so wenig vorausschauend sein?
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